Seit Sonntag waren wir mit den Schafen beschäftigt. Es wurde Zeit, den Nachwuchs zu planen und vor allem zu organisieren. Unsere Böcke standen schon in den Startlöchern.
Die Gehege waren ausbruchsicher. Bisher ist jeder Bock in seinem Reich geblieben. Den Durcheinander der letzten Jahre hatte es nicht gegeben; wir hatten alles im Griff. Damit es nicht zu viele Lämmer werden, sollten zu jedem Bock 6 Schafe gebracht werden. 4×6=24 , das reicht. Octavio ist zu alt und geht in diesem Jahr leer aus.
Wir trieben die große Herde in den Corral zur Inspektion und zum Impfen. Das Mittel gegen die Parasiten war wieder dran.

So hatten wir jedes Tier einmal in der Hand und konnten es uns ansehen. Zwei Schafe mit einer Verletzung hatten wir schon in Behandlung, ein drittes fanden wir nun beim Impfen. Die Wunden werden täglich versorgt, die Tiere scheinen zufrieden, gehen mit der Herde gemeinsam auf die Weide und fressen. Kritisch wird es, wenn sie sich absondern, sich verstecken und ihre Ruhe suchen.
Nun, da wir die Schafe schon so schön beieinander hatten, konnten wir für jeden Bock die passenden Schafe aussuchen. Damit es für die Tiere nicht zu stressig wird, wurden an drei Abenden die in Frage kommenden Schafe eingefangen und zur Hochzeit gebracht. Alles klappte wunderbar, alle waren zufrieden. Die zukünftigen Mütter wurden mit Farbspray extra markiert. Sie sollten nach den Flitterwochen alle gemeinsam auf eine separate Weide. So blieben sie alle zusammen, wir wüssten, wann und wo die Lämmer zur Welt kommen und hätten etwas weniger Stress und Arbeit, als in den vergangenen Jahren. So der Plan. Wir waren stolz auf uns und gingen am Dienstagabend zufrieden zu Bett!
Der einzige Bock, der mit diesem Plan nicht einverstanden war, war unser junger Wilder, Hagen.
Heute morgen wollten wir wie üblich die große Herde auf die Weide lassen und warfen natürlich auch einen Blick in die Gehege der Böcke. Alles ruhig. Die einzelnen Gruppen grasten schon gemütlich. Auch Hagens Damen standen ruhig herum, einzig der Bräutigam fehlte. Das gibts doch nicht, wo ist er hin !?
Wir brauchten einige Zeit, bis wir ihn entdeckten und dazu seinen Weg in die Freiheit! Seine sechs Damen waren ihm nicht genug, er stand inmitten der großen Herde, bei all denen, die nicht trächtig werden sollten: die ganz jungen, die ganz alten und die kranken Schafe!

Mit brachialer Gewalt versuchte er es zuerst am Tor und verbog dabei die Verriegelung, die wir später nur mit einer Metallsäge öffnen konnten. Letztendlich hatte er dann zwei Holzbretter zertrümmert und war hindurchgeschlüpft.
Da er ja eigentlich ein ganz lieber Kerl ist, hatten wir ihn ganz schnell aus der Herde holen können. Wieviel Schaden er angerichtet, wieviel Volltreffer er gelandet hat, wissen wir in fünf Monaten!
Ein einzelner Bock hat den größtmöglichen Schaden verursacht, unsere Planung komplett über den Haufen geworfen! Die Lammzeit wird also wieder so einiges an Überraschungen bieten!