Tierärzte in Uruguay

Einen Tierarzt findet man in der Regel dort, wo es Tierbedarf zu kaufen gibt. Die Familie unterstützt den Veterinär, steht hinter dem Verkaufstresen und berät, mehr oder weniger kompetent, die Kundschaft.

Die Kleintiere, wie Hunde und Katzen, sind fast ausschließlich in Frauenhand. Die Tierärztinnen betreiben meist im Alleingang ihre Praxis und den Verkauf. Man kann ohne Voranmeldung vorbei kommen und wird in der Regel sofort bedient. Nur bei Operationen, wie einer Kastration, sind Termine erforderlich.

Tierärzte gibt es wie Sand am Meer. Die Ausbildung scheint schnell und günstig zu sein. Entsprechend sind die fachlichen Qualitäten.

Für Rinder, Pferde und eingeschränkt Schafe sind meist die Männer zuständig. Die Tierärzte sind oft den ganzen Tag draußen auf den Weiden unterwegs und im Geschäft kaum anzutreffen. Bei Problemen sind sie telefonisch zu erreichen, soweit sie auf dem Campo Empfang haben. Ehefrau oder Eltern koordinieren in diesem Fall vom Geschäft aus.

Für die großen Tiere holen die Bauern selten einen Tierarzt, daher gibt es diese auch nicht so häufig wie die für das Kleingetier. Die Tierärzte für das Großvieh haben deshalb ein riesiges Gebiet zu betreuen und sind mehr im Auto unterwegs als auf den Weiden der Bauernhöfe.

Bei kleineren Problemen mit den Tieren legen die Bauern meist selbst Hand an. Gerade die alten Urgesteine haben im Umgang mit den Tieren oft mehr Erfahrung als ein junger studierter Arzt, von dem man sich nichts sagen lässt.

Schafe sind ein Sonderfall. Das mussten wir auch sehr schnell lernen. Für Tierärzte sind sie uninteressant und für die Bauern, die hunderte von Schafen halten, eine Sache, die nicht viel kosten darf. Ist ein Schaf krank, lässt man es meist sterben, ein Tierarztbesuch wäre teurer, als das Tier wert ist. Lämmeraufzucht mit der Flasche ist nicht vorgesehen und nur etwas für Liebhaber, weil der Aufwand den Wert des Tieres bei weitem übersteigt.

Wir haben uns unser Wissen im stundenlangen Studium im Internet zusammen gelesen. Die Forschung bei Schafen wird weltweit wohl eher vernachlässigt. „Learning bei Doing“ ist da die Devise. Viel Hilfe von den hiesigen Veterinären bekamen wir auch nicht. Aber mittlerweile haben sie unsere Kompetenz anerkannt. Sie wissen, dass Steffen Apotheker ist ( und oft mehr über Medikamente weiß, als sie selbst 😁) und lassen uns in der Aufzucht der Lämmer und der Behandlung kranker Schafe freie Hand. Wir bekommen alle Medikamente, die wir benötigen. Wir behandeln unsere Tiere nach den Regeln der Humanmedizin. Das haben wir gelernt und das hat bisher hervorragend geklappt. Die Sterberate in unserer Herde ist im nationalen und internationalen Vergleich sehr gering. Wir scheinen es also richtig zu machen. Zur Behandlung ziehen wir schon lange keinen Tierarzt mehr zu Rate. Wir stellen unsere Diagnosen selbst und kaufen die entsprechenden Medikamente. Die Geburtshilfe und Neugeborenenpflege haben wir auch gut im Griff. Gelernt ist gelernt und der Mensch ist auch nur ein Säugetier, auch wenn er auf zwei Beinen läuft!

Unseren Tierarzt in Tarariras gibt es im Doppelpack. Im Geschäft steht die Ehefrau, die Tierärztin für das Kleingetier ist. Sie hat auch unseren Kater kastriert. Ihr Mann betreut das Großgetier und hat einen regen Tierhandel, verkauft im Internet Kühe, Pferde und Schafe und organisiert online große Auktionen. Daneben hat er einen Acker und baut Tierfutter an. Das war bisher der einzige Berührungspunkt mit ihm. Aber man sieht, alleine von der Behandlung der Tiere kann hier kein Tierarzt leben!

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