Wir haben wieder eine ziemlich turbulente Woche hinter uns. Vor zehn Tagen, am 25. August, dem uruguayischen Nationalfeiertag , waren wir noch frohen Mutes. Seit fast zwei Wochen war kein Lamm mehr zur Welt gekommen. Die anstrengende Lammzeit schien zu Ende. Unsere sieben Flaschenlämmer waren aus dem Gröbsten raus, bekamen nur noch morgens, mittags und abends eine Milchflasche und wir freuten uns auf etwas mehr Ruhe und mehr Zeit für die Gartenarbeit. Dann kam am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils ein Lamm zur Welt. Alle Nachzügler waren ziemlich klein, wogen nur um die 2,5kg, waren aber fit und die Mütter sehr fürsorglich. Sie bekamen gemeinsam ein Extragehege mit Haus, sodass es die Lämmer in der Nacht schön warm haben. Für die große Herde waren die Lämmer doch zu mickrig.
Seit Mitte Juni haben wir einen strengen Winter mit Nachtfrösten. Vielleicht in insgesamt 10 Nächten hat es nicht gefroren und nur ein einziges Mal hat es geregnet. Aber so wenig, dass wir zwei Tage danach schon wieder gießen mussten. Für die Lämmer draußen auf der Weide bedeuten diese Temperaturen ordentlich Stress, auch wenn sie sich tagsüber bei 15-20 Grad in der Sonne erholen können.
Am folgenden Montag, die Wiesen und Schafe waren wieder mit dickem Raureif bedeckt, brachte ein Schaf Zwillinge zur Welt. Der Erstgeborene, ein schwarzer Junge, stand völlig ausgekühlt unter einem Baum und schrie sich die Seele aus dem Leib, weil sich niemand um ihn kümmerte. Durch sein Schreien alarmiert, eilten wir in der Dämmerung auf die Nachtweide. Wir wollten unsere sieben Lämmer füttern. Daraus wurde erst mal nichts. Die Schafmutter kümmerte sich um ihr Zweitgeborenes, ein winziges weißes Mädchen und schien ihren Sohn vergessen zu haben. Das Mini-Lämmchen konnte nicht bei der Mutter bleiben. Wir nahmen es an uns und boten ihr ihren Sohn, um den sie sich kümmern sollte. An ihm hatte sie allerdings absolut kein Interesse. Wir nahmen die beiden Lämmchen also mit ins Haus. Zwei neue Flaschenlämmer! Das Mädchen brachte keine 2 kg auf die Waage, ihr Brüderchen wog etwa ein Pfund mehr.
Am Mittwoch kam wieder ein Lamm zur Welt; groß, kräftig, weiblich. Die Mutter eine erfahrene Veteranin. Sollte eigentlich alles gut sein. War es aber leider nicht. Bei der Kontrolle entdeckten wir bei der Mutter ein schlaffes Euter ohne einen Tropfen Milch!! Nächstes Flaschenlamm! Das Schaf war mit unserer Entscheidung natürlich nicht einverstanden, aber da hatte sie kein Mitspracherecht. Das Kindeswohl geht vor!
An Freitagabend fanden wir bei unserem täglichen Kontrollgang über die Weide ein völlig erschöpftes etwa sechs Wochen altes Lamm im Gras liegen. Es war dehydriert und apathisch. Es wurde mit Honigwasser und Sahnemilch zwangsernährt. Einen Saugreflex haben Lämmer in dem Alter nicht mehr und dieses Schätzchen hat wohl seit einiger Zeit nichts mehr zu Trinken bekommen.
Nun haben wir zwei Herden mit Lämmern zu versorgen. Gut, dass wir so viel Platz und geeignete Gehege haben. Die Großen bekommen ab morgen nur noch zwei Milchflaschen, morgens und abends. Ansonsten sind sie selbstständig auf ihrer eigenen Weide und fressen ordentlich Gras.Die Kleinen verbringen die Nächte im Haus. Sie schlafen, mit einer Windel gut verpackt, in der Dusche und haben es dort kuschelig warm. Unsere Dusche hat etwa die Grundfläche einer großen Badewanne, wie hier in Uruguay üblich, sodass die Kleinen genug Platz haben. Drei von ihnen bekommen sechs Milchmahlzeiten, die erste morgens um 6 Uhr, die letzte in der Nacht um 22Uhr. Das große Lamm bekommt morgens und abends die Milch in den Mund gespritzt und schluckt brav ihre Portion.
Ruhe und Gartenarbeit sind also wieder in die Ferne gerückt. Jetzt gilt es erst mal, die Lämmchen groß und fit zu bekommen. Dann sehen wir weiter.

Ab und zu finden wir doch etwas Zeit für die Gartenarbeit .
