Geburtsgeschichten

Seit 8 Jahren kommen bei uns Lämmer auf die Welt, vieles ist zur Routine geworden und doch erleben wir jedes Jahr aufs Neue so einige Überraschungen.

Alle Mütter kommen mit ihren Lämmern auf eine separate Weide. Hier tummeln sich wirklich nur die Mütter mit ihren Kindern. Mehrmals täglich machen wir einen Kontrollgang, um zu sehen, ob es auch allen gut geht und vor allem, ob die Lämmer gut versorgt sind. In diesem Jahr haben wir den Schafen zwei Lämmchen wegnehmen müssen, die schlecht gesäugt und völlig dehydriert waren. Das kommt immer mal vor und liegt nicht unbedingt an der mangelnden Fürsorge der Mutter. Manche Lämmchen verbrauchen ihre gesamte Energie in den ersten Lebensstunden und sind danach völlig erschöpft. Wenn es nicht trinken kann oder will, kann auch die liebevollste Schafmutter nichts machen. Die Lämmer bleiben irgendwo liegen und sterben im Erschöpfungsschlaf. Wir haben die zwei Lämmer rechtzeitig gefunden und aufgepäppelt. Mittlerweile geht es ihnen sehr gut und sie werden als Flaschenlämmer groß gezogen.

Bei einem unserer Kontrollgänge fanden wir eine Nachgeburt auf der Weide liegen. Das konnte eigentlich nicht sein. Alle Mütter hatten mindestens vor zwei Tagen entbunden und waren versorgt. Alarmiert schauten wir uns weiter um und fanden schließlich ein Lämmchen im Gras liegen. Mutterseelenallein! Da hatte sich doch ein Zwilling erst zwei Tage nach der Geburt des Geschwisterchens auf die Welt gebracht! Die Mutter konnte mit dem Nachzügler nichts anfangen und ließ es einfach liegen! Dass so etwas vorkommt, wussten wir nicht! Jetzt haben wir noch ein Flaschenlamm!

Vom Schlafzimmerfenster aus habe ich einen guten Blick über einen Teil der Nordweide, wo sich unsere Schafe zur Zeit tagsüber befinden. Ich bemerkte ein Schaf und zwei schwarze Gestalten daneben. „Wieder schwarze Zwillinge,“ dachte ich mir und machte mich auf den Weg, nachzuschauen. Das Schaf lag in einer Entfernung von etwa 300 Metern, ganz genau sah ich also nichts. Beim Näherkommen erhoben sich die zwei schwarzen Gestalten und flogen davon, ließen sich aber nur einige Meter entfernt wieder nieder. „Schei….benkleister“, Geier! Ich rannte los, schrie aus Leibeskräften und wedelte wie wild mit den Armen! Atemlos kam ich bei dem Schaf an, das aus mehreren Wunden im Gesicht blutete. Sie hatte tapfer ihr Lamm verteidigt, das blutend neben ihr stand! Aber es lebte! Eigentlich fressen die Geier nur tote Tiere. Warum sie ein gesundes, neugeborenes Lamm angriffen, weiß ich nicht! Aber das Tierchen hatte Glück im Unglück gehabt. Die Schnäbel der Geier sind für Aas gemacht und so hatten Mutter und Kind lediglich mehrere punktuelle Wunden, die bluteten und sicher auch schmerzten, aber nicht gefährlich waren. Der Schwanz des Lämmchens war arg ramponiert, ließ sich aber gut behandeln und wurde eh‘ abgeklemmt. Auch die anderen Wunden waren schnell gesäubert und versorgt und nach wenigen Tagen abgeheilt. Den Angriff eines Geierfalken, der einen gebogenen Schnabel zur Jagd hat, hätte das Lämmchen ganz sicher nicht überlebt! Wir brachten Mutter und Kind in Sicherheit und versorgten die Wunden, Heute, eine Woche nach der Attacke, sind beide wohlauf! ( ich verzichte auf ein Foto der Beiden und zeige lieber gesunde Lämmer mit ihren Müttern )

Vor einigen Tagen waren wir wieder auf dem Weg zur Nordweide für einen Kontrollgang und sahen aus etwa 300 Meter Entfernung die Geburt eines Lammes. Die Schafmutter besah sich kurz die Bescherung und machte sich auf und davon. Die wird doch nicht…… !„ He, du Schaf du, bleib stehen“, rief ich von weitem und lief los. Aber keine Chance! Die Schafmutter wollte nicht! Während ich noch mit ihr diskutierte, nahm Steffen das Lämmchen in seine Obhut. Auf diese Weise kommen wir auch zu unseren Flaschenlämmern.

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