Unsere Krankenkasse/ Krankenversicherung

Das Evangelico haben wir uns, als wir hier her kamen, aus rein praktischen Gründen heraus gesucht. Das Haus steht mitten in Tarariras und ist, auch im Notfall, gut und schnell zu erreichen.

In Uruguay gibt es sehr viele kleine Krankenkassen, eine große Staatliche und auch Privatkliniken. Mit einer dieser Kassen schließt man einen Vertrag. Hin und her wechseln geht nicht und man geht im Bedarfsfall in das Krankenhaus, in das einen die Kasse schickt. Die Gesundheitsversorgung ist also vornehmlich vom Geldbeutel abhängig. Umsonst, wie es in einigen Videos auf Auswandererkanälen beworben wird, ist hier nichts. Bei der staatlichen und den billigen Kassen ist nur das absolute Minimum an Versorgung gewährleistet, alles andere kostet Geld, viel Geld. Krebstherapien müssen zum Teil selbst bezahlt werden, größere und komplizierte Operationen werden im Ausland vorgenommen, weil hier die Geräte und das Fachpersonal dazu fehlen. In den Privatkliniken mag das etwas anders sein, dort sind allerdings auch monatliche Beiträge von über 1000 Dollar durchaus möglich. Die Versorgung der Bevölkerung ist im Allgemeinen gewährleistet, je weiter man allerdings im Landesinneren wohnt, desto spärlicher wird es. In Uruguay von einem ausgezeichneten Gesundheitssystem zu reden, halten wir für eine Mär!

Ich kann hier nur von unseren Erfahrungen und Erlebnissen im ländlichen Bereich erzählen. In der Stadt und an der Atlantikküste mag es ganz anders zugehen. Ich will und kann keine genaue Übersicht über das komplette Gesundheitswesen geben. Dazu sind gute Einwanderungshelfer die bessere Adresse.

Das Niveau der Behandlungen auf dem Land entspricht in etwa dem der medizinischen Versorgung in Deutschland vor 50 Jahren. Apparate und Inventar erinnern uns immer wieder an unsere Kindheit!

In Deutschland sind seit Jahren viele Medikamente knapp oder gar nicht zu bekommen. Hier im Land ist es mindestens genauso. Medikamente neuerer Generation gibt es gar nicht. Diabetes wird beispielsweise noch mit dem regelmäßigen Spritzen von Insulin per Hand behandelt, nach vorheriger Blutzuckerkontrolle. Gegen kleinere Wehwehchen wie Schwindel und niedrigen Blutdruck gibt es nichts. Chronische Erkrankungen werden ebenfalls sehr unzureichend behandelt, weil es schlicht nicht die passenden Medikamente dafür gibt. Und da ist dann auch mit Geld nichts zu machen. Auf der anderen Seite bekommt man hier noch Medikamente, die in Europa längst aus der Mode ( deswegen aber nicht schlecht ) oder rezeptpflichtig sind.

Man darf sich als Tourist die benötigten Medikamente für die Reisezeit mitbringen. Ist man allerdings hier wohnhaft und fliegt einmal im Jahr nach Deutschland, um sich dort mit dem Jahresvorrat an Dauermedikamenten, wie zum Beispiel gegen Bluthochdruck einzudecken, kann es mit dem Zoll Probleme geben, ebensowenig klappt das Schicken per Post.

In den Ballungszentren an der Küste gibt es Krankenhäuser zur Behandlung. Etwas weiter weg sind die Wege unter Umständen recht weit und unbequem, weil viele Straßen nicht asphaltiert sind. Hubschrauber kommen hier für die normale Bevölkerung nicht zum Einsatz. Höchstens, man ist in einer Privatklinik versichert. Mit einem gebrochenen Bein auf holprigen Wegen ist es in dem nicht sehr komfortablen Ambulanzwagen kein Vergnügen. Auch bei schweren Unfällen mit Schwerstverletzten kommt kein Hubschrauber! Ich erwähne das so eindringlich, weil in Deutschland oft geschimpft wird, wenn Rettungswagen oder Hubschrauber einige Minuten Verspätung haben. Hier ist man froh, wenn überhaupt irgendwas kommt!

Im Evangelico in Tarariras gibt es eine kleine Notfallambulanz, die rund um die Uhr von zwei Krankenschwestern betreut wird. Ein Arzt wird gegebenenfalls hinzu gerufen, ist aber nicht immer vor Ort. In kleinen Dörfern oder Siedlungen sind die Ambulanzen unter Umständen nur stunden- oder tageweise besetzt. Im Evangelico gibt es drei Behandlungszimmer, die Mo-Fr tagsüber und täglich wechselnd von unterschiedlichen Fachärzten belegt sind. Hier werden allerdings nur allgemeine Diagnosen gestellt, für genauere Untersuchungen wie Röntgen und Ultraschall oder Behandlungen, oder eine stationäre Aufnahme müssten wir mindestens bis Colonia fahren. Die Untersuchungstermine werden vom Personal herausgesucht, da hat man als Patient keine Arbeit, allerdings auch wenig Mitspracherecht. Neben dem Evangelico gibt es in Tarariras weitere Ambulanzen anderer Krankenversicherungen.

Da in Tarariras wenig bis nichts los ist, kann man im Bedarfsfall einfach hinfahren und kommt in der Regel auch gleich dran. Das Personal ist bisher immer sehr freundlich, hilfsbereit und nett gewesen. Bei den Ärzten muss man Glück haben, man weiß nie, an welchen man gerät. Da wir in den vergangenen 8 Jahren jeweils nur zwei/drei mal dort waren und ansonsten chronisch gesund sind, haben wir hier keine großen Erfahrungen.

Wir bezahlen pro Person und Monat etwa 120€ an Sozialversicherung, das beinhaltet neben der Krankenversicherung auch die Renten- und Unfallversicherung. Für jede einzelne Behandlung bekommt man gleich im Anschluss die Rechnung, die man auch sofort bezahlen muss. Blutdruckmessen, Blutabnahme, Beratung, Urinkontrolle: alles kostet ein paar Euro, summiert sich aber gewaltig, wenn man öfters dort ist. Eine Auslandskrankenversicherung für unseren Aufenthalt in Deutschland haben wir auch. Die kostet 4€ im Monat und deckt die Basisversorgung ab.

Hinterlasse einen Kommentar