Montevideo hat noch Trinkwasservorräte für 11 Tage. Wenn man denn noch von Trinkwasser reden kann! Die chemische Fakultät empfiehlt, das Wasser aus der Leitung nicht mehr zu konsumieren. Der Wasserversorger ( OSE ) bittet das Gesundheitsministerium, die Grenzwerte zu erhöhen, damit man die Brühe noch als Trinkwasser deklarieren kann. Seit gestern wird das Wasser in den Leitungen rationiert. Und die Bürgermeisterin von Montevideo macht sich rar, damit sie keine Interviews geben muss. Irgendwie fühlt sich niemand so richtig zuständig, jeder richtet den Blick gen Himmel und hofft auf Regen. Der wird allerdings noch eine Weile auf sich warten lassen! Während sich die Lage im Norden des Landes aufgrund einiger Regenschauer etwas entspannt, sitzen die Mitte und der Süden des Landes weiter auf dem Trockenen. Laut staatlichem Wetterdienst wird sich die Wetterlage auch die nächsten Wochen nicht ändern. Auch der Juli wird uns keine großen Regenfälle bescheren. Der Juni 2023 wird als der trockenste in die Geschichte des Landes eingehen! Und für den kommenