Das ist eine oft gestellte Frage, über die immer wieder heiß diskutiert wird.
Wir haben vor 9 Jahren einen 20-Fuß-Container mitgebracht und haben es nicht bereut!
Natürlich kostet so eine Container-Verschiffung viel Geld. Aber ganz ehrlich: die ganze Auswanderung kostet viel Geld und man spart keinen einzigen Euro, wenn man seine liebgewonnene Habe in Deutschland lässt und hier alles neu kauft. Wir haben 50 Jahre in Deutschland gelebt und da hat sich über die Jahrzehnte einiges angesammelt. Natürlich kann man beim Umzug ausmisten, aber wir haben doch nicht mit lauter unnützem Zeug gelebt! Und die komplette Vergangenheit abstreifen und hinter sich lassen, ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Da ist Heimweh und Unzufriedenheit vorprogrammiert!
Ganz wichtiger Punkt: alles rund ums Bett! Jeder hat sich doch ein gemütliches Bett mit entsprechenden Matratzen angeschafft, in dem er gesund und zufrieden schläft. In Deutschland ist es üblich, große Kopfkissen, 80x80cm, zu haben und die meisten bevorzugen eine eigene Decke, 135x200cm. Das bekommt man hier nicht! In Uruguay gilt der Standard wie in internationalen Hotels: kleine Kissen und eine breite Decke. Wer mit dem zufrieden ist, darf sich zurücklehnen, alle anderen haben ein Problem!
Wir haben unser Bett mitgebracht, dazu neue Matratzen und Kissen, Decken und alles, was man so braucht. Im Winter sind die Nächte hier eisig kalt, an eine dicke Daunendecke hatten wir damals leider nicht gedacht. Bettwäsche bringen wir immer mal wieder von einer Deutschlandreise mit, auch die Kopfkissen wurden so schon ausgetauscht. Der Preis für einen zusätzlichen Koffer beim Flug hat sich dadurch recht schnell ausgezahlt. Wer uns kennt und die Blogbeiträge verfolgt, weiß, was wir so alles in schweren Koffern über den Atlantik bringen!
Möbel sind ein weiterer wichtiger Punkt. Natürlich kann man hier auch Möbel kaufen. Aber erstens ist die Auswahl nicht sonderlich groß und der persönliche Geschmack hat ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. Und ganz ehrlich: der uruguayische Geschmack entspricht so gar nicht dem europäisch/deutschen. Und man will sich zu Hause doch wohlfühlen und nicht einfach nur wohnen! Die Qualität lässt oft auch zu Wünschen übrig, sodass es wirklich sinnvoll ist, gute Möbelstücke mit hierher zu bringen.
Auch an Geschirr, Küchenutensilien und Dekogegenständen hängen Erinnerungen und oft das halbe Leben! Auch das gehört eingepackt und mitgenommen. Der Neuanfang und die Umstellung werden schwer genug. Da hilft es manchmal schon, sich an seiner Lieblingstasse festzuhalten und Kaffee oder Tee daraus zu genießen.
Gute Elektrogeräte gibt es hier auch zu kaufen, allerdings für einen völlig überteuerten Preis! Das meiste kommt aus dem Ausland und da wird zum Handelspreis gleich nochmal die gleiche Höhe an Zoll draufgeschlagen. Gleiches gilt für gutes Werkzeug. Hier darf man nicht mal die Nägel scharf anschauen: die werden schon von ganz alleine krumm!
Zu guter Letzt: wer gerne liest und auf deutschsprachige Bücher wert legt, sollte sich einen ordentlichen Vorrat mitbringen, denn Nachschub gibt es hier nur, wenn man sich von der Deutschlandreise das Gewünschte mitbringt.
Letztendlich muss natürlich jeder selbst entscheiden. Ich kann nur aus unserem Erleben und den gemachten Erfahrungen heraus urteilen.
Man wird nicht zu einem anderen Menschen, wenn man auswandert. Genauso wenig, wie wenn man von Mannheim nach Berlin zieht. Und je älter man ist, desto schwerer gewöhnt man sich an Neues, an Unbekanntes. Man behält seine Vorlieben und Abneigungen, man behält seine Marotten, seine guten und schlechten Angewohnheiten. Auch der Geschmack wird sich kaum ändern, sei es bei der Musik, der Kleidung und vor allem beim Essen. Einiges lässt sich eine Zeitlang verleugnen oder unterdrücken. Aber das wird nicht auf Dauer gelingen. Man bleibt, wer man ist, ganz egal wieviele Kilometer zwischen dem neuen und dem alten Wohnort liegen. Und das ist auch gar nicht schlimm. Wer will denn schon eine komplett neue Identität? Im neuen Land macht man viele neue Erfahrungen, man lernt viel dazu, nicht nur die Sprache. Das ist gut so und auch wichtig. Aber man sollte sich nicht selbst verleugnen, sondern der bleiben, der man ist. Das gibt einem Zufriedenheit, Gelassenheit und Selbstsicherheit, wichtige Garanten für einen guten Neuanfang!