Die einsame Eule

Seit einigen Nächten schreit nur noch eine Schleiereule in die Nacht und wartet vergeblich auf Antwort ihrer Artgenossen. Acht Jahre lang haben uns die wunderschönen weißen Vögel begleitet. Haben im Dach ihre Küken großgezogen, zogen in der Nacht ihre Kreise um das Haus und nervten uns manches mal, wenn sie, auf den Ästen des Ombu-Baumes sitzend, die Stille der Nacht mit ihrem heißeren Krächzen unterbrachen.

Jetzt hat wahrscheinlich die Vogelgrippe zugeschlagen. Zwei Eulen fanden wir tot an der Einfahrt; oder das, was von ihnen übrig blieb. Mindestens sechs Eulen waren es ehemals gewesen, jetzt ist nur noch eine da. Wer weiß, wie lange noch.

Auch die Population der Tauben hat deutlich abgenommen. Letzte Woche ist mir eine Taube direkt vom Himmel vor die Füße gefallen.

Von der Regierung und den Medien erfahren wir wenig bis gar nichts mehr. Vor einigen Wochen wurde berichtet, dass das Landwirtschaftsministerium tausende Impfdosen für die Hühnerfabriken, die Legebatterien geordert hat. Ab und an wird von toten Pinguinen oder Robben berichtet, vor drei Monaten hat man einen toten Wal am Strand gefunden, der wohl auch an der Vogelgrippe verendet ist. Und auf den Malvinas, den Falklandinseln, sind tausende Vögel und Pinguine infiziert. Genaue Zahlen erfahren wir nicht, genauso wenig, wie wir genauere Informationen bekommen. Man lässt das Ganze wohl einfach laufen.

Eine weitere Erkrankung unter den Tieren, die sich rasant ausbreitet, ist die Pferde-Encephalitis, eine durch Moskitos übertragene Hirnerkrankung bei Pferden, die in den allermeisten Fällen zum Tode führt. Es gibt eine „Impfung“, die alle drei Monate verabreicht werden muss und pro Dosis um die 35 Dollar kostet. Das übersteigt schnell den Wert des Pferdes.

Wir haben mit einem Tierarzt aus Argentinien gesprochen, der im Nachbarland Rennpferde züchtet. Dort ist der Impfstoff praktisch nicht mehr zu bekommen. Die Argentinier fahren über die Grenze und kaufen in Uruguay die Bestände leer. Die hiesige Regierung hat nun verstärkte Grenzkontrollen beschlossen und den Export von Medikamenten verboten. Denn auch Fieber- und Hustensäfte für Kinder werden massenweise nach Argentinien geschafft.

Die Hirnentzündung wird laut Virologen von Mücken übertragen und infiziert mittlerweile auch Menschen. In Argentinien sind bereits 5 Personen verstorben und dutzende infiziert. In Uruguay sind offiziell bisher 2 Menschen erkrankt. Wenn man mit den Bauern spricht, erhält man ein ganz anderes Bild. Die Todesrate bei den Pferden ist um ein vielfaches höher. Man lässt die toten Tiere verschwinden, ohne sie zu melden. Niemand will mit den Behörden etwas zu tun haben. Und die Übertragung geht direkt von Pferd zu Pferd ohne Zwischenwirt Mücke. Auch die Bauern haben schlüssige Argumente für ihre Behauptungen. Sie sind mitten im Geschehen, beobachten und machen sich ihre eigenen Gedanken.

Die dritte Erkrankung, die die Länder in Südamerika in Atem hält, ist das Denque-Fieber. Eine Viruserkrankung, die durch den Stich einer infizierten Mücke übertragen wird und bei Menschen ein heftiges Krankheitsbild hervorrufen kann. Hohes Fieber, massive Knochen- und Muskelschmerzen und Kopfschmerzen quälen den Kranken über mehrere Tage. Ein Medikament dagegen gibt es nicht, es wird nur symptomatisch behandelt. Bei Kindern und Säuglingen kann die Erkrankung zum Tode führen, etwa jeder fünfte Infizierte stirbt daran. Vor allem diejenigen, die bereits eine Infektion hinter sich haben und erneut erkranken, sind besonders gefährdet. In Europa wird Reisenden in die betroffenen Regionen eine Impfung empfohlen. Vorbeugen kann man , indem man sich gegen Mückenstiche schützt. In vielen Ländern Südamerikas wird massiv gegen die Mückenschwärme mit dem Einsatz von Insektiziden vorgegangen.

3 Gedanken zu “Die einsame Eule

    1. Ja, wir finden alle drei Erkrankungen besorgniserregend und sind irgendwie etwas ratlos, weil von der hiesigen Regierung so wenig Information kommt. Alles wird einfach totgeschwiegen. Wir werden die Situation weiter genau beobachten, Handlungsmöglichkeiten haben wir praktisch keine. Es ist alles einbisschen gruselig.
      👋 Gabi

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