Auf einem Campo gibt es hunderterlei wichtiger und nützlicher Dinge, große und kleine, teure und weniger teure Sachen.
Das „pluvíometro“ gehört eindeutig zu den wichtigsten, wenn es nicht sogar die wichtigste Sache überhaupt ist !
Es gibt keinen Garten, keine Weide und kein Feld, auf dem sich nicht solch ein Regenmesser befindet. Mindestens einer ! Denn das wichtigste Gesprächsthema auf dem Land ist das Wetter !
Um mit der Landbevölkerung ins Gespräch zu kommen, braucht man am Anfang kein allzu umfangreiches Vokabular. Es genügt völlig, sich die Wörter übers Wetter einzuprägen. Egal, wohin man kommt, nach der kurzen Frage : „Wie geht’s „, kommt das alles beherrschende Thema : Wetter ! Und das wird ausgiebig diskutiert. Beim Metzger und Bäcker ebenso, wie auf den am Wochenende stattfindenden Auktionen und Reitveranstaltungen. Wie trocken oder nass der Boden ist, ist für den Bauern fundamental. Sobald es aufgehört hat regnen, gilt der erste Schritt dem pluvíometro. Der Inhalt dieses kleinen Plastikbehälters wird Gegenstand eifriger Gespräche. Es ist nicht egal, wenn es beim Bauern „A“ 23 mm geregnet hat und auf dem Feld des Nachbarn nur die Hälfte. Via Handy über die sozialen Netzwerke werden die Regenmengen eifrig ausgetauscht, und man erfährt relativ schnell, wenn in 60 km Entfernung ganze Landstriche unter Wasser stehen, während es auf dem eigenen Campo trocken geblieben ist.
Wir haben uns früher wenig Gedanken zu diesem Thema gemacht und das Wetter genommen, wie es eben ist, da wir es eh‘ nicht ändern können. Das hat sich mittlerweile völlig geändert. Auch wir haben zwei dieser wichtigen Teile und nach jedem Regen wird die Füllmenge in eine Liste eingetragen. Nützt zwar für nichts ( bis jetzt haben wir noch keine Regelmäßigkeit der monatlichen Regenmenge feststellen können ) bietet aber die Grundlage für jedes Gespräch. Wir jammern in der Landessprache mit, wenn es zu nass oder zu trocken ist, nichts eint so sehr wie geteiltes Leid ! Wir hoffen auf Regen oder Sonnenschein, je nachdem, was gerade gebraucht wird, frieren inzwischen genauso wie die Uruguayos, wenn im Sommer die Temperaturen unter die 20Grad Marke fallen und freuen uns, wenn vor der Getreideernte das Wetter passt.