Ein Lämmlein steht auf der Weide

Am Samstag haben wir den letzten Ziegel gesetzt.

Die Mauer an der Ostseite des Parks ist fertig. Etwas über 80 Meter ist sie lang!

Zur Belohnung wollten wir uns einen Besuch in der Pizzeria gönnen und freuten uns schon darauf.

Die Abendroutine verlief Anfangs problemlos. Tränken auffüllen, Futter verteilen, nach den Lämmern sehen. Alles gut. Wir haben mittlerweile doch 11 Lämmer bekommen. Das letzte war am Samstagmorgen zur Welt gekommen, ein älteres Lamm leider am Freitagmittag gestorben.

Die große Herde von der Nordweide kam ins Nachtgehege. Wir zählen sie jeden Abend, 52 Schafe, alle da, alles gut.

Auch die Ziegen und die Schafe von der Südweide warteten schon am Gatter. Die Ziegen waren vollständig, 20 Schafe. 20? Da fehlt eins, gestern waren es noch 21!

Die Tiere liefen in ihr Gehege, dann kam Steffen mit einem kleinen Wollbündel im Arm den Hügel hochgelaufen. Er hatte nach dem Pferd und den Eseln gesehen und dabei mitten auf der Weide ein neugeborenes Lamm gefunden. Von der Mutter keine Spur!

Das Lamm war nicht versorgt, völlig verklebt und unterkühlt. Die Mutter hatte es zur Welt gebracht und es dann einfach liegen gelassen, es nicht abgeleckt oder sich sonstwie gekümmert!

Ich versorgte das Kleine im Haus, rieb es trocken und sauber und gab ihm eine Milchflasche. Währenddessen suchte Steffen bis zur Dämmerung auf der Weide nach der verlorengegangenen Mutter. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam dann die Erleuchtung: es waren natürlich nur 20 Schafe! Am Morgen kam ja ein Lämmchen in dieser Herde zur Welt und Mutter und Kind waren in einem Extragehege!

Wir waren erleichtert, hatten aber nun trotzdem ein Flaschenlamm. Denn es war nicht festzustellen, wer von den Schafen die Mutter ist. Keine Blutspuren, nichts! Und irgendwelche mütterlichen Gefühle waren ja auch nicht vorhanden, selbst wenn wir die Mutter gefunden hätten!

Julius, das Findelkind

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Schafzucht der letzten sieben Jahre: fast jedes fünfte Lamm wird von der Mutter nicht angenommen, etwa jedes zehnte Lamm stirbt. Das deckt sich genau mit den Erfahrungen anderer Schäfer, mit denen wir uns unterhalten haben, ob in Uruguay oder auch in Deutschland: 20-25% Verluste bei den Lämmer gibt es immer!

Bei guter Pflege hat wenigstens ein Großteil der Waisenkinder eine gute Überlebenschance, wenn man sie rechtzeitig findet und versorgen kann!

Das Pizzaessen haben wir verschoben. Julius verlangt alle drei Stunden seine Milchflasche!

3 Gedanken zu “Ein Lämmlein steht auf der Weide

    1. Ja, es sieht gut aus, alle anderen Bögen und Mäuerchen harmonieren miteinander, ein gelungenes Werk! Es sieht nun wirklich aus wie ein alter Schlosspark, da einige Bögen schon mit Efeu bewachsen sind.
      Viele Grüße und noch einen schönen Sonntagnachmittag 👋Gabi

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse eine Antwort zu Linsenfutter Antwort abbrechen