Gut gemeint und dumm gelaufen

Unsere beiden Flaschenlämmer sind fast zwei Wochen alt. Sie leben draußen in der Herde, bekommen von uns fünf mal täglich ihre Milch und brauchen uns ansonsten nicht. Soweit, so gut. Am Samstagmittag sind Steffen und ich, mit Milchflaschen bewaffnet, auf die Suche nach unseren Schützlingen gegangen. Es reicht ein kurzer Ruf und schon kommen sie hungrig angesprungen. Es war heiß an diesem Tag und einige der Schafe hatten es sich in der Nähe der Tränken im Schatten der Bäume gemütlich gemacht. Darunter befand sich auch unsere Prinzessin, Oktavia, das Flaschenlamm vom August. Sie ist inzwischen fast fünf Monate alt und bekommt schon lange keine Milch mehr. Sie ist aber immer noch sehr anhänglich und kommt immer wieder zum Knuddeln, vor allem, wenn sie ihren Lieblingsmensch sieht : Steffen !

Am Samstag also betraten wir die Weide, die Lämmchen kamen angerannt und wir gingen in die Hocke, um sie zu füttern. Oktavia sah Steffen mit der Milchflasche, rannte ebenfalls auf ihn zu, stieß das Lamm zur Seite und wollte ebenfalls nuckeln. Steffen war gerührt von so viel Liebe und Zuneigung und hielt ihr die Flasche hin, in der Annahme, die trinkt das eh nicht mehr. Das war ein Fehler !

Ruckzuck hatte sie die Flasche geleert, das kleine Lämmchen stand daneben und schrie fürchterlich. Mein Schützling hatte inzwischen auch seine Flasche ausgetrunken und ich beeilte mich, schleunigst in der Küche für Nachschub zu sorgen. Irgendwann waren dann alle satt und zufrieden. Die Kleinen verschwanden wieder, um auf Entdeckungstour zu gehen und Oktavia war wieder ganz Baby und ließ sich von Steffen knuddeln.

Seit dem lässt sie die Lämmchen nicht mehr aus den Augen. Wo die Zwei sind, gibt es Milch, das hat sie ganz schnell begriffen. Sobald ich mit den Milchflaschen im Anmarsch bin, steht Oktavia bereit. Sie bekommt natürlich nichts mehr, drängt aber immer dazwischen und stößt ihre Konkurrentinnen unsanft auf die Seite. Ich muss also vor dem Füttern die Lämmer von der Herde trennen, außerhalb vom Zaun ein Versteck suchen, meist hinter einem Baum, damit unsere Prinzessin nicht dazwischen geht. Sie steht dann auf der anderen Seite des Zauns und beschwert sich lauthals, dass sie so sträflich vernachlässigt wird !

Soll noch einer behaupten, Schafe wären dumm !!

Pünktlich zur Ernte streiken die Tanklastwagenfahrer wieder. Überall auf den Feldern wird die zweite Ernte in diesem Jahr eingefahren und bei den Tankstellen wird der Diesel knapp. Die Diesellieferungen sind rationiert. Morgens wird geliefert, die Bauern stehen Schlange und kurz darauf gibt es nichts mehr. Wir konnten noch 300 Liter ergattern, die Gerste muss vom Feld. Der Streik soll bis Freitag gehen, Chaos pur !

Eigentlich war für heute die Ernte geplant. Man wollte kurz nach Sonnenaufgang anfangen, der Ablauf war besprochen. Als Steffen heute um 7 Uhr am Feld ankam, war außer ihm niemand da. Keine Erntemaschine, nichts ! Was da jetzt wieder schiefgegangen ist, weiß ich noch nicht. Ich werde weiter berichten.

Ein Gedanke zu “Gut gemeint und dumm gelaufen

  1. „Ein neues Jahr hat seine Pflichten, ein neuer Morgen ruft zur frischen Tat. Stets wünsche ich ein fröhliches Verrichten und Mut und Kraft zur Arbeit früh und spat.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
    Liebe Gabi, lieber Steffen,
    wir wünschen Euch noch angenehme Tage im alten Jahr, sowie alles Gute für das Neue Jahr. Bleibt so freudig! Bleibt Gesund! Bleibt beschützt und bewahrt!
    Herzliche Grüsse
    Lothar

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