Ein Sonntag in der Warteschleife

Nachdem Steffen mit unserem Gast am Samstag nach La Paz und Kiyú gefahren war, wollten wir ihm am Sonntag noch ein traditionelles Reiterfest zeigen.

Zur Zeit haben wir ein sehr hochsommerliches und vor allem trockenes Wetter mit Temperaturen weit über 30 Grad. Damit wir den Sonntag gemeinsam genießen konnten, blieb ich also am Samstag zu Hause, um die Tiere mit Wasser zu versorgen und den gesamten Park zu gießen. Da war ich den ganzen Tag beschäftigt.

Am Sonntag wollten wir, nachdem wir die Tiere versorgt hatten, früh aufbrechen. Das war kein Problem, wir stehen momentan um 5 Uhr auf und unser Gast war auch kein Langschläfer.

Um 10 Uhr begann in Nueva Palmira die Veranstaltung, ca. eineinhalb Stunden betrug die Fahrtzeit dorthin. Unterwegs lagen noch zwei Besichtigungspunkte, die wir unserem Gast nicht vorenthalten wollten, also machten wir uns schon um kurz nach sieben Uhr auf den Weg. Es war schon brütend heiß und die Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel.

Ein kurzer Zwischenstopp in Carmelo. Von der Strandpromenade aus hat man einen herrlichen Blick über den Rio de la Plata hinüber nach Argentinien. Der Fluss lag uns träge zu Füßen und es war nicht vorstellbar, dass vor einigen Jahren die gesamte Uferregion von einer verheerenden Sturmflut zerstört wurde.

In Nueva Palmira angekommen, fragten wir uns bei einigen Anwohnern durch, da Veranstaltungen nicht ausgeschildert sind und man sich immer auf die Suche machen muss. Eingeweihte kennen sich natürlich aus und wir waren die einzigen Ausländer vor Ort. Es war kurz nach 10 Uhr, als wir das Festgelände erreichten. Wir hatten geplant, von 10-12 Uhr die Reiterei zu beobachten, um 12 Uhr das ausgezeichnete Grillfleisch zu genießen und danach wieder heimzufahren. Meist gibt es nach dem Mittagessen eine zweistündige Pause, darauf hatten wir keine Lust.

Mit Klappstühlen und Geschirr bepackt, suchten wir uns auf dem noch fast leeren Gelände einen Platz. Schatten gab es keinen, aber wir wollten ja nicht lange bleiben.

Es waren kaum Besucher da und auch nach Pferden suchten wir vergeblich. Also war mit einem Beginn der Veranstaltung in nächster Zeit nicht zu rechnen. Nach und nach kamen dann die Pferdetransporter. Die Tiere wurden ausgeladen und wir sahen interessiert zu. So konnte unser Gast doch einige Fotos von den traditionell gekleideten Teilnehmern und den gesattelten Pferden machen.

Während die beiden Männer auf ihren Klappstühlen saßen und ein kühles Bier genossen, stellte ich mich schon mal in die Schlange derer, die auf das Fleisch warteten.

„Warten“ Wann geht es endlich los?

Irgendwann kurz vor 12 Uhr ertönte eine Glocke. Man hatte nun wohl doch einige Jungpferde zusammen, die noch völlig jungfräulich unberitten waren. Sie kamen einzeln in eine Box, ein junger Reiter setzte sich auf das Pferd ohne Sattel und los ging das Rodeo. Die einzelnen Durchgänge waren nach wenigen Sekunden beendet, die Reiter wurden alle abgeworfen. Nach acht Pferden war das kurze Intermezzo beendet, unser Gast hatte seine Fotos und ich brachte das Fleisch zum Mittagessen. Danach wollten wir wieder gehen! Daraus wurde leider nichts, die Hilfsbereitschaft der Uruguayos machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es waren mittlerweile doch noch eine Menge Besucher angekommen, die es sich mit ihrer Campingausrüstung gemütlich machten. Wir wollten ja nicht lange bleiben und hatten außer den Klappstühlen nichts dabei. Wir bekamen einen Sonnenschirm gebracht. Ablehnen wäre sehr unhöflich gewesen, also mussten wir erst mal bleiben.

Dann saßen wir also auch da, schlürften statt Mate-Tee Bier und Mineralwasser, und dösten vor uns hin. Mittagspause, da passiert nichts. Um 14 Uhr sollte es dann weitergehen. Aber wir sind in Uruguay, da gelten keine Pläne oder Vorhersagen! Für unseren Gast eine gute Erfahrung: wer in Uruguay leben will, muss das aushalten!

Um viertel vor drei gaben wir den Sonnenschirm zurück und machten uns auf den Heimweg. Wir waren gerade am Auto angekommen, da ertönte eine Glocke!!

Auf dem Heimweg machten wir noch kurz Halt am Kilometer 0, dem Zusammenfluss von Rio Uruguay und Rio Paranà. Hier entsteht der Rio de la Plata, der nach etwa 145 km mit der breitesten Flussmündung der Welt im Atlantik endet.

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