Sechs Jahre Uruguay

Vor einigen Tagen begingen wir unseren sechsten Jahrestag hier in Uruguay. Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Aber wenn ich so in meinen Blogbeiträgen schmökere, ist es fast ebenso unglaublich, was wir in dieser Zeit so alles erlebt haben. Einiges ist in Vergessenheit geraten, viele Erlebnisse sind allerdings noch so präsent, als seien sie erst gestern gewesen. Das einschneidendste Ereignis war ohne Zweifel der große Brand im Januar diesen Jahres. Die Emotionen kommen noch jedesmal hoch, wenn wir darüber sprechen und wir sprechen oft über dieses Thema, weil es wie ein Damocles-Schwert über dem Alltag hängt.

Die Veränderungen auf unserem Grundstück sind enorm. Wenn wir die alten Fotos von vor über acht Jahren, als wir das Stück Land gekauft hatten, betrachten, ist vom Ursprünglichen eigentlich nichts wieder zu erkennen. Das Haus auf dem Hügel steht noch auf der gleichen Stelle, alles andere hat sich gewaltig verändert. Ich weiß nicht, wie viele Tonnen Steine wir im Lauf der Jahre bewegt haben. Hunderte von Quadratmetern Land haben wir gesäubert und zuallererst die herumliegenden Steine entfernt, damit wir überhaupt erst anfangen konnten. Schubkarrenweise wurden die Steine von einem Ort zum anderen transportiert, Mauern errichtet und Beeteinfassungen gelegt.

Hunderte von Bäumen haben wir im Lauf der Zeit gepflanzt und wenn wir die Büsche und Sträucher dazu zählen, kommen wir gut und gerne auf über 1000 Pflanzen, die auf unserem Grundstück eine neue Heimat gefunden haben. Die meisten davon haben gut gewurzelt, wachsen und gedeihen und erfreuen uns mit ihrem Laub, ihrem Wuchs, ihren Blüten und/oder Früchten. Natürlich gab es auch Rückschläge. Unser raues Klima ist nicht für jede Pflanze geeignet. Wir mussten so manchen Traum aufgeben und die toten, vertrockneten oder erfrorenen Pflanzenreste wieder entfernen.

In unseren Tieren haben wir unsere Erfüllung gefunden. Den Umgang mit ihnen haben wir erst hier lernen müssen und manch schmerzhafte Erfahrung gemacht. Aber die Mühe hat sich gelohnt. Fast alle unsere Tiere der „ersten Stunde“ leben noch, erfreuen sich bester Gesundheit und begleiten uns in unserem Alltag. Meine Eselin Lizzy ist bereits zwei Mal Mama geworden und unsere Ziegen-Oma Mariechen war schon alt, als sie zu uns kam. Nun ist sie uralt, aber noch fit wie meine Oma, deren Namen sie bekam und die im Alter von 93 Jahren noch alleine ihren Haushalt führte. Unser erster Schafbock, Steffens Liebling Octavio, erfreut sich ebenfalls einer robusten Gesundheit und hat in den vergangenen Jahren für ordentlich Nachwuchs gesorgt.

Schmerz und Leid, Geburt und Tod gehören mit zum Alltag, wenn man mit 150 Tieren zusammen lebt. Wir haben viele schlimme Situationen meistern müssen. Die Freude an unseren Lieblingen überwiegt aber ganz eindeutig. Es ist oft rührend, mit welcher Liebe und Vertrauen sie an uns hängen und sie sich in jeder Situation so 100% auf uns verlassen. Schafe knuddeln ist die beste Therapie gegen schlechte Laune, Müdigkeit und „keine Lust“!

Alles in allem sind wir hier sehr zufrieden und glücklich. Wir haben unsere Scholle gefunden und uns über die Jahre gemütlich eingerichtet. Unsere letzte große Anschaffung, der Holzofen, brachte nun einen Hauch Luxus in unser Heim. Jetzt, im siebten Winter, den wir hier erleben, haben wir es das erste Mal so richtig kuschelig warm im Haus!

Nun sind wir gespannt, was die Zukunft noch so alles bringen wird. Politisch und wirtschaftlich, national und international, ist ja noch allerhand Potential vorhanden. Wetter und Klima werden weiter für Handlungsbedarf und Gesprächsstoff sorgen und auch in unserem eigenen kleinen Mikrokosmos wird die Zeit nicht stillstehen. Wir stehen in den Startlöchern und warten auf die Lämmer. Das ist jedes Mal eine aufregende Zeit.

Wir möchten uns bei den vielen treuen Lesern rund um den Erdball bedanken, die uns über die Jahre hinweg interessiert begleitet haben und hoffen, euch auch in Zukunft mit spannenden, lustigen, traurigen und kuriosen Geschichten rund um Uruguay und unserem Leben auf dem Land unterhalten zu dürfen.

6 Gedanken zu “Sechs Jahre Uruguay

    1. Dankeschön!
      Direkt am Rio ist es etwas milder, aber auch dort gibt es ab und zu Raureif. Wir hier haben ein Kälteeck erwischt, was im Sommer recht angenehm ist, weil die Nächte gut abkühlen. Im Winter ist es dagegen ziemlich kalt. Tarariras liegt 20km entfernt, dort gibt es kaum Frost.
      Wir sind mit unserem Klima hier sehr zufrieden, der Unterschied zu Deutschland ist nicht groß, wenn man vom Wetter an der Weinstraße/ Vorderpfalz ausgeht.
      Die Temperaturschwankungen sind in Uruguay allgemein sehr extrem, was bei vielen Touristen zu enormen Kreislaufproblemen führt. 25Grad und mehr am Tag sind keine Seltenheit. Auch an der Atlantikküste ist das Wetter oft sehr extrem von ganz heiß bis ganz kalt im Sommer. Eine Fleecejacke sollte man auch im Hochsommer im Gepäck haben.

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    2. Wahnsinn was die Zeit vergeht. Macht weiter so auch die nächsten Jahre. Wir freuen uns immer auf eure tollen Berichte 😘 🍀 Petra und Wolfgang

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  1. Wenn du es nicht so direkt geschrieben hättest, wäre es mir gar nicht so aufgefallen,
    dass schon 6Jahre vergangen sind. Aber wenn ich in eurem Blog (Gabi, du hast ein Schriftsteller-Gen in dir) lese, merke ich, ihr seit angekommen auf eurer Scholle.
    Ich wünsche Euch weiterhin, dass sich alles so entwickelt wie ihr es euch vorstellt. Viele Grüße von Martina

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    1. Dankeschön, Martina
      Wir haben immer noch viele Pläne im Kopf, das hält fit. Es gibt für uns hier noch so viel Potential, das es zu nutzen gilt. Die Auswanderung war für uns die absolut richtige Entscheidung .

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