Das ist momentan ein Thema, das mich umtreibt, ein Thema, mit dem ich mich gedanklich stundenlang beschäftige!
Zum Einen steht bei uns der 60. Geburtstag an und damit das Bewusstsein: ja, auch wir werden immer älter, irgendwann werden wir richtig alt sein, nicht mehr so fit, geistig und körperlich; was dann?
Zum Anderen häufen sich, vielleicht kommt es mir auch nur so vor, im Internet auf den verschiedensten Kanälen „tolle Tip‘s“ für Rentner/Pensionäre, ihren Ruhestand im Ausland zu verbringen. Es werden nur Vorteile angepriesen: Sonne, Strand und Meer, günstige Preise ( da kann man auch mit einer kleinen Rente gut leben) und so weiter, und so fort!
Wenn ich mir das alles so anschaue oder die Berichte lese, wird mir himmelangst! Es geht mich ja eigentlich nichts an und mir kann es auch Wurscht sein, ob sich die alten Leutchen in die Misere reiten oder nicht. Wir haben aber in den vergangenen Jahren mit vielen Auswanderungswilligen gesprochen und einige waren auch dankbar dafür, dass wir die negativen Seiten nicht verschwiegen, in einigen Fällen sogar hervorgehoben haben!
Deswegen will ich jetzt hier meine Gedanken in Worte fassen und vielleicht den ein oder anderen Denkanstoß geben:
Wenn man erst im fortgeschrittenen Alter auswandern will, sollte man die Sache bis zum Ende bedenken. Im wahrsten Sinne des Wortes, auch wenn viele Menschen darüber gar nicht nachdenken wollen. Das gilt für Deutschland auch, aber im Ausland wird die ganze Sache unter Umständen etwas komplizierter! Man kann ganz sicher nicht für alles vorsorgen, aber wenn einige Angelegenheiten im Vorfeld geregelt sind, hat man es später etwas leichter.
Auch wenn man in der Auswanderungsphase nicht daran denken will, sollte man sich doch mit dem Erbrecht im neuen Land befassen, sobald man dauerhaft dort wohnt. In Uruguay wird das in Uruguay befindliche Vermögen des Verstorbenen eingefroren, d.h. der hinterbliebene Ehepartner kommt nicht mehr an das Geld. Das Vermögen wird innerhalb eines Jahres an die Erben verteilt, 50% bekommt der Ehepartner, 50% Kinder oder Eltern! Es gilt das Erbrecht des üblichen Aufenthaltsorts und nicht das deutsche Erbrecht, nur weil man deutscher Staatsbürger ist!! Das ist die Kurzform.
Wir empfehlen jedem, sich genauestens über die aktuellen Gesetze im jeweiligen Land zu informieren und gegebenenfalls Vorsorge zu treffen!
Wer als Paar auswandert, hat im Notfall immer noch den Partner zu Hilfe, sei es im Krankheits- oder Pflegefall. Wer alleine auswandert, sollte sich daher ganz genau überlegen, wie es im Notfall weiter geht. Auf zukünftige Freunde zu hoffen, ist wie auf einen Lottogewinn zu spekulieren. Manchmal klappt es.
Man kann im Ausland eine schöne, altersgerechte Immobilie erwerben und von seiner Rente/ Pension leben. Solange man fit ist, klappt das wunderbar.
Aber wie geht es weiter? Gibt es einen Pflegedienst, der im Notfall zur Stelle ist? Gibt es Pflegeheime, wo ich unterkommen kann, wenn gar nichts mehr geht? Was kostet das Ganze? Habe ich genug Ersparnisse, dass ich mir das leisten kann? Wie sehen die Pflegeheime aus, kann ich mich da wohlfühlen?
Was ich persönlich ganz wichtig finde, und ich daher auch in gar keinem Fall in ein uruguayisches Pflegeheim will, ist die Sprache. „Kann ich tatsächlich die Landessprache so gut, dass ich im hohen Alter, pflegebedürftig und geistig vielleicht nicht mehr ganz auf der Höhe, auf ausländisch versorgt werden will?“ Diese Frage sollte man sich auf alle Fälle stellen! Ein Rücktransport nach Deutschland ist dann vielleicht aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich und Angehörige nicht mal schnell im Notfall zur Stelle.
