Von was kann man in Uruguay leben?

Wir werden oft gefragt, ob wir mit unseren Schafen Geld verdienen und ob wir davon leben können.

„Über Geld spricht man nicht“ heißt es so schön. Wir denken: Doch! Genau darüber sollte man reden, wenn man sich mit einer Auswanderung beschäftigt. Denn: „Ohne Moos nix los!“

Wer nach Uruguay auswandern will, braucht ein gutes finanzielles Polster, alleine schon um die vielen unvorhergesehen Kosten auffangen zu können. Geld verdienen und sich eine sichere Existenz aufbauen ist sehr schwierig. Wer im Internet tätig ist, der zum Arbeiten Strom, einen Internetzugang und ein Laptop benötigt, ist ortsungebunden und auf der sicheren Seite.

Ein Geschäft oder einen landwirtschaftlichen Betrieb eröffnen, ist sehr schwierig! Das Beginnen und die bürokratischen Hürden sind dabei nicht mal das Problem, sondern das Durchhalten. Rinderzucht ist nur für diejenigen zu empfehlen, die schon in der Heimat über ausreichend Erfahrung darüber verfügen. Steffen und ich kommen beruflich aus dem pharmazeutisch/medizinischen Bereich. Ohne diese Vorkenntnisse hätten wir mit unseren Schafen noch viel mehr Schwierigkeiten gehabt. Krankheiten, Geburtshilfe und ähnliches hatten wir relativ schnell im Griff. Trotzdem hat es drei Jahre gebraucht und viele schmerzhafte Erlebnisse, bis wir fest und sicher im Sattel saßen.

Viele andere versuchen, sich im Tourismus ein Standbein zu schaffen. Dabei muss bedacht werden, dass Uruguay kein typisches ganzjähriges Urlaubsland ist. Die Saison beginnt um Weihnachten und geht, mit einer Unterbrechung nach dem Karneval, bis Ostern. Dann ist Schluss. Dann verirren sich noch einige Rucksacktouristen und Wohnmobil-Fahrer ins Land, mehr nicht. Man muss also in den drei Monaten sein Geld für den Rest des Jahres verdienen.

Friseurgeschäfte gibt es wie Sand am Meer. Ein Herrenhaarschnitt inkl. Bart kostet umgerechnet 8€. Das ist nur ein Beispiel, da kann sich jeder selbst ausrechnen, ob sich so etwas lohnt.

Unsere Erfahrung hat gezeigt: In Uruguay kann man nicht reich werden. Wir haben in den vergangenen Jahren viele kommen und auch wieder gehen gesehen. Nur diejenigen, die mit einem ausreichenden finanziellen Polster kommen, die von ihren Ersparnissen oder einer Rente gut leben können, die können hier dauerhaft Fuß fassen. Kredite gibt es für Ausländer nicht. Häuser, Grund und Boden, eine Betriebseröffnung muss komplett bezahlt werden. Man kann problemlos, auch ohne Aufenthaltsgenehmigung, als Ausländer ein großes Grundstück kaufen, verpachten und von diesen Einnahmen leben. Dafür muss allerdings das Kapital vorhanden sein.

Ab 20ha Land muss zudem ein Betrieb angemeldet werden. Hierfür sind Sozialabgaben fällig. Das hat den Vorteil, dass man Kranken- und Rentenversichert ist.

Wir leben auf einem 22ha großen Campo. Unsere 100 Schafe halten das Grundstück sauber. Jedes Jahr verkaufen wir etwa 20 Stück, um „den Betrieb am Laufen zu halten“. Mehr Tätigkeiten müssen wir nicht nachweisen. Der Verkauf wird ordentlich versteuert. Leben kann man davon nicht. Ein Schaf kostet im Durchschnitt 60€.

Wir haben ein weiteres Grundstück verpachtet, diese monatlichen Einnahmen bilden einen guten Grundstock zum Unterhalt.

Mit mehreren Standbeinen kann man sich ein ordentliches Einkommen zusammenstellen, mit dem man gut leben kann. Das kommt natürlich auch auf die Bedürfnisse des jeweils Einzelnen an. Grundvoraussetzung ist allerdings immer ein ordentliches Kapital im Hintergrund. Wer ausreichend Geld mitbringt, kann hier entspannt leben.

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