Drei Parteien auf Patrouille

Und alle wollen nur das Eine: Lämmer!

Unsere beiden Findelkinder haben die Lammsaison eingeläutet und seitdem steht Beobachtung auf dem Plan.

Die Geier, die hier Cuervos genannt werden (die spanische Übersetzung heißt eigentlich Krähe), schicken fast stündlich ihre Kundschafter aus. Die riesigen Vögel kreisen über dem Campo und halten Ausschau nach neugeborenen Lämmern. Entgegen der weitläufigen Meinung fressen die hiesigen Geier auch lebende Tiere. Erst im letzten Jahr hatten wir drei Geiern ein Lamm entrissen. Mutter und Kind kamen mit leichten Verletzungen davon, weil wir es rechtzeitig gemerkt hatten.

Der Carancho ist ein Raubvogel aus der Familie der Geierfalken. Er ist etwas größer als ein Bussard und etwas kleiner als ein Adler. Dafür sieht er mit seinen großen gelben Krallen und dem gebogenen Schnabel ziemlich furchterregend aus. Er kommt in fast ganz Südamerika vor und ist ein gefürchteter Räuber von neugeborenen Kälbern und Lämmern. Er brütet jetzt im Juli/August und versorgt seine Jungen mit Frischfleisch.

Die dritte Partei im Kampf um die Lämmer sind Steffen und ich. Auch wir gehen stündlich über die Weide, holen neugeborene Lämmer und ihre Mütter aus der Gefahrenzone und müssen manchmal ohnmächtig zusehen, wenn wir zu spät kommen! Heute morgen hatten wir drei frische Mütter auf der Nachtweide, aber nur zwei Lämmer. Drei mal haben wir alles abgesucht und nichts gefunden. Solche Erfahrungen sind nicht schön und psychisch ziemlich belastend. Wir brauchen jedesmal ein/zwei Tage, um die Situation zu verdauen. Auch im zehnten Jahr ist das nicht zur Routine geworden. Das wird es auch nie werden!