„Los Alemanes“

Jetzt hat unser Campo einen Namen.

Seit fast vier Monaten haben wir unsere Einfahrt für uns alleine. Wir haben uns nun den lang gehegten Wunsch erfüllt und dem Campo einen Namen gegeben. Das ist hier absolut üblich und man liest an vielen Einfahrten „El sueño” , “La Milagrosa” oder auch mal ganz einfach “El Tio” oder “El Abuelo”. ( Der Traum, das Wunderbare, der Onkel, der Großvater )

Bisher hatten wir unsere Einfahrt gemeinsam mit dem Nachbarn genutzt.

Vor über 30 Jahren hatten zwei Freunde ein Grundstück von 100 Hektar gekauft und dieses geteilt. Der eine Freund bekam 20 Hektar an der Straße entlang, der andere übernahm die 80 Hektar dahinter. Das große Grundstück ist nur über eine Zufahrt durch das kleine Grundstück erreichbar. Dieses Durchfahrtsrecht wurde im Grundbuch von beiden Seiten vermerkt. Nachdem die Wohnhäuser errichtet waren, einigte man sich per Handschlag auf einen passenderen Durchgang als den, der im Grundbuch vermerkt war. Der neue Weg zum hinteren Grundstück führt nun fast am Haus des vorderen Grundstücks vorbei, er wurde befestigt und ist dadurch auch bei Schlechtwetter gut befahrbar. Der vordere Eigentümer nutzte sein Grundstück nur ab und zu im Urlaub, ansonsten lag alles brach. Man teilte sich einen Gehilfen, der nach dem Rechten sah und die hinteren Eigentümer lebten dauerhaft in ihrem Reich.

Die Freundschaft zerbrach und die 20 Hektar standen fast zehn Jahre zum Verkauf, bis wir auf den Plan traten und das Grundstück kauften. Schon beim ersten Kennenlernen legte der Nachbar Wert darauf, seine liebgewonnene Straße weiterhin benutzen zu dürfen. Per Handschlag. Anfangs hatten wir nichts dagegen, was sich in den folgenden Jahren daraus entwickeln würde, wussten wir ja nicht. Die nette Nachbarschaft endete an dem Tag, an dem auch wir dauerhaft hier einzogen. Zweieinhalb Jahre kamen wir nur zweimal im Jahr zum Urlaub, dann waren wir plötzlich täglich präsent und hatten auf unserem eigenen Grundstück eigene Vorstellungen!

Der Verkehr zum Nachbargrundstück nahm stetig zu, immer an unserem Haus vorbei; wir konnten nichts machen, so stand es im Vertrag. Vor zwei Jahren verpachtete der Nachbar einen Teil seines Grundstücks. Der Pächter samt Anhang und diverse Landmaschinen düsten nun ebenfalls bei uns vorbei und unser lieber Nachbar meinte, über den Weg und das dazugehörige Tor eigenständig bestimmen zu können, so wie er es seit über 30 Jahren tat. Wir warnten, wir beschwichtigten, wir haben viel zu oft den Mund gehalten. Irgendwann eskalierte die Situation, wir erinnerten uns an den Grundbucheintrag und schlossen ihm kurzerhand das Eingangstor zu, welches jede Partei mit einem eigenen Vorhängeschloss öffnen konnte. Schluss mit lustig! Seitdem muss der Nachbar, sein Pächter und deren ganzer Anhang die unbefestigte Durchfahrtsmöglichkeit über die Südweide benutzen. Der Weg ist etwas kürzer, aber eben unbefestigt. Unser Nachbar probte den Aufstand und drohte mit dem Anwalt. Das fanden wir sehr löblich, denn dieser konnte ihnen sicher den Sachverhalt viel besser erklären als wir in unserem holbrigen Spanisch. Die Gesetzeslage war klar, wir eindeutig im Recht. Den Gesetzen in Uruguay liegt übrigens das römische Recht zugrunde, nachdem auch das deutsche Recht aufgebaut ist. Die Gesetzestexte gleichen sich in vielen Fällen fast 1:1, was es uns als Ausländer etwas einfacher macht, das Ganze wenigstens einigermaßen zu überblicken.

Der Nachbar hat nur das Durchfahrtsrecht, wir sind zu nichts verpflichtet und er muss uns fragen, wenn er eine Änderung möchte.

Seit drei Monaten herrscht Funkstille. Wir haben unsere Ruhe und nun einen schönen Eingangsbereich!

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