Von Dingen, über die kaum jemand spricht

Vor einigen Wochen hatte ich mal wieder meinen Impfpass kontrolliert. Ich war der Meinung, irgendwann im nächsten Jahr sei die nächste Auffrischimpfung fällig. Ich war ein wenig erschrocken, als ich bemerkte, dass die 10 Jahre seit der letzten Impfung von Diphterie/Tetanus seit April abgelaufen waren. Bei der nächsten Fahrt nach Tarariras fragte ich also im Evangelico ( siehe Beitrag vom 6.10. über die Krankenkasse) nach. Hier im Ort ist es so geregelt, dass eine andere Krankenkasse zwei mal die Woche Impftermine für die Bevölkerung anbietet, egal welcher Kasse, ganz unbürokratisch und ohne Terminvergabe. Eine Woche später saß ich im Wartebereich und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Drei Personen waren vor mir an der Reihe und darüber war ich ganz froh, konnte ich doch so den Ablauf beobachten und mich entsprechend verhalten. Ein Empfang existierte nämlich nicht. Es ging alles sehr schnell und bald war ich an der Reihe. Wenn das Wörtchen „Adelante“ ertönt, beeilt man sich am besten, denn ungesagt klingt dahinter immer : „ und das bitte ZackZack!“ Eine nette Krankenschwester empfing mich in einem engen Räumchen, in dem ein Stuhl mit Schreibtisch, eine Behandlungsliege und ein Kühlschrank untergebracht waren. Zwei Personen dazu und der Raum war voll.

Ich bekam meine Diphterie/ Tetanus Impfung. Kinderlähmung ist in Südamerika kein Thema, weil sie hier als ausgerottet gilt und gegen Keuchhusten werden nur Kinder geimpft. Anhand meiner Cedula-Nummer konnte die Krankenschwester im Netz meinen gespeicherten Impfstatus aufrufen. Die neue Impfung kam dazu, ich bekam den ausgedruckten Zettel und wurde freundlich verabschiedet. Adelante – der Nächste!

Seit etwa drei Wochen klingelte dauernd mein Handy, das unterschiedliche, mir unbekannte Nummern anzeigte. Da es in Uruguay keinen Datenschutz gibt, man seine Telefonnummer aber praktisch überall hinterlegen muss, ist dem Missbrauch damit Tür und Tor geöffnet. Das hat auch mittlerweile die Regierung bemerkt und warnt regelmäßig vor Betrügereien. Wir sind dazu übergegangen, uns unbekannte Nummern zu ignorieren. Wer etwas von uns will, kann eine WhatsApp schicken, da weiß ich in der Regel, wer sich dahinter verbirgt. Die Anrufe nervten, ich blieb standhaft und ignorierte sie. Dann kam plötzlich eine nicht zu verstehende Sprachnachricht! Keine Ahnung! Gestern Nachmittag meldete sich dann tatsächlich das Evangelico auf WhatsApp! Geht doch! Eine nette Stimme informierte mich per Sprachnachricht, dass am kommenden Freitag ein Platz im Bus für mich reserviert sei. Um 5Uhr ‼️ in der Früh sollte ich mich einfinden. Die Fahrt ginge nach Montevideo zur Mammographie! Bumm!

Seit letztem Jahr ist es für jede Frau in Uruguay Pflicht, an regelmäßigen Mammographien teilzunehmen. Im ganzen Land gibt es wahrscheinlich nur ein Gerät und ich hatte gehofft, dass dieser Kelch an mir vorüber geht.

Die Krebsvorsorgen werden vom Gesundheitsministerium sehr ernst genommen. Uruguay hat im Ländervergleich eine sehr hohe Erkrankungsrate an fast allen Arten von Krebs. Die Ursache ist bisher unbekannt.

Jede einwanderungswillige Frau muss eine kurz vorher durchgeführte Mammographie vorweisen. Ich dachte damals, die Sache sei damit erledigt. Der Nutzen der Untersuchung ist durchaus umstritten und ich bin wahrlich kein Befürworter. Es ist eine sehr unangenehme und schmerzhafte Prozedur und dazu sehr entwürdigend, wie ich finde.

Seis drum! Ich möchte nicht ausprobieren, welche Konsequenzen es ergäbe, wenn ich ablehne. Bei der Krankenversicherung haben wir gelernt: Diskussion sinnlos. Vor drei Jahren musste ich zur Vorsorge Gebärmutterhalskrebs, und nun das!

Es hat die letzten drei Tage geregnet, im Park und im Gemüsegarten wächst und gedeiht alles. Morgen gibt es also einen Beitrag mit einer kleinen Bildergalerie aus dem Rosengarten und am Samstag werde ich von meinen Erlebnissen auf der Fahrt nach Montevideo berichten!

3 Gedanken zu “Von Dingen, über die kaum jemand spricht

  1. Wenn ich das so lese, kommen mir einige Dinge sehr bekannt vor. Auch hier hat das Problem Datenschutz und Betrug Einzug gehalten. Ich halte mich deshalb, wo möglich, auf Weitergabe meiner Daten raus. Für mich ist darum auch KI ein rotes Tuch.

    LG Jürgen

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