Meine Reise nach Montevideo

Fortsetzung vom vorletzten Beitrag:

Am Donnerstagabend um kurz vor 19 Uhr klingelte das Handy. Eine Mitarbeiterin vom Evangelico in Tarariras rief kurz vor Feierabend noch an. Sie würde der Nachtschwester in der Ambulanz mein Rezept für die Mammographie übergeben. Was ich nicht gewusst habe: ich hätte in der Woche das Rezept abholen und die Gebühr dafür ( 150 pesos / ~3€ ) bezahlen sollen. Die Mitarbeiterin dachte mit und fand eine praktikable Lösung!

Am Freitagmorgen um kurz nach halb 5 Uhr klingelte ich also bei der Nachtschwester in der Notaufnahme und bekam mein Rezept. Bezahlen sollte ich im Krankenhaus in Montevideo.

Nach und nach trudelten etwa 15 Frauen ein, die sich alle drinnen bei der sehr netten Nachtschwester im Warmen versammelten. Draußen war es feucht und kalt. Der Bus kam pünktlich und Schlag 5 Uhr ging es dann auch los. Bei der Abfahrt war es noch stockdunkel und so erlebten wir einen herrlichen Sonnenaufgang auf der Autobahn.

Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrtzeit erreichten wir das Klinikzentrum Evangelico in Montevideo, mitten in der Stadt. Ein unüberschaubarer Kasten! Ich bin froh, dass wir da nicht selbst hinfahren mussten. Abgesehen vom Verkehrschaos und den zugeparkten Straßen drumherum, war es schwer, überhaupt den Eingang zu finden. Der Bus hielt direkt davor.

Während die Frauen schon dem Wartebereich zustrebten, erkundigte ich mich, wo ich denn meine Rezeptgebühr bezahlen könnte. Die Kasse hatte schon geöffnet, sodass das schnell erledigt war. Dann ging auch ich in den Wartebereich, ein langgestreckter weißer, kahler Flur. Auf der einen Seite lagen die Fenster mit Blick zur Straße raus, auf der anderen Seite reihte sich ein Behandlungszimmer an das nächste. Sitzgelegenheiten waren ausreichend vorhanden. Nun hieß es warten. Der Publikumsverkehr war enorm. Ständig öffneten sich Türen, Namen wurden gerufen, Patienten traten ein oder kamen heraus, Rollstühle wurden vorbei geschoben, ab und zu kam ein Putzmann mit seinem Wägelchen und einmal sogar ein weißbekittelter Arzt mit etwa sechs Studenten im Schlepptau, die mit wichtigen Gesichtern hinter einer der Türen verschwanden. Langweilig wurde das Warten also nicht, es gab immer was zum Gucken.

Nach und nach wurden wir aufgerufen und traten in das Zimmerchen mit dem modernen Mammographie-Gerät, das so gar nicht in die etwas marode Umgebung passen wollte. Eine sehr nette junge Ärztin hatte alles im Griff und arbeitete ganz alleine. Nach jedem dritten Durchgang kam sie dann auch schon mit den Ergebnissen der Untersuchung, jede der Frauen bekam einen schriftlichen Bescheid, dass alles in Ordnung sei.

Bei zwei Frauen gab es offensichtlich Auffälligkeiten. Die bat sie dann noch kurz zu sich ins Behandlungszimmer und brachte sie danach persönlich zum Röntgen. Das fröhliche Geplapper auf dem Gang brach plötzlich ab und es folgte ein betretenes Schweigen. Wir mussten warten, bis die Ärztin zurück kam, dann ging es weiter. Die zwei Frauen kamen schließlich mit einer Menge Papierkram unter dem Arm wieder und wirkten auch sehr gefasst. Langsam kam die Fröhlichkeit in der Gruppe zurück. Es war halb 11Uhr, bis die letzte Frau ihr Untersuchungsergebnis in der Hand hatte. Der Busfahrer wurde angerufen, er parkte etwas entfernt und hat geduldig gewartet. Direkt an der Eingangstür holte er uns wieder ab und dann ging es endlich nach Hause!

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