Mäntelchen für die Lämmer

Unsere Lämmer kommen mitten im Winter zur Welt. In diesem Jahr rechnen wir Ende August mit den ersten kleinen Wollknäueln.

Normalerweise halten gesunde Lämmer auch Minusgrade in der Nacht gut aus. Eng an die Mama gekuschelt, den Bauch voll mit gesunder Muttermilch, überstehen sie die Nächte problemlos.

Etwa jedes fünfte Lamm wird allerdings von uns mit der Flasche aufgezogen. Diese Kleinen wohnen die ersten Wochen im Haus, haben aber keine Mama zum kuscheln und müssen manchmal gegen die Kälte mit einem kleinen Kittelchen geschützt werden.

Das hat unterschiedliche Gründe: Bei Mehrlingsgeburten nehmen wir das kleinste oder schwächste Lamm in unsere Obhut. Das erhöht die Überlebenschancen.

Manchmal werden auch große, gesunde Lämmer von der Mutter einfach ausgesetzt.Die Mütter haben keine Lust oder, bei Erstgebärenden, keine Erfahrung. Können wir die Mutter ausfindig machen, versuchen wir, die zwei noch zusammen zu bringen. Oft hat die Mutter aber in der Nacht entbunden und verschwindet am Morgen auf Nimmerwiedersehen mit dem Rest der Herde auf die Weide.

Kidnapping ist auch so ein Thema! Hat ein Schaf entbunden und kümmert sich um den Nachwuchs, kann es sein, dass ein anderes, nicht trächtiges Schaf ihr das Lamm abnehmen will. Es drängt sich zwischen Mutter und Kind; das gibt manches Mal richtig Zoff! Leidtragende ist das Lämmchen! Gerade auf der Welt, weiß es nicht, wem es nun folgen soll und steht oft ratlos und vor Angst und Kälte zitternd daneben. Werden wir Zeuge solch einer versuchten Kindesentführung, können wir die falsche Mutter separieren. Hat die echte Mutter allerdings entnervt aufgegeben und ist gegangen, haben wir ein Flaschenlamm. Die falsche Mutter hat ja keine Milch, um das Kleine zu säugen!

Auch zu kleine oder schwächliche und kranke Lämmer werden mit der Flasche großgezogen. Ebenso die Lämmer, deren Mütter nach der Geburt zu schwach sind, um sich um den Nachwuchs zu kümmern oder keine Milch im Euter haben.

Es gibt also vielerlei Gründe, dass wir uns selbst um die Lämmer kümmern müssen. Ich habe einen großen Waschkorb gerichtet, der hervorgeholt wird, noch bevor das erste Lamm das Licht der Welt erblickt hat. Mein „Hebammenkoffer“ sozusagen. Im Notfall habe ich so auf alles Zugriff, was gebraucht wird, ohne lange suchen zu müssen: Tücher, Windeln, Fieberthermometer, Absauger, um die Atemwege frei zu machen, Desinfektionsmittel und eine Menge kleiner Mäntelchen in unterschiedlichen Größen. Die sind eigentlich für kleine Hunde gedacht und sind im Tierfachhandel zu bekommen. Nun haben wir allerdings manchmal klitzekleine Lämmchen, die noch nicht mal so groß sind wie unsere Katze. Da wird es schwierig, etwas passendes zu bekommen.

Beim letzten Deutschlandbesuch vor einigen Wochen habe ich einen gestrickten Pulli für Hunde entdeckt. Und da kam mir die Idee, die Mäntelchen für die Lämmer passgenau selbst zu stricken. Ich habe ja nun eine perfekte Vorlage, ich brauche nur die Maschenzahl für die gewünschte Größe zu ändern! Es landeten also noch einige Wollknäuel im Koffer. Nun kann ich nach Feierabend kleine Pullis stricken!

Morgens um halb 8 Uhr wird es langsam hell. Am Abend ist es schon um 18 Uhr stockdunkel. Wenn draußen nichts mehr zu tun ist, klappern nun die Stricknadeln. Eine gemütliche Arbeit vor dem Kamin, in dem wieder munter die Flammen tanzen. Das warme Wetter war viel zu schnell vorbei.

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