Gab/Gibt es in Uruguay Ureinwohner?

Lange Zeit wurde diese Frage mit „Nein“ beantwortet. Jahrzehntelang wurde die Existenz der Charrúa geleugnet, verschwiegen und als nicht erwähnenswert erachtet. Sie tauchten weder in den Schulbüchern der Kinder noch in der Geschichtsschreibung auf.

Die Charrúa waren ein indigenes Volk, das das heutige Gebiet Uruguays bewohnte. Freiheitsliebend und den europäischen Eroberern mehr als skeptisch gegenüberstehend, versuchten sie letztendlich doch, mit den Kolonialisten einig zu werden. Einer ihrer berühmtesten Fürsprecher war damals Uruguays Nationalheld Artigas. Genutzt hat es ihnen nichts.

1831 war Uruguay eine junge Republik und ihr erster Präsident Fructuoso Rivera „säuberte“ sein Land von jeglichen Ureinwohnern! Am 11.April 1831 wurde mit den Häuptlingen eine Versammlung vereinbart, an der alle Mitglieder des Stammes teilnehmen sollten. Die Soldaten Riveras eröffneten auf dessen Befehl hin das Feuer und erschossen die gesamte Gemeinschaft, Männer, Frauen und Kinder! Nur einige wenige konnten über die Grenze nach Brasilien fliehen.

Dieser Völkermord wird heute als Genozid gewertet und wird, nach fast 200 Jahren endlich beim Namen genannt!

Einige der Charrúa haben das Massaker überlebt. Die Erwachsenen flohen, kleine Kinder wurden in umliegenden Farmen versteckt und großgezogen. Heute leben in Uruguay viele hundert Nachfahren der Charrúa, Mischlinge, die immer ihr Erbe bewahrt haben, erst heimlich, seit einigen Jahren öffentlich. Mit lauter Stimme fordern sie Wiedergutmachung am Genozid ihres Volkes, Menschenrechte und das Bewusstsein der Bevölkerung an ihrer Existenz.

Mittlerweile hat die uruguayische Regierung ein Gesetz verabschiedet, dass der 11. April jedes Jahr als „ Tag der Charrúa-Nation und der indigenen Identität“ gedacht wird.

Drei Männer und eine Frau wurden damals gefangen genommen und als Geschenk an die französische Nation nach Frankreich verschifft. Das Kind der Schwangeren kam unterwegs auf dem Schiff zur Welt. Die fünf Charrúas fristeten ihr Dasein in der Völkerschau in Paris, wo dem interessierten Publikum Menschen aus aller Welt wie im Zoo präsentiert wurden.

1938 wurde im Park Rodo in Montevideo ein Monument eingeweiht. „Die letzten Charrúa“. Drei Männer und eine Frau mit dem Baby im Arm. Hier an dieser Stelle findet in jedem Jahr am 11. April eine große Gedenkveranstaltung der Nachfahren des Charrúa-Volkes statt.

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