Schreck in der Abendstunde

IMG_1617Es war eigentlich kein Schreck, wir waren regelrecht schockiert von dem, was sich da vor unseren Augen abspielte !

Gestern früh bei Sonnenaufgang, der Boden war vom Raureif noch weiß gefroren, kam im Schafgehege das erste Lämmchen der diesjährigen Saison zur Welt. Klein, zart und zerbrechlich lag es auf der Erde und wurde von seiner Mutter abgeleckt. Der Rest der Herde verabschiedete sich zum Fressen und hatte von dem Neuzugang wahrscheinlich noch gar nichts mitbekommen. Mutter und Kind blieben im Gehege. Hier hatten sie ihre Ruhe und konnten sich von der Geburt erholen.

Gegen halb fünf Uhr am Nachmittag stand die Herde wieder vor dem Gatter und wollte nach Hause. Wir versorgten die Tiere. Hühner, Hasen, Schafe, Esel und Ziegen bekamen ihre Abendmahlzeit. Danach setzten wir uns an unseren Lieblingsplatz, um die letzten Strahlen der untergehenden Sonne zu genießen. Von hier haben wir einen schönen Blick auf das Schafgehege. Es ist beruhigend, den Tieren beim Grasen zuzusehen. Auch sie genossen die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und bemerkten erst jetzt den kleinen Neuzugang. Zuerst kamen die Ziegen und beschnupperten das Lämmchen, dann kamen nach und nach die Schafe. Auch Lizzy war ganz vorsichtig näher gekommen. Und während ich noch ganz fasziniert dachte: Jetzt kommen die Onkeln und Tanten zur Begrüßung, kamen Eselfrau und Eselmann ( die heißen wirklich so 😀) zur Begutachtung. Dem Eselmann schien das Ergebnis nicht gefallen zu haben. Er verpasste dem am Boden liegenden Lamm einen ordentlichen Tritt mit dem Huf, dann nahm er das Beinchen zwischen die Zähne, schüttelte sein Opfer ordentlich durch und schleuderte es auf den Boden. Vor Entsetzen ganz starr, saßen wir auf unseren Stühlen und konnten erst gar nicht glauben, was sich da vor unseren Augen abspielte. Dann schrie Steffen und sprang auf, um den Esel von weiteren Grausamkeiten abzuhalten. Ich sprintete schreiend ins Gehege, zwischen dem Elektrozaun durch und auf den Esel zu, der panisch das Weite suchte, wie alle anderen Tiere übrigens auch, die noch in der Nähe gestanden haben.

Das Lämmchen lag regungslos am Boden. Ich hob es hoch, überzeugte mich, daß es noch lebte und stellte es versuchsweise auf die Beinchen. Ein Hinterbein war verletzt und blutete leicht. Dreibeinig stand es zitternd da, seine Mutter laut blökend daneben. Kurzerhand hob ich es wieder auf und trug es zum Futterplatz. Hier gibt es ein überdachtes Gehege, das wir auch abtrennen können. Mutter und Kind sind hier in Sicherheit. Jetzt erweist es sich als vorteilhaft, daß wir im Sommer ordentlich Gras geschnitten und das Heu in Säcken eingelagert haben. Bis das Beinchen verheilt ist, werden die Beiden hier separat gehalten, vielleicht kommt ja das ein oder andere Schaf mit seinem Nachwuchs noch dazu.

Wir hätten nie für möglich gehalten, daß die Esel zu solch einem Verhalten fähig sind. Bisher erwiesen sie sich immer als sehr ruhig, geduldig und friedlich. Den ganzen gestrigen Abend gingen uns die Bilder dieser häßlichen Szene nicht aus dem Kopf, wie der Esel das Lamm im Maul hat und durchschüttelt. Hätten wir nicht auf unserer Feierabendbank gesessen, wäre das Lamm heute Morgen tot gewesen und wir hätten nie erfahren, wie es dazu gekommen ist.

2 Gedanken zu “Schreck in der Abendstunde

  1. Hallo ! Wärend ich hier gerade einen Komentar zur euren Pferden geschrieben
    habe, kommt gerade die Nachricht von den unglaublichen Verhalten des Eselmannes.
    Sowas habe ich ja auch noch nicht gehört. Aber zum Glück seit ihr ja da gewesen.
    Verrückt was und warum? Martina

    Like

    1. Wir hätten das Verhalten auch eher einem Hund oder Tiger zugetraut, aber nicht unseren sanftmütigen Eseln. Keine Ahnung, warum er das gemacht hat. Wir haben jetzt natürlich etwas Angst, wenn noch mehr Lämmer zur Welt kommen. Und die Esel von der Herde trennen, ist auch schwierig, weil die Eselfrau eine Hufanomalie hat, die ab und zu behandelt werden muß und wir sie hier im Gehege bei den Schafen unter Kontrolle haben. Wenn sie bei den Pferden auf der großen Weide sind, kommen wir nicht mehr an sie ran, weil die Dame auch nicht handzahm ist. Alles etwas schwierig, im Moment. Aber uns wird auch dafür eine Lösung einfallen. Das Lamm ist ja jetzt erst mal sicher 😉!

      Like

Hinterlasse eine Antwort zu heidrichblog Antwort abbrechen