Es war viel los in den letzten Tagen. Nach der Schur freuten wir uns auf einige erholsame Tage, aber daraus wurde leider nichts!
Zwei der acht Wochen alten Lämmer machten uns schon seit einiger Zeit mächtig Ärger. Die zwei Böckchen, groß und kugelrund, strotzen vor Energie und Übermut. Während die vier weiblichen Lämmer friedlich mit ihren Müttern in ihrem Gehege grasten, rissen die beiden Dickerchen immer wieder aus, kein Zaun war vor ihnen sicher. Sie gingen draußen auf der Straße spazieren, fraßen meine Rosen im Park und blieben hin und wieder im Zaun stecken. Dann riefen sie lautstark um Hilfe, wir befreiten sie, schickten sie zu ihren Müttern ins Gehege und als wir ihnen den Rücken zudrehten, entwischten sie erneut. Wir brachten die ganze Gruppe in ein anderes Gehege, verstärkten dort den Zaun durch Maschendraht und waren irgendwann am Ende unserer Weisheit und Geduld! Zum Schluss bekam der eine Fußfesseln und der andere wurde an einen Baum gebunden. Was nun?
Zwischenzeitlich hatte sich der Tierarzt gemeldet. Er betreibt auch eine online-Tierauktion und sollte einige unserer Schafe verkaufen. Wir setzten die zwei Rabauken inklusive ihrer Mütter mit auf die Liste, denn die Lämmer brauchen mindestens noch vier Wochen Milch.
Am Sonntagnachmittag schrie eines der Schafe stundenlang. Sie hatte, das konnte man jetzt nach der Schur deutlich sehen, ein dickes Euter! War sie am Gebären? Bei näherem Hinsehen entdeckten wir Blut! Also musste irgendwo ein Lamm sein! Wir suchten die ganze Weide ab und fanden ein totes Lamm, übel zugerichtet von Raubvögeln!
Am Montag beobachtete Steffen bei der Arbeit auf der Weide ein Schaf. Nach dem Blasensprung hatte die Geburt eingesetzt. Wir blieben in der Nähe. Das Lamm würde die nächste halbe Stunde geboren werden, wir wollten eine weitere Attacke der Raubvögel verhindern. Als nach einer Stunde immer noch kein Lamm geboren war, versuchten wir, die Mutter hoch zum Haus zu locken. Hier wäre sie in Sicherheit und ein kleiner Spaziergang würde die Geburt sicherlich beschleunigen! Das Schaf wollte nicht! Also riefen wir die gesamte Herde nach oben, in der Masse würde sie mitlaufen und dann konnten wir sie rausfischen, so der Plan!
Es klappte, die werdende Mutter kam in ein kleines Gehege, die Herde ging wieder auf die Weide.
Dann kam die Nachricht vom Tierarzt , er käme am Abend vorbei, die zu verkaufenden Schafe ansehen! Also riefen wie die Herde erneut von der Weide. Diesmal kamen sie recht widerwillig und genervt nach oben! Wir suchten die einjährigen Schafe heraus, die zum Verkauf standen und sperrten auch sie in einen kleinen Verschlag. Danach durfte die Herde wieder auf die Weide.
Die werdende Schafmutter hatte indessen keine Wehen mehr, der Blasensprung war über zwei Stunden her, das Lamm musste raus! Wir schnappten uns das Schaf und verhalfen dem im Geburtskanal steckengeblieben Lamm auf die Welt! Es lebte und kam nach anfänglicher Unterstützung recht schnell auf die Beine!

Die Mutter hatte nach der ganzen Prozedur keinerlei Interesse an ihrem Lamm! Wir gönnten ihr ihre Ruhe und nahmen das Lämmchen zu uns. Ein weiteres Flaschenlamm.
Dann kam die Nachricht vom Tierarzt, er käme erst an nächsten Tag. Am Dienstag sagte er dann auch ab, die herausgesuchten Schafe waren immer noch eingesperrt. Wir baten ihn, wenigstens die zwei Lämmer mit ihren Müttern zu holen. Die anderen würden wir wieder auf die Weide entlassen!
Unterdessen hatten ein weiteres Schaf ohne Schwierigkeiten Zwillinge zur Welt gebracht. Alle noch trächtigen Schafe, es waren deren fünf, hatten wir auch aus der Herde separiert und zu den neuen Müttern mit ihren Lämmern gebracht, damit sie hier in Ruhe gebären können. In die Nähe des Hauses trauen sich die Raubvögel nicht. Ein Lamm war groß und kerngesund, das Geschwisterchen leider nicht. Da es keine Lebenschance hatte……… musste ich es töten. Das gehört zu den schrecklichsten Aufgaben bei der Schafzucht!
Als es dunkel war, kam der Tierarzt und holte die vier Schafe ab. Sie bekamen die Füße zusammengebunden und wurden auf die Ladefläche seines PickUp gelegt. Kein schöner Anblick, aber wir waren mit unseren Nerven eh‘ am Ende!