Interkulturelle Missverständnisse

Nach 7 Tagen ohne Strom waren wir dann doch der Meinung, nachfragen zu müssen, wie lange das denn nun noch dauern würde. Durch die enormen Überschwemmungen hat es immense Schäden im Land gegeben und tausende Haushalte sind immer noch ohne Strom. Das ist uns bewusst. Wir wollten daher nicht quengeln und warteten eine ganze Woche ab. Heute fragten wir bei unserem Problemlöser für alle Fälle nach, bei unserem contador , Buchhalter, der sich um den ganzen Schriftkram bemüht, Strom- und Telefonrechnungen bezahlt, sich um die anfallenden Steuern kümmert und noch vieles mehr. Ein Mitarbeiter meldete unsere Miesere der Stromgesellschaft und vier Stunden später standen zwei Techniker vor der Tür!

Dieser gemauerte Kasten steht an jeder Grundstücksgrenze und vor jedem Haus und beinhaltet den Zählerkasten der Stromgesellschaft. Deren Mitarbeiter haben Zutritt zu jedem Grundstück, mit Schlüssel oder ohne. Zur Not wird über den Zaun geklettert. Bis vor etwa zwei Jahren kamen die Mitarbeiter jeden Monat zum Zählerstand ablesen, danach wurde auf digital umgestellt.

Beim Umtausch damals wurde das rechte Türchen mit Draht verschlossen und das ist heute noch so. Heißt für uns: Finger weg! (Wenn man deutsch denkt)

Der linke Kasten enthält eine digitale Anzeige und kleine leuchtende Lämpchen.

Vergangene Woche, in der Nacht zum Dienstag, schlug während eines heftigen Gewitters der Blitz ein und der weiße Kasten zeigte danach nichts mehr an. Tot!

Eine Woche lief zwei mal täglich der Generator. Wir wussten nicht, wie lange noch. Daniel hatte daher zwischenzeitlich Benzin gebracht, da er mit seinem geländegängigen Auto die matschigen und zum Teil unterspülten Wege benutzen kann.

Heute also stand das orangene Auto der Stromgesellschaft am Tor. Die Techniker waren über‘s Tor geklettert und hatten den Schaden begutachtet. Als ich das Auto bemerkte, saßen beide schon wieder drin und warteten. Wahrscheinlich waren sie dankbar über die Pause. Unsere Telefonnummer steht am Tor. Sie hätten sich also nur bemerkbar machen müssen. Wollten sie aber nicht!

Ich ging hin und bekam erklärt, dass der weiße Kasten durchgeschmort ist und sie morgen wiederkämen, um ihn auszutauschen. Der Strom lief aber, alles gut. Wie? Alles gut? Ich bat sie herein und wollte das genauer erklärt bekommen. Hinter dem rechten Blechtürchen sei eine Sicherung. Deren Bügel sei unten, den müsste man nur hochklappen, dann kommt Strom. Aha. Wir hatten, verbotener Weise wie wir dachten, schon hinter das verschlossene Türchen gesehen und das verstaubte und schmutzige Teil gesehen. Sogar ganz mutig den Bügel hochgedrückt. Aber der linke Kasten blieb tot. Ja, der ist ja auch durchgeschmort! Was man als Laie von außen aber nicht bemerken konnte. Und wenn man den Bügel hochdrückt, steht man draußen am Kasten und nicht drin im Haus. Sieht also nicht, dass da kurz das Licht angeht.

Naja, man lernt immer wieder dazu. Das rechte Türchen beherbergt also eine vollfunktionsfähige Sicherung. Das hätten sie uns beim Umbau auch erklären können!

Eine Woche ohne Strom und nur mit Regenwasser ist machbar. Wir haben gemerkt, dass wir auch mit widrigen Umständen gut zurechtkommen und der einzige Schwachpunkt der Benzinvorrat ist. Für 10 Tage reicht der Sprit für den Generator. Aber es kommt ja nicht oft vor, dass so lange der Strom ausfällt. Also sind wir um einige Erfahrungen reicher. Vor allem um diese: wenn ein Uruguayo etwas abschließt, heißt das noch lange nicht: Finger weg 😁

2 Gedanken zu “Interkulturelle Missverständnisse

  1. Gut das die nicht deine Verlängerungskabel gesehen haben. Die sind oft nicht geeignet mehrere Kühltruhen dran zu haben. Bei den besseren steht die maximale Belastbarkeit mit drauf. Spätestens wenn die Kabel heiß werden wird es kritisch.

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    1. Da kennst du die Uruguayos schlecht! Deren Erfindungsreichtum bei der Improvisation ist enorm.
      Die Techniker waren ja im Haus und sind über die Kabel gestiegen. Das System ist mehrfach erprobt . Wir haben hier so oft Stromausfall, das gehört fast zur Normalität.

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