

Unser Ex-Angestellter Gastón hat uns im letzten Sommer erklärt, daß man in dieser Jahreszeit nicht viel arbeiten kann und seine Arbeitszeit kurzerhand um die Hälfte reduziert. Unser jetziger Angestellter Daniel ist vom Gegenteil überzeugt und stellt uns vor harte Anforderungen.
Tagsüber steigen die Temperaturen momentan auf über 37 Grad. Schon morgens um acht Uhr brennt die Sonne heiß vom Himmel und man möchte nur noch in den Schatten flüchten. Das Durstgefühl quält uns den ganzen Tag, wir können gar nicht so viel trinken, wie eigentlich nötig wäre. Vier Liter pro Tag und Person sind keine Seltenheit, unser Wasserkasten wird jeden zweiten Tag ausgetauscht, mit 12 Litern kommen wir nicht lange hin.
Die Arbeit muß natürlich trotzdem gemacht werden, obwohl es bei diesen Temperaturen ziemlich schwer fällt und alles nur sehr langsam vonstatten geht. Also wird ein großer Teil der Arbeit in die frühen Morgenstunden verlegt. Um kurz nach fünf wird es hell. Gestern früh sind wir extrem früh aufgestanden, weil unsere Schafe auf einem befreundeten Campo gebadet werden sollten. Natürlich nicht zur Erfrischung. Einmal im Jahr muß das ganze Tier desinfiziert werden und dafür taucht man es in eine spezielle, chemische Lösung.
Daniel hat in der Umgebung gute Kontakte. Er hat schon früher auf dem anderen Campo ausgeholfen und wurde auch diesmal gefragt, ob er beim Schafbaden helfen würde. Da er aber jetzt bei uns angestellt ist, hat er einen guten Deal ausgehandelt. Mit Steffens Einverständnis kann er dort helfen, dafür werden unsere Schafe und Ziegen kostenfrei mitgebadet. Wir haben keine solche Einrichtung und der Bau lohnt für unsere wenigen Tiere auch nicht. Der befreundete Bauer hat 700 Schafe. Bis die alle durch das Wasser gezogen sind, vergeht eine Menge Zeit und Arbeit. Wir haben also unsere Tiere bereits am Vorabend auf den anderen Campo transportiert und gestern früh um fünf Uhr begann dann die Badeaktion. Auch Steffens Arbeitskraft wurde benötigt. Er durfte ( 😜) mitarbeiten , bekam zum Mittag ein ordentliches Asado zur Stärkung und war mit unseren Tieren um halb vier am Nachmittag wieder Zuhause. Nach einer Dusche und einer Stunde Schlaf ging dann hier die Arbeit weiter, bis wir um halb acht endlich Feierabend machen konnten.
Daniel legt oft eine Nachtschicht ein. Tagsüber in der prallen Sonne ist es unmöglich, mit dem Traktor auf dem Acker zu fahren. Das Alfalfa muß aber geschnitten und verpackt werden. Die Interessenten und Abnehmer rufen inzwischen dauernd an und wir kommen kaum nach, das gewünschte zu liefern. Am Tag wird dann ausgeliefert und die nötigen Reparaturen vorgenommen. Unsere Autos sind zur Zeit ziemlich pflegebedürftig. Einmal ist der Filter beim Diesel verstopft, dann läuft Bremsflüssigkeit aus, ein andermal lässt sich die Scheibe von der Fahrertür nicht mehr schließen und zwischendurch muß immer wieder ein Reifen gewechselt werden, weil wir dauernd einen Platten haben. Die schlechten Wege fordern ihren Tribut und die stacheligen Bäume und Sträucher tun ihr übriges, damit uns nicht langweilig wird.