Klein-Siegfried, unser neuer Ziegenbock

Unsere sieben Geißlein haben wir gestern verkauft. Der Käufer hatte uns schon vor einigen Wochen nach unserem Ziegennachwuchs gefragt. Seit drei Jahren kauft er uns bereits unsere Zicklein ab. Er hat eine Ziegenzucht mit Milchbetrieb und braucht immer neue Ziegen für die Zuchtlinien.

Da wir seit über vier Jahren unsere Mutter-Ziegen behalten, weil sie uns sehr ans Herz gewachsen sind, tauschen wir jedes Jahr den Ziegenbock aus. Ab und an behalten wir auch ein Weibchen aus unserem Nachwuchs, sie sollte natürlich nicht vom eigenen Papa wieder Zicklein bekommen.

Der Käufer hat uns dieses Jahr ein neues Böckchen mitgebracht. Es ist ein kleines, weißes Kerlchen, etwa drei Monate alt und sehr verschmust. Er lässt sich hochheben und knuddeln. Dabei ist er auch sehr selbstbewusst und gar nicht ängstlich. Ruckzuck hat er sich in die Herde der Ziegendamen integriert. Gleich die erste Nacht blieb er mit ihnen im Gehege und bleibt auch tagsüber auf der Weide immer in deren Nähe. Die rüde Behandlung der Ziegen stört ihn nicht besonders. Als Neuling wird er oft hin und her geschubst und auch mal unsanft auf die Hörner genommen. Ziegen sind da nicht sehr rücksichtsvoll, aber überaus robust, was das gegenseitige schlechte Benehmen angeht.

Die Mütter gaben ihren Nachwuchs natürlich nicht freiwillig her. Es gab gestern ein fürchterliches Geschrei von beiden Seiten, als die sieben Zicklein mit dem Auto davonfuhren. Den ganzen Tag über suchten sie ihre Kinder und riefen lautstark nach ihnen. Auch heute wollen sie die neue Situation noch nicht akzeptieren und meckern und rufen. Aber in ein bis zwei Tagen werden sie sich damit abgefunden haben. Das ist jedes Jahr aufs Neue eine herzzerreißende Tragödie. Zudem haben die Ziegen ihre Zicklein ja teilweise noch gesäugt. Wenn man sie nicht trennt, trinken die Kleinen auch mit fast einem Jahr noch die Milch und sind dabei so groß wie die Mutter.

Wir müssen die Ziegen nun die nächsten Tage einmal täglich abmelken, damit es nicht zum Milchstau und einer Entzündung kommt. Nach und nach wird die Milch versiegen. Wir melken das Euter nicht leer, damit nicht zu viel nachproduziert wird. An einer Milchwirtschaft haben wir kein Interesse.