Autofahren in Uruguay

Weniger als 20% des uruguayischen Straßennetzes ist asphaltiert. Das birgt immer Herausforderungen, sobald man die gut strukturierte Küstenregion verlässt.

Tagsüber lässt es sich noch recht bequem fahren, solange der Belag trocken und nicht allzu durchlöchert ist. Von Überlandfahrten in der Dunkelheit rate ich allerdings ab! Auch nach vielen Jahren Uruguayerfahrung meiden wir nächtliche Fahrten und sind dann nur unterwegs, wenn es absolut notwendig ist.

Neben allerlei Getier muss man auch mit dunkel gekleideten Fußgängern rechnen, die man oft erst bemerkt, wenn sie einem fast auf der Motorhaube sitzen. Vor allem in der Nähe von Häusern, Siedlungen und Dörfern ist langsames, vorausschauendes Fahren ein absolutes Muss! Denn auch schlecht oder gar nicht beleuchtete Fahrzeuge befinden sich manchmal auf der Straße.

In geschlossenen Ortschaften gilt 45 km/h als Höchstgeschwindigkeit, außerhalb auf den Landstraßen 90 km/h. Auf einigen Schnellstraßen darf man fester aufs Gaspedal treten, aber man sollte sich grundsätzlich immer nach der Beschilderung richten. Mit Geschwindigkeitskontrollen, stationär oder mobil, muss man immer und überall rechnen! Auch draußen im Nichts, in der Pampa und im Nirgendwo kann hinter einer Kuppe oder Kurve eine Polizeikontrolle warten. Als Tourist benötigt man den deutschen oder internationalen Führerschein. Wer länger als 90 Tage im Land ist und/oder die cedula besitzt, benötigt einen uruguayischen.

Geschwindigkeitsübertretungen sind eine teure Angelegenheit und ganz sicher kein Knöllchen! 250-450 Dollar müssen zur Zeit bezahlt werden, je nach Vergehen!

Eine weitere Besonderheit in Uruguay, und meiner Meinung die einschneidendste, ist das Vorgehen bei Verkehrsunfällen. Ist man mit dem Leihwagen als Tourist unterwegs, sollte man auch bei Blechschäden immer die Polizei hinzu rufen, auch wenn die sich als nicht zuständig fühlen und abwinken. Sind Personenschäden zu beklagen, kommt die Polizei selbstverständlich. Hier muss man als beteiligter Fahrer immer mit einer Gefängnishaft rechnen, oft auch mit Untersuchungshaft, bis der Fall vor Gericht eindeutig geklärt ist. Im günstigsten Fall bekommt man als Unfallbeteiligter Hausarrest mit einer elektronischen Fußfessel.

Die Unfallzahlen sind extrem hoch und das Risiko, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, mehr als doppelt so hoch als zum Beispiel in Deutschland.

In Uruguay gibt es für PKW keinen TÜV. Dementsprechend schlecht sind viele Autos auf den Straßen unterwegs. Abgefahrene Reifen sind eher die Regel und dass Licht und Bremsen zuverlässig funktionieren, davon darf man nicht ausgehen! Zudem sind mehr als die Hälfte der Mofas und Motorräder und auch ein nicht geringer Prozentsatz der Autos nicht versichert! Im Schadensfall kann man also nicht immer auf finanziellen Ausgleich hoffen. Zivilklagen können sich über Jahre ziehen und von dem, der nichts hat, ist nichts zu holen!

Über besondere Verkehrsregeln oder -schilder habe ich schon einige Beiträge geschrieben und will mich nicht wiederholen.

Es ist auf alle Fälle sehr ratsam, sich im Vorfeld mit den uruguayischen Regeln und Gegebenheiten auseinander zu setzen und sich genauestens zu informieren. Eine defensive, vorsichtige und vorausschauende Fahrweise ist absolut empfehlenswert!