Uruguay hat gewählt!

Das war eine spannende und interessante Sache, die wir so aus Deutschland nicht kennen. Vor fünf Jahren haben wir davon sehr wenig mitbekommen. In diesem Jahr hatten wir das Gefühl, wir sind mitten drin!

Wählen dürfen nur uruguayische Staatsbürger. Wir haben eine Aufenthaltsgenehmigung und sind stille Zuschauer.

Der Wahlkampf startete bereits Anfang des Jahres und im Laufe der Monate wurden diejenigen der Minister ausgetauscht, die im Wahlkampf eine Rolle spielten. Darunter der Verteidigungsminister und der Minister für Arbeit und der für Soziales.

Am 30.6. gab es dann die Vorwahlen. Danach wurden von den einzelnen Parteien ihre Spitzenkandidaten bestimmt, deren Konterfei man dann überall auf Plakaten bewundern durfte.

Kein Fahndungsfoto 😂

Damals herrschte keine „Wahlpflicht“, sodass es zu einer historisch niedrigen Wahlbeteiligung kam. 35,3 % der Wähler zog es zu den Urnen. Die Anderen blieben daheim. Es war Winter und damit viel zu kalt, die Kinder hatten Schulferien und ein wichtiges Fußballspiel lenkte zusätzlich ab.

Vor einigen Wochen wurde das Parlament geschlossen, praktisch auf Eis gelegt, alle Abgeordneten stürzten sich ebenfalls in den Wahlkampf. Wahlkampfbüros schossen wie Pilze aus dem Boden, Laternenmasten, Mauern, Fenster, einfach alles wurde mit Plakaten und Fähnchen „geschmückt“. Die letzten zwei Wochen wurden an jeder Kreuzung im Land Werbezettelchen der Parteien verteilt. Millionenfach wurden sie vom Wind in alle Richtungen verweht, weil kaum ein Empfänger auch nur einen Blick darauf geworfen hatte.

In den letzten Tagen wurden lautstarke Autokorsos veranstaltet, auf denen sich die Spitzenkandidaten winkend auf den Ladeflächen der Fahrzeuge präsentierten.

Videofilmchen fluteten die Nachrichtenkanäle und selbst auf YouTube bekam man die mittlerweile bekannten Gesichter vor jedem Video gezeigt!

Die Urnen werden in einer großen Lagerhalle in Montevideo verwahrt, mitsamt der gleichen Anzahl von Rollkoffern, die die Wahlutensilien enthalten. Am Freitagabend wurden unter Polizeischutz die knapp 6000 Trollys auf Reisen geschickt und bis Samstag im gesamten Land verteilt.

Ab Samstag herrschte absolutes Alkoholverbot. Kein Bier, kein Wein zum Essen im Restaurant oder in der Kneipe. Wer mit dem Auto unterwegs war, musste jederzeit mit einer Alkoholkontrolle rechnen.

Schon ab Donnerstag herrschte am Flughafen, an den Häfen und Busstationen erhöhtes Verkehrsaufkommen. In Uruguay herrscht Wahlpflicht, und der muss man in seinem Geburtsort nachkommen. Wie das Uruguayos handhaben, die im Ausland wohnen, in den USA zum Beispiel oder in Deutschland, weiß ich nicht. (Vielleicht ist die dann zu erwartende Geldstrafe billiger als das Flugticket🤔) Mit Briefwahl oder elektronisch geht es wohl nicht. Wer seiner Wahlpflicht nicht nachkommt, der bekommt die erwähnte Geldstrafe!

Am Sonntag dem 27.10. war es dann soweit. Etwa 30.000 Wahlhelfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf der Präsidentschafts- und Parlamentswahl. Am 24.11. erfolgt dann eine Stichwahl zwischen den beiden erfolgreichsten Kandidaten.

Heute mussten sich die Wähler nicht nur für einen neuen Präsidenten entscheiden. Es wurde zudem von der größten Gewerkschaft ein Volksbegehren initiiert, bei der es um eine neue Rentenreform und die innere Sicherheit geht. Beides Themen, die in allen Lagern für hitzige Debatten sorgten.

Die Wahllokale schlossen um 19.30 Uhr. Danach wurden die Stimmen per Hand ausgezählt und teilweise im Fernsehen übertragen.

Punkt 20.30 Uhr, der Moderator zählte den Countdown !!!! wurde per Knopfdruck das Ergebnis veröffentlicht.

Die Wahlbeteiligung betrug etwas mehr als 89%.

In Montevideo steppt der Bär! Und in anderen Städten wahrscheinlich auch. Großbildleinwände und Tribünen sind aufgebaut. Tausende Menschen werden heute Nacht feiern !

2 Gedanken zu “Uruguay hat gewählt!

Hinterlasse eine Antwort zu Gollnow, Hans-Peter Antwort abbrechen