Schreck in der Morgenstunde

Unser kleiner Hund hat sich gut eingelebt und fühlt sich sichtlich wohl. Nur seinen Namen fanden wir irgendwie blöd. Jetzt heißt er, wie sein Vorgänger : „Hund“

Das scheint uns passender und geht uns auch leichter von den Lippen. „Sitz“ klappt schon prima und da er sehr pflegeleicht und anhänglich ist, haben wir ihn die letzten Tage beim Gassigehen nicht mehr an der Leine gehabt. Auf Zuruf kommt er immer zurück und so kann er auch mal etwas schneller durch die Gegend flitzen und sich austoben. Tagsüber bleibt er weiter angeleint.

Heute Morgen um 7.15 Uhr war ich mit ihm auf der Schotterstraße außerhalb unseres Grundstücks wieder unterwegs. Auf die Schafweiden und in den Park darf er nicht, deshalb gehen wir mit ihm immer nach draußen. Gestern früh entdeckte ich im Wald nebenan ein ausgebüxtes Kälbchen. Wir informierten daraufhin den Besitzer, der es wieder einfing und zu seiner Mutter zurück brachte. Als ich heute an der Stelle vorbeikam, sah ich automatisch wieder dorthin und bemerkte einen großen Hund auf uns zulaufen. Der Zaun war zwischen uns, aber das bedeutete gar nichts! Ich rief eilig nach meinem Hund, der schon weiter vor gelaufen war. Er kam sofort an meine Seite. Ich schrie den fremden Hund an und versuchte, ihn mit Steinen zu verjagen. Er war mindestens so groß wie ein Schäferhund. Wenn der über den Zaun kommt, haben wir schlechte Karten, ging es mir durch den Kopf und beeilte mich, meinen Hund im Schlepptau, schnellstmöglich von hier zu verschwinden. Durch die Schreierei total eingeschüchtert, wich mir mein Hund nicht von der Seite. Wir waren etwa einen Kilometer von zu Hause entfernt. Der große Hund folgte uns den Zaun entlang und versuchte immer wieder, durch die Drähte hindurch zu schlüpfen. Ich schrie ihn weiter an, um ihn auf Abstand zu halten und lief schnell Richtung Eingang zu unserem Campo. Mein ängstlicher Hund folgte mir auf den Fuß, das große Tier konnten wir jedoch nicht abschütteln. Zuhause angekommen, leinte ich „Hund“ wieder an und rief nach Steffen, der gerade das Frühstück vorbereitete. Ich rief ihm zu, er möge das Gewehr mitbringen und gemeinsam liefen wir wieder vor zum Tor. Das große Tier durfte auf keinen Fall auf unser Grundstück und schon gar nicht in die Nähe der Schafe!!!

Schon von weitem sahen wir den Hund auf unserem Grundstück. Er hatte also den Zaun gegenüber überwunden und auch unser Zaun war für ihn kein Hindernis gewesen. Er saß nun einfach da und beobachtete uns. Steffen hatte das Gewehr im Anschlag und langsam gingen wir auf das Tier zu. Als er uns kommen sah, stand er auf und lief uns entgegen. Er machte keinen aggressiven Eindruck, wir blieben stehen und warteten ab. Ich hatte ihn fest im Blick und streckte meine Hand nach ihm aus. Er kam langsam auf uns zu, schnupperte an meiner Hand und leckte sie ab !! Ich streichelte ihn und er ließ es zu, er suchte Körperkontakt und war sichtlich froh, jemanden gefunden zu haben, der sich um ihn kümmert! Mit den Ärmeln meiner Jacke, die ich um seinen Hals gewickelt hatte, hielt ich ihn fest, bis Steffen ein Seil geholt hatte. Gehen lassen wollten wir ihn nicht. Ein streunender Hund ist gefährlich, egal wie lieb er tut und wie er zu den Schafen steht, wissen wir ja auch nicht.

Nun liegt er angeleint in einer Seelenruhe neben dem Hühnerstall, einen gefüllten Fressnapf vor sich. Wir haben ihn fotografiert und Daniel benachrichtigt. Vielleicht ist er auch weggelaufen und sein Besitzer sucht ihn bereits. Hoffentlich!!

Es kann natürlich auch sein, dass er ausgesetzt wurde. Er hat kein Halsband an und ist noch ziemlich jung. Ausgewachsen wird er sicher so groß wie ein neugeborenes Kalb. Ihn satt zu bekommen, verschlingt ein Vermögen, Geld, das die Menschen hier in der momentanen Situation nicht haben.

Nun hoffen wir erst einmal darauf, dass Daniel das Herrchen ausfindig machen kann und er doch nur davongelaufen ist.

Beide Hunde sind ganz brav, nehmen voneinander kaum Notiz und liegen friedlich, zwei Meter von einander entfernt, vor dem Galpon. Kein Gekläffe, kein Rumgehopse, nichts. Es scheint, als seien beide schon eine Ewigkeit bei uns Zuhause und alles hat seine Ordnung.

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