
Fünf neue Hühner und ein Hahn sind wieder bei uns eingezogen. Der Hahn hat sich gleich mit einem herzhaften „Kikeriki“ bemerkbar gemacht. Er und seine Damen scheinen mit ihrer neuen Behausung zufrieden zu sein. Der Chajà hat mit der Eingewöhnung noch seine Mühe, durfte er sich doch die letzten zwei Wochen tagsüber fast frei im Gelände bewegen. Das erscheint uns auf Dauer wenig sinnvoll. Er hat nur einen Flügel und ist dadurch flugunfähig. Und wenn er auch ziemlich groß und wehrhaft ist, hat er einem größeren Raubtier wenig entgegenzusetzen. Wir wollen ihn nicht auch noch verlieren.
Die Dachkonstruktion erwies sich als etwas kniffelig, aber letztendlich haben wir doch eine Lösung gefunden. Nach unserer Einschätzung ist der Hühnerstall inklusive Auslauf jetzt Einbruchsicher. Wir hoffen, dass wir nicht wieder eines Besseren belehrt werden!

Am Samstag Nachmittag hat es dann überraschend geregnet. Auch in der Nacht zum Sonntag fielen noch vereinzelte Tropfen. Nicht viel, etwa 7 Liter auf den Quadratmeter, aber immerhin soviel, dass ich weder am Samstag noch am Sonntag gießen musste. Das versprach ein freies Wochenende, das zum Ausruhen, Lesen und Kuchenbacken genutzt wurde.
Aus gegebenem Anlass möchte ich noch einmal etwas zur medizinischen Versorgung hier in Uruguay loswerden, weil wir immer wieder danach gefragt werden.
Seit einer Woche etwa quält mich ein hässlicher, stark juckender Ausschlag. Waren es Anfangs nur einzelne rote Punkte, die an Insektenstiche erinnerten, vermehrten sie sich täglich über den ganzen Körper, bis es heute Nacht dann kaum mehr auszuhalten war. Nach dem Frühstück und einer schlaflosen Nacht machte ich mich auf den Weg nach Tarariras ins Krankenhaus in die Ambulanz. Niedergelassene Ärzte gibt es hier nicht. Wir haben einen Vertrag mit dem örtlichen Krankenhaus und können dort 24/7 aufkreuzen. Kurz nach meinem Klingeln wurde ich von zwei Krankenschwestern in Empfang genommen. Auch eine Ärztin war sofort zur Stelle. Die drei kümmerten sich kompetent und sehr, sehr freundlich um mich. Es gab keine Wartezeit. Kaum hatte ich den Behandlungsraum betreten, wurde ich auch gleich versorgt. Aus der Krankenhaus-Apotheke bekam ich gleich die passenden Medikamente für meine heftige allergische Reaktion überreicht. Ich musste mich um nichts kümmern. All-Inclusive!
Die Medikamente gab es selbstverständlich nicht umsonst. Ich musste meine Zuzahlung leisten. Natürlich ist hier der im Vorteil, der über ausreichend finanzielle Mittel verfügt. Sind die Erkrankungen schwerwiegender und die Medikamente dadurch teuer, bleibt der auf der Strecke, der es sich nicht leisten kann. Notfallversorgung ist in Uruguay für jeden überall kostenlos. Alles, was danach kommt, muß bezahlt werden. Die Beiträge bei den einzelnen Vertragskrankenhäusern sind im Vergleich zu Deutschland billig. Wir haben für Deutschland sogar eine Auslandskrankenversicherung.
Aber die Behandlungen kosten natürlich trotzdem und wer es sich nicht leisten kann, ist auf die Solidarität seiner Mitmenschen angewiesen. In den Supermärkten in Tarariras wird momentan Geld für eine Einwohnerin gesammelt, damit sie ihre Krebstherapie bezahlen kann. Manchmal werden Grillfeste veranstaltet. Die Spendenbereitschaft ist da jedes Mal sehr groß, da jeder weiß, dass es auch einen selbst treffen kann.
Es war jetzt das zweite Mal, dass ich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste. Auch Steffen kam einmal in den Genuss. Es gab keine überfüllten Wartezimmer, keine langen Wartezeiten. Jedes Mal hatten wir das Gefühl: die haben nur auf uns gewartet. Wir waren Privatpatienten mit eigenem Personal! Und das in einem Feld-Wald-Wiesen-Krankenhaus in der Pampa!!! Wenn auch die Ausstattung etwas antiquiert wirkt und die Behandlungsmethoden nicht auf dem allerneuesten Stand sind, fühlten wir uns doch jedes Mal in besten Händen.
Unser Fazit: wenn schon krank, dann hier, wo man sich noch viel Zeit für den einzelnen Patienten nimmt. Einfache Erkrankungen werden hier hervorragend versorgt. Und die ganz schlimmen Sachen wollen wir am besten gar nicht ausprobieren!