Einladung zum Essen

Wir hatten mit einem netten Bekannten etwas geschäftliches zu besprechen und wurden von ihm zum Essen eingeladen. Es sollte tallarines geben. Das sind, auch in Deutschland bekannten, Tagliatelle ( ich hoffe, ich hab’s richtig geschrieben, aber ihr wisst schon, was ich meine ) Sie sind in Uruguay jedenfalls sehr beliebt, besonders mit einer fleischhaltigen Soße.

Wir bekamen die Koordinationsdaten von seinem Zuhause ( das dachten wir jedenfalls) und gaben diese in die Navi-App im Handy ein. Das ist einfacher als eine Wegbeschreibung, die uns im Dunkeln im unbekannten Gelände eh nicht viel genutzt hätte. Dank des Satelliten kamen wir dann auch am Zielort an. Kein Haus, sondern ein Campo mitten in der Wildnis, mit Kühen und einer alten Hütte. Ein Feuer prasselte schon munter in der Grillstätte. Wir wurden vom Gastgeber und den schon anwesenden Gästen herzlich begrüßt. Mein Gastgeschenk, ein Glas selbstgemachte Marmelade ( eindeutig eine Fehlentscheidung) ließ ich beim Anblick der munteren Männergesellschaft im Auto.

Eine Einladung zum Nudelessen hatten wir uns etwas anders vorgestellt und Geschirr, Besteck und Gläser, die wir bei den sonntäglichen Reitveranstaltungen immer dabei haben, zu Hause gelassen. Unser lieber Gastgeber suchte in der alten Hütte, dort gab es eine „Küche“ inklusive hölzernem Küchenschrank, nach einem Gefäß für die Getränke und drückte Steffen dann tatsächlich zwei Gläser in die Hand. Mein fürsorglicher Ehemann ging damit zum Wasserhahn und erntete einen erstaunten Blick. „Was machst du da ?“ Nein, er wollte kein Wasser zum Trinken. „Ich spül nur die Gläser aus, da sind Spinnen drin.“😨

Während Steffen sich dem Wein und ich der Limo widmete ( ich sollte ja wieder nach Hause fahren) , machte ich mir so meine Gedanken über den weiteren Verlauf des Abends. Geschirr und Besteck war ebenfalls nicht vorhanden. Wird bestimmt lustig, wenn die Nudeln fertig sind !

Auf dem Grill brutzelten inzwischen große Fleischstücke. Plan B, falls die Sache mit den Nudeln nicht klappt.

Derweil trafen die nächsten Gäste ein, ein nettes Ehepaar, mit denen wir uns im Laufe der Nacht angeregt unterhielten. Da sie auch ohne Geschirr ankamen, haben wir ihnen großzügig eines unserer Gläser überlassen und ich mir mit Steffen das übriggebliebene Glas geteilt. Einmal durfte er es sich mit Wein füllen, dann kam ich mit meiner Limo an die Reihe !!!! Man muss nur flexibel bleiben.

Neben der Feuerstelle stand eine Gaskartusche und gleich daneben eine kleine Herdplatte, verbunden mit einem nicht dazugehörendem Plastikschlauch. Passt schon, wird sich unser Gastgeber gedacht haben und versuchte minutenlang vergeblich, mit einem Feuerzeug die Gasflamme zum Brennen zu bringen. Nachdem er den Gashahn aufgedreht hatte, machte es kurz „Wusch“, es erschien eine große Flamme, die kurz darauf erlosch. „Gott sei Dank“, dachte ich. “ Das erklärt die sinkende Bevölkerungszahl in Uruguay“, war Steffens trockener Kommentar dazu. Nach einiger Zeit ließen die Männer von der Gasflasche ab und verschwanden in der Küche. Irgendwie musste der große Wassertopf doch zum Kochen gebracht werden !

Derweil holte unser Gastgeber einen klapprigen Camping-Tisch, stellte ihn mittig in die überdachte Veranda und kippte zwei Kilo Mehl darauf. Das Ganze wurde zu einem kleinen Berg angehäuft und oben eine Mulde hinein gedrückt, wohinein nach und nach die Eier aufgeschlagen wurden. Tisch abputzen und Hände waschen ? Fehlanzeige ! „Die Nudeln werden ja im Wasser gekocht“, tröstete ich mich und beobachte fasziniert, wie die übrige Gästeschar übrigens auch, wie aus der „Riesensauerei“ doch tatsächlich ein ansehnlicher Nudelteig wurde. Professionell, mit geübten Handgriffen, wurden die Nudeln aus der Maschine gedreht. Erlebnisgastronomie 😁

Ein weiteres Ehepaar unter den Gästen hatte mitgedacht, sie kannten ihren Freund wohl schon etwas länger und besser. Mit einem Stapel Teller und Besteck im Gepäck wurden sie freudig begrüßt. Ich hab mir gleich einen Teller und zwei Gabeln geschnappt, bevor die anderen zugriffen. In der Küche kochte derweil das Nudelwasser, man hatte also eine Gelegenheit dazu gefunden. Ich hab nicht so genau hingesehen. Ein weiterer fleißiger Helfer hatte eine leckere Soße gekocht, die dann gemeinsam mit den Nudeln auf einer wagenradgroßen Platte serviert wurde. Es hat ausgezeichnet geschmeckt! Es hat von den Gästen wohl niemand so richtig damit gerechnet, daß das mit dem Nudelessen noch etwas wird. Die Köche wurden ausgiebig gelobt. Wider Erwarten schmeckte es köstlich und das Fleisch auf dem Grill wollte niemand mehr haben.

Gesundheitlich haben wir den Abend gut überstanden. Ich sag’s ja immer wieder : in Uruguay gibt es keine Bazillen !!! Wäre es anders, hätten wir die mittlerweile drei Jahre, die wir hier sind, nicht überlebt. Der deutsche Wirtschaftskontrolldienst würde hier von einer Ohnmacht in die nächste fallen. Hygiene und Essen, da treffen hier zwei Welten aufeinander !

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