Wir kapitulieren!

Heute Morgen war irgendwie die ganze Energie, die wir die letzten Monate teils mühsam aufrecht erhalten hatten, weg.

Seit Ende Oktober besteht unser Tagesablauf hauptsächlich aus Gießen und die Tiere versorgen. Und von Woche zu Woche hoffen, dass wir etwas Regnen abbekommen. Letzte Woche war noch alles grün, soweit man es nur oberflächlich betrachtete und nicht genauer hinschaute. Heute sieht es nicht viel anders aus als im Rest des Landes. Einzig unsere Tiere bekommen frisches, klares Wasser. Unser Brunnen gibt noch Wasser. Ein Wunder!

Der Wassermangel ist mittlerweile auch in den Städten an der Küste angekommen. In vielen Regionen kommt am Nachmittag das Wasser nur noch tropfenweise aus dem Hahn. Eine Lagune nach der anderen, die zur Wasseraufbereitung genutzt wurde, trocknet aus. Die Vorräte reichen noch ein bis zwei Wochen. Dann ist Schluss. Und dann? Montevideo kann die Wasserversorgung 24 Std. aufrecht erhalten, Vorrat gibt es keinen. Steigt der Verbrauch von Trinkwasser weiter an, wird es eng. Über Durchsagen im Radio und Fernsehen wird zum Wassersparen aufgerufen. Wer ans öffentliche Wassernetz angeschlossen ist, soll Trinkwasser nur noch für den persönlichen Bedarf nutzen.

Die Obst- und Gemüseabteilungen in den Supermärkten leeren sich zusehends. Es gibt kaum noch frische Ware. Die Küstenorte werden sicherlich mit Ware aus Brasilien versorgt. Bis zu uns kommt kaum mehr was durch. Hamstern wird zum Alltag, aber verschrumpeltes Obst und Gemüse will niemand haben. Wir sind froh, das unsere Tiefkühltruhe gut gefüllt ist und die Einmachgläser in der Vorratskammer die Regale füllen. Frische Ware wird zur Ausnahme.

Die Temperaturen sind mörderisch. Die vergangene Woche hatten wir täglich weit über 35 Grad, heute haben wir 40!! Dazu weht seit dem Morgen ein kräftiger Wind, der einen Aufenthalt im Freien zur Tortur werden lässt. Die Tiere liegen erschöpft im Schatten und bewegen sich nur, um zum Wasserbottich zu schlurfen, den Steffen vier mal täglich auffüllen muss. Wir hatten heute Früh mit dem Gießen angefangen, aber es dann aufgegeben. Wasserverschwendung! Es verdunstet schneller, als wir gießen können. Vielleicht heute Abend oder in der Nacht, wenn der Wind etwas nachlässt. Ansonsten können wir zusehen, wie sieben Jahre Arbeit an den Pflanzen vertrocknet und zu Staub zerfällt. Was die Sonne nicht schafft, erledigen die Ameisen und Heuschrecken. Täglich mehren sich die abgefressenen Pflanzenreste. Es ist einfach nur frustrierend!

Solange wir genug Wasser haben, gießen wir unser Obst und Gemüse. Aber der Wind heute wird vielem den Rest geben. Sind wir froh über das, was wir bereits geerntet haben. Viel wird nicht mehr dazu kommen. Es gilt nun, wenigstens die Wurzeln am Leben zu erhalten, damit die Pflanzen irgendwann erneut austreiben können.

Gestern hat ein kleines Raubtier, ein Stinktier oder Marder oder was auch immer, unsere drei kleinen Hühner geholt. Ein Verlust, der auch sehr schmerzt und ebenfalls zum allgemeinen Frust beiträgt.

Auch der Blick auf die Wettervorhersage reißt uns in die Tiefe. Weit und breit kein Regen in Sicht, allenfalls etwas gemäßigtere Temperaturen, wenn wir den Tag heute überstanden haben.

Wenigstens sind die Baumfällarbeiten auf der Ostseite soweit fortgeschritten, dass uns der ständige Lärm der Maschinen nicht mehr stört. Vorerst wenigstens, bis es auf der Nordseite weitergeht. Vier Tage und vor allem Nächte waren wir vom Lärm umgeben und fanden kaum Ruhe zum Schlaf. Lärm, Staub und Hitze machen uns langsam mürbe!

5 Gedanken zu “Wir kapitulieren!

  1. Das ist ja absolut tragisch. Ich glaube, das bekommt hier kaum jemand mit.
    Zumindest habe ich hier keine derartigen Nachrichten mitbekommen.
    Ein Like mag ich dafür nicht setzen.
    LG Jürgen

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    1. Danke für deinen Kommentar, Jürgen
      Ich hoffe, es wird die nächsten Tage etwas besser, aber heute sitzt der Frust ziemlich tief!
      Wir sind froh, die Tiere mit ausreichend Frischwasser versorgen zu können, das ist leider nicht mehr überall möglich.
      Durchhalten ist die Parole; es muss ja irgendwann wieder besser werden!

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      1. Es wird sicher bald besser werden. Wir hatten auch so eine Phase. Danach wollte es nich wieder aufhören. Ich glaube da an die Natur. Sie wird das regeln.

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      2. Auf die ein oder andere Weise sicher 😁 der Mensch braucht die Natur, aber die Natur braucht den Menschen nicht!
        Aber es gibt so viele Menschen, denen geht es weitaus schlimmer als uns. Solange uns unser Brunnen nicht im Stich lässt, ist alles gut!
        Ich lese gerade ein Buch über das Warschauer Ghetto. Dazu die Nachrichten aus der Türkei. Da kommt schon eine mahnende Stimme: jammere nicht so rum!
        Auch wenn‘s gerade nicht so schön ist😏

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