„Negro“

Nach dem Desaster im Kleintiergehege und nachdem wir uns, zugegebenermaßen ziemlich ungerne, dazu entschlossen hatten, wieder einen Hund zu haben, brachte Daniel am Samstag vor zwei Wochen dann „Negro“ mit. Unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ein Bordercollie war eigentlich nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Die Tiere sind hyperaktiv und brauchen viel Bewegung.

„Negro“ ist etwa 6 -7 Monate alt und ging durch eine harte Schule! Sein Vorbesitzer wollte ihn zum Hütehund ausbilden und verlor nach einigen Monaten die Lust. Der Welpe ist total verschreckt und ängstlich. Artgerechte Haltung hatte er bisher nicht genossen und als wir ihn so zusammengekauert in der Ecke liegen sahen, tat er uns einfach nur leid. Wir beschlossen, ihn zu behalten und richteten ihm die Hundehütte her. Hier wurde er angeleint, damit er sich erst einmal akklimatisieren konnte. Wir gingen einige Male mit ihm spazieren. Gefressen und getrunken hat er nicht.

Am nächsten Morgen war er weg!

Den ganzen Sonntag über haben wir ihn gesucht. Vergeblich!

Daniel sagte in der Nachbarschaft Bescheid und als wir nach einer Woche immer noch nichts hörten, gaben wir die Hoffnung, ihn wieder zu bekommen, auf.

Vergangenen Montag kam dann eine Nachricht, der Hund sei beim nächsten Nachbarn auf dem Campo. Wir setzten uns sofort ins Auto und fuhren hin. Ja, auf dem Campo war er, er streunte dort auf den großen Feldern zwischen Sojapflanzen und Eukalyptusbäumen umher. Einfangen ließ er sich allerdings nicht.

Wir kamen mit den Bauern ins Gespräch. Es sind arme Leute, die die Felder für ihren Chef bewirtschaften und dort in einer kleinen Hütte leben. Einige hundert Quadratmeter sind zur Eigennutzung bestimmt und die werden bevölkert von unzähligem Federvieh: Hühner, Enten, Gänse und Puten, die Nahrungsgrundlage der Familie. Ein Pferd steht draußen am Wegrand zum Grasen und hinter dem Häuschen liegen einige Kälber im Dreck! Strom gibt es keinen. Der letzte Strommast befindet sich auf unserem Grundstück und ist etwa 5 km entfernt.

Da wir ja unsere Hühnerschar aufstocken wollten, fragten wir nach, ob wir zwei Hühner kaufen könnten und bekamen sie letztendlich geschenkt. Das war uns etwas peinlich, aber die gute Frau wollte kein Geld. Nur gut, dass ich für die Kinder Schokolade dabei hatte!!

Sie versprachen uns, den Hund bei Gelegenheit einzufangen und uns Bescheid zu geben. Gestern kam nun der ersehnte Anruf und wir sind gleich wieder hin gefahren, mit Schokolade und selbstgemachter Tomatensoße im Gepäck.

Damit uns „Negro“ nicht wieder davon läuft, haben wir ein sicheres Halsband und eine starke Leine gekauft. Zudem wird er die ersten Nächte eingesperrt im Galpon verbringen, bis er sich an uns gewöhnt hat.

Heute Morgen um 7 Uhr haben wir mit ihm einen Spaziergang im Sonnenaufgang gemacht, danach hat er mit ordentlichem Appetit sein Frühstück gefressen. Die zwei Wochen in der Wildnis haben ihm zugesetzt. Er ist ziemlich dünn geworden. Jetzt liegt er satt und entspannt in der Sonne und ist vielleicht doch froh, wieder bei uns zu sein.

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