Stecken die Ersparnisse in der Immobilie, kann man ganz schnell in Schwierigkeiten geraten, sollte man auf die Schnelle Geld benötigen, für eine Operation, einen längeren Krankenhausaufenthalt oder teure Medikamente zum Beispiel. Kredite und Hypotheken gibt es, jedenfalls in Uruguay, für Ausländer nicht. Es gibt auch kein Sozialamt oder Pflegeversicherung, die evtl. Kosten übernehmen. Und die Immobilie ist auch nicht auf die Schnelle zu Geld gemacht.
Ein weiteres Thema, oft schon zu Beginn einer Auswanderung, sind Dauermedikamente. Viele ältere Menschen brauchen Medikamente, vielleicht nur zur Aufrechterhaltung der Gesundheit oder eben, weil sie verschiedene Krankheiten und Gebrechen plagen. Ein harter, aber ehrlicher Tip von mir: bleiben sie zu Hause!
Wer auf Dauermedikamente eingestellt ist, sollte sich ganz genau erkundigen, ob die Medikamente im Ausland zur Verfügung stehen oder per Versand erhältlich sind. Ersteres ist in Uruguay oft nicht der Fall, letzteres gar nicht! Hoffen sie nicht darauf, aufgrund des neuen und vielleicht gesünderen Lebens auf die Medikamente verzichten zu können. Das ist Wunschdenken!
In vielen Ländern, besonders da, wo das Leben auf den ersten Blick billiger ist ( das trifft auf Uruguay nicht zu, hier ist fast alles teurer! ) sind die Lebensumstände auch dementsprechend niedrig angesiedelt. Sei es in der medizinischen Versorgung, der Ausstattung der Krankenhäuser und oft auch in der Lebensmittelversorgung. Pflegehilfsmittel wie Rollstühle, Krücken oder ähnliches, sind vorsintflutlich! Reha oder Kur gibt es oft gar nicht! Wenn man auf den gewohnten deutschen Komfort verzichten kann, bitte schön! „Das ganze moderne Zeug brauch ich nicht“, lässt sich locker sagen, wenn man fit und gesund ist und es wirklich noch nicht braucht. Auch Brille und Hörgerät sind entbehrlich, hat man ja früher auch nicht gehabt! Aber will man wirklich so leben?
Das ist jetzt bewusst sehr provokativ! Aber ich bitte jeden Auswanderungswilligen, sich in einer ruhigen Minute mit einigen dieser angesprochenen Themen zu befassen. 60-80% aller Ausgewanderten sind nach etwa 3 Jahren, oft völlig mittellos, wieder in Deutschland. Durch eine bessere Vorbereitung ließe sich die Quote bestimmt um einige Prozente drücken.
Denn eine Auswanderung kann eine Bereicherung sein, sie ist lehrreich, tut Geist und Körper gut, öffnet Horizonte und ist einfach ein wunderschönes, positives Erlebnis! Aber sie muss nicht endgültig und keine Einbahnstraße sein.
Du schneidest ein interessantes Thema an. Wir haben noch 10 Jahre bis zu Dir, aber dennoch haben auch wir so manches Mal vom Auswandern gesprochen und uns sehr schlau gemacht und informiert. Letztlich haben wir es doch wieder zu den Akten gelegt, weil es so viele Punkte gab, die … sagen wir mal … speziell gewesen wären. So marode unser deutsches System ist – schlimmer geht es dennoch. Und nicht nur in den vermeintlich günstigeren Ländern, auch in anderen, die einem beim ersten Hinschauen wie das gelobte Land vorkommen. Letztlich haben alle ihre Pros und Contras. Wir bleiben hier – und fahren weiter in den Urlaub ins „Traumland“
Gruß
Llewella
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Liebe Llewella
Das ist eine gesunde Einstellung!
Wir haben unsere Auswanderung vor neun Jahren nie bereut und sind sehr glücklich hier! Aber wir wissen auch nach der langen Zeit, dass Uruguay für uns im fortgeschrittenen Alter nicht mehr in Frage kommt. Wir haben zuviel gehört und gesehen. Und bei vielem kann man auch mit Geld nichts machen.
Deine Einschätzung zu Deutschland teilen wir absolut. Irgendwann wird es für uns ein Rückflugticket geben, bevor es zu spät ist und wir die letzten Jahre noch in der Heimat genießen können!
Viele liebe Grüße 👋 Gabi
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