Kein Auto!

Der Galpon ist leer. Das Auto ist wieder in der Werkstatt und wir warten auf Ersatzteile, die es nicht gibt.

Vergangenen Freitag brachte Steffen unser Vehikel nach Tarariras. Es hatte sich einiges angesammelt, was repariert werden muss. Die Tachobeleuchtung geht schon seit Monaten nicht. Da wir im Dunkeln nicht fahren: kein Problem! Die Heizung funktioniert wohl auch schon länger nicht: das haben wir im Sommer nicht bemerkt, jetzt im Winter ist das recht unangenehm! Der größte Brocken ist allerdings der Kühler: der verliert Wasser, und das literweise!

Es war also Zeit für einen Werkstatttermin. Letzte Woche brauchten wir wieder eine größere Materiallieferung. Daniel hat sich als Transporteur selbstständig gemacht. Er holte das Material ab und brachte Steffen wieder mit nach Hause.

Eine Woche sollte unser Auto in der Werkstatt bleiben. Heute wollten wir es wieder abholen. Wir wollten eine Wanderung nach Tarariras unternehmen, 22km sind an einem Vormittag gut zu schaffen. Danach war eine Einkehr in der Pizzeria geplant, bevor wir das Auto abholen und wieder nach Hause fahren wollten. So der Plan. Gestern Abend meldete sich der Mechaniker. Ersatzteile sind nicht zu bekommen. In Montevideo hat er eine Werkstatt ausfindig gemacht, die den Kühler reparieren kann. Er hat ihn also ausgebaut und in die Hauptstadt geschickt. Wie lange das dauert, ist nicht abzusehen. Unsere Wanderung haben wir also auf unbestimmte Zeit verschoben.

Ersatzteile von Autos sind in Uruguay ein großes Problem. Eingeführt werden dürfen sie nur mit Zollgenehmigung. Wir haben vor drei Jahren ein Wischblatt für den Scheibenwischer aus Deutschland mitgebracht, weil es hier nicht zu bekommen war. Am Flughafen bei der Einreise gab es einen ziemlichen Zirkus mit dem Zoll und nur weil der Beamte wohl keine Lust auf den Papierkram hatte, durfte Steffen nach einer Standpauke mit samt dem Wischblatt einreisen. Nachahmung ist nicht zu empfehlen!

In Uruguay werden keine Ersatzteile hergestellt. Firmen, die es versucht haben, gab es. Sie haben aber alle nach einigen Jahren wieder aufgegeben. Alte Autos können von erfahrenen Mechanikern noch irgendwie repariert werden. Bei den neueren Exemplaren aus dem asiatischen Raum, die hier größtenteils verkauft werden, gibt es nichts. Die Firmen bleiben zwei/drei Jahre im Land und verschwinden dann auf Nimmerwiedersehn.

Autodiebstahl ist an der Tagesordnung. Mehrere tausend Autos werden pro Jahr gestohlen. Sie verschwinden oft in Hallen oder Hinterhöfen. Sie werden ausgeschlachtet. Jedes Ersatzteil ist Gold wert auf dem Schwarzmarkt.

Man kann für hochwertige Fahrzeuge natürlich auch Ersatzteile im Ausland, vorzugsweise in den USA, bestellen. Das Prozedere ist aufwendig, langwierig und sehr teuer. Wochenlange Wartezeiten sind die Regel.

Werkstätten bekannter Marken, die es allerdings nur in der dichtbesiedelten Küstenregion gibt, bestellen ihre Ersatzteile im Ausland. Die kommen dann im Container ins Land und müssen verzollt werden. Aus diesem Grund ist ein Auto oder eine Reparatur hier in Uruguay eine kostspielige Angelegenheit.

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