
Die Vorfahren des typischen Gaucho-Pferds aus Südamerika wurden Anfang des 16. Jahrhunderts aus Spanien mitgebracht. Um 1535 kamen per Schiff einige Pferde nach Argentinien und verwilderten dort. Nur die robustesten Tiere überlebten die extremen Witterungen aus Eis, Schnee und sengender Hitze. Es entwickelte sich eine eigenständige Pferderasse, die von den Gauchos perfektioniert wurde. Folgsam, zäh, treu, lernfähig und absolut witterungsbeständig war und ist es das perfekte Arbeitspferd für die Gauchos, die das ganze Jahr über, Sommer wie Winter, draußen in den ewigen Weiten der Pampa unterwegs sind.
Criollos sind 140-150cm groß, laut Definition gehören sie noch zu den Kleinpferden, und sind farblich in allen Schattierungen vertreten.
Seit etwa 100 Jahren gibt es ein spezielles Zuchtprogramm in Südamerika und der Criollo erfreut sich mittlerweile auch in Europa wachsender Beliebtheit als Freizeitpferd und zum Westernreiten.

Mein „Brauner“ gehörte vor 10 Jahren unserem damaligen Angestellten, der über 40 Pferde auf unserem Grundstück weiden ließ. Damals wohnten wir noch nicht dauerhaft hier und kamen lediglich zwei mal im Jahr zum Urlaub.
Wir haben uns das Pferd nicht ausgesucht, wir wollten auch gar keines haben. Aber der „Braune“ hatte andere Pläne. Das Pferd hat einen Narren an mir gefressen, für ihn war es wohl Liebe auf den ersten Blick. Er ließ mich nicht mehr aus den Augen, überall, wo ich war, war auch das Pferd. Seine braunen Rehaugen verfolgten mich auf Schritt und Tritt und es dauerte nicht lange, da schmolz auch ich dahin. Als der Angestellte das Pferd verkaufen wollte, legten wir unser Veto ein und kauften es ihm ab. Unser erstes Tier auf dem Campo, auf den wir selbst noch nicht eingezogen waren.

Mein „Brauner“ ist ein reinrassiger Criollo und ist im Zuchtverzeichnis eingetragen. In diesem Jahr wurde er 24 Jahre alt.
Geritten wird unser Pferd nicht. Er genießt seine absolute Freiheit auf der 6 Hektar großen Weide und bewohnt diese mit den drei Eseln und vier Ziegen. Als Chef der gemischten Herde hat er alles im Griff, ist Menschen gegenüber allerdings sehr zurückhaltend. Ich bin die einzige, die er bedingungslos in seine Nähe lässt, Steffen darf nur kommen, wenn er mindestens ein Leckerli dabei hat. Das Tier lebt wie ein Wildpferd frei und unabhängig und es kommt vor, dass man ihn wochenlang nur von Weitem sieht. Hat er Lust auf Nähe und Streicheleinheiten, steht er da und wartet auf mich. Er weiß, wo ich täglich vorbei komme und stellt sich dann so, dass ich ihn auf keinen Fall übersehen kann. Gleiches gilt, wenn er krank ist. Es kommt schon mal vor, dass er sich auf dem unebenen Gelände ein Bein verstaucht oder sich eine blutende Wunde einfängt. Auch die stacheligen Äste verfangen sich manchmal in Schweif oder Mähne und müssen mit der Schere entfernt werden. Ich habe wirklich keine Ahnung von Pferden, aber mit meinem „Braunen“ besteht eine Art Seelenverwandtschaft. Bisher konnte ich jedes Problem lösen, er lässt mich völlig vertrauensvoll an sich heran und alles versorgen, was nötig ist. Wenn es etwas länger dauert, singe ich ihm vor.