Nach fast einem Jahr sind wir sprachlich soweit, auch mit den umliegenden Nachbarn und Kleinbauern in Kontakt zu treten.
Am vergangenen Samstag, als wir das Wochenende in Montevideo verbrachten, ereilte unseren nächsten Nachbarn ein vermeidbares Unglück. Er wohnt etwa vier Kilometer die Straße entlang von uns entfernt. Wir sind der letzte Campo in diese Richtung, der an das Stromnetz angeschlossen ist. Der Mann wohnt völlig von der Zivilisation abgeschottet ohne Strom in seinem Häuschen. Das Wasser holt er mit Muskelkraft und Handkurbel aus dem Brunnen. Mit ihm bewohnen einige Hühner, Hunde, Katzen und Kühe das kleine Grundstück. Samstagabend ist auch hier Badetag. Er stellte also einige Töpfe mit Wasser auf den Herd, um heißes Wasser für die Badewanne zu haben und verlies die Hütte, um die Kühe zu melken. Dann nahm das Unglück seinen Lauf. Die Gardinen in der Küche fingen Feuer und nach kurzer Zeit stand die gesamte Hütte in Flammen. Löschen war sinnlos, alles brannte bis auf die Grundmauern nieder.
In Tarariras wurde am Montag eine Spendenaktion gestartet. Die Solidarität bei solchen Unglücken ist hier sehr groß, da kaum einer versichert und auf die Hilfe aller angewiesen ist. Da uns das ganze zu kompliziert erschien und wir in der Nähe wohnen, haben wir kurzerhand einige Sachen zur schnellen Hilfe zusammengepackt und sind zu ihm hin gefahren. Er war nicht da, er hatte Zahnschmerzen und war beim Zahnarzt, aber seine Tochter und noch einige aus der Familie waren vor Ort mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Wir wurden neugierig empfangen und stellten uns vor. Gehört hatten sie ja schon von uns. Das Eis war schnell gebrochen, als wir uns entschuldigten, daß wir zwar schon fast ein Jahr hier wohnen aber erst jetzt vorbeikommen. Sie mussten herzlich lachen, als wir gestanden, daß wir immer Angst hatten, mit jemanden zu sprechen. Umso mehr freuten sie sich, daß wir jetzt die Gelegenheit ergriffen und mal vorbeigekommen sind.
Heute Abend hatten wir nun noch einen Termin beim Anwalt in Tarariras, um endlich mit Gastón einig zu werden und die ganze Angelegenheit zum Ende zu bringen. Der Termin war sein Waterloo, aber auch bei uns wollte sich kein Triumph einstellen. Es war schon dunkel und ziemlich kalt, als wir die Kanzlei verliesen. Nach einigen Kilometern, wir waren gerade auf die Schotterpiste eingebogen, gab das Auto merkwürdige Geräusche von sich. Nach einigen Metern hielten wir an um nachzusehen. Wir hatten einen Platten, Fahrerseite hinten. In der nur vom Vollmond erhellten Nacht machten wir uns also an den Reifenwechsel, hatten es jedenfalls vor. Das Handy spendete noch etwas Licht in der Dunkelheit, half aber auch nicht weiter. Die Radmuttern klemmten und dank des Funklochs mitten in der Wildnis konnten wir nicht mal unseren direkten Nachbarn zu Hilfe rufen. Also ratterten wir mit dem klapprigen Rad zum nächsten Campo und hupten den Besitzer aus seinem Häuschen. “ wir sind die Deutschen vom Rio San Juan und haben einen Platten“, so stellten wir uns vor. Ja,ja, gehört hatte er schon von uns. Ist ja nett, daß wir uns mal kennenlernen!!! Helfen konnte er uns allerdings auch nicht. Die Radmuttern saßen fest, was vielleicht auch daran lag, daß wir uns nicht einigen konnten, in welche Richtung wir den Hebel setzen müssen. Die Kälte kroch so langsam in die Knochen und wir fingen an zu schlottern. Jacken hatten wir keine dabei. Ein Spaziergang war ja nicht vorgesehen. Nach einigen Minuten, während wir zu dritt frierend das Auto in der Dunkelheit anstarrten und im Hintergrund die Hofhunde um die Wette bellten, kam ein weiteres Auto vorbei und der Fahrer bot uns seine Hilfe an.
Nach fünf Minuten war das Rad gewechselt. Händeschütteln, etwas Smalltalk und Tschüss.
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.“
Liebe Gabi, lieber Steffen, nach wie vor lese ich mit Interesse eure erlebnisreichen und schönen Berichte. Vielen Dank dafür!
Interessant, „mitzuerleben“, wie ihr das Leben so meistert, mit all seinen Höhen und Tiefen. Passt gut auf euch und euren „Nachbarn“ (ehem. Mitarbeiter) auf, oftmals lassen sich solche Menschen noch manch anderes einfallen.
Habt ein schönes Wochenende.
Sonnige Grüsse aus Schwenningen!
Lothar
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Unser Ex- Angestellter wohnt glücklicherweise 11 km von uns entfernt und das auch hoffentlich nicht mehr lange. Aber von den negativen Gedanken an ihn lassen wir uns die Laune nicht vermiesen ( gelingt nicht immer, aber immer öfter 😜)
Wir wünschen euch einen guten Start in die Woche.
Im August kommen wir auf einen kurzen Plausch vorbei 🤗
Lasst es euch gut gehen
Gabi und Steffen
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Hallo ihr zwei, ja wir lesen eure Berichte auch immer mit großer Begeisterung. Ihr haltet uns immer super auf dem Laufenden. Freuen uns schon auf die nächsten Geschichten.
Liebe sonnige Grüße aus Bischofsheim 😘
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Momentan ist viel los. Da gehen die Ideen zum Schreiben nicht aus 😁
Der Besuch der Berliner mit ihrem Feuerwehrauto war der Hammer !
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