Seit 13.3.2020 gelten in Uruguay besondere Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Covid 19, mal mehr, mal weniger drastisch. Die letzten zwei/drei Monate erlebten wir relativ locker. Abstand halten, Mundschutz tragen und Hände desinfizieren. Das ist mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Die Infektionszahlen hielten sich landesweit auf sehr niedrigem Niveau: wenige Hundert Infizierte und 50 Verstorbene, seit März.
Seit drei Wochen wendet sich das Blatt und die Infektionszahlen schießen in die Höhe, auch die Zahl der Toten hat sich um fast 40% erhöht.
Woran das liegt, wissen wir nicht. Wir haben den Herbst und Winter hinter uns. Im Frühling und Sommer sollten die Zahlen eigentlich stagnieren. Das Gegenteil ist der Fall.
Vor etwa fünf Wochen hat die Regierung ( mal wieder ) die Grenzen geschlossen. Einreisen dürfen nur noch Personen mit uruguayischem Pass oder einer Daueraufenthaltsgenehmigung. Gleichzeitig wurde die Bevölkerung aufgerufen, eifrig im eigenen Land herum zu reisen und Urlaub zu machen. Der ausländische Tourismus fällt in diesem Jahr komplett aus. Zwei Drittel der Hotels und Hostels landesweit sind geschlossen. 30% des Landes lebt vom Tourismus und das soll jetzt die uruguayische Bevölkerung auffangen. Wie das funktionieren soll, ist uns ein Rätsel.
Bisher wurden die Coronatests von einheimischen und internationalen Firmen gesponsert. ( seit März wurden etwa 400 000 Tests durchgeführt, davon waren 4700 positiv, aktuell sind knapp 1000 Personen erkrankt ) Die Gelder scheinen langsam auszugehen. In den Beiträgen der Fernsehsender sind aufgeregte Debatten zu sehen. Wie soll das alles weiter finanzierbar sein ? Wer bezahlt eine Impfung, sollte die irgendwann einmal zur Verfügung stehen ? Es sieht so aus, als ginge dem Land tatsächlich langsam das Geld aus und die Bevölkerung wird Corona-müde. Anfangs standen alle noch hinter den verordneten Maßnahmen, mittlerweile sind viele genervt. Die niedrigen Infektionszahlen vermittelten eine trügerische Sicherheit, die jetzt bröckelt.
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit gibt es auch in der Landwirtschaft keine positiven Meldungen. In China wurde wohl auf einem Stück argentinischen Rindfleisches ein Corona-Virus gefunden. Daraufhin wurde der gesamte Fleischimport aus Südamerika von den chinesischen Behörden gestoppt. 30% Preisverfall in den letzten Wochen sind die Folge. Auch Ernteeinbußen bestimmen das Bild und treiben die Arbeitslosigkeit der ungelernten Saisonkräfte in die Höhe. Da hat sich eine gewaltige Abwärtsspirale in Gang gesetzt.
Wir leben hier noch relativ unbeteiligt von allem zufrieden und glücklich auf unserem Land. Nichtsdestotrotz verfolgen wir aber aufmerksam die täglichen Nachrichtensendungen im Fernsehen. Der Empfang über die Satellitenschüssel funktioniert tadellos und das Wörterbuch ist immer in greifbarer Nähe, um die vielen, uns unbekannten Wörter, nachzuschlagen. So können wir das aktuelle Tagesgeschehen verfolgen und nebenbei noch unseren Wortschatz erweitern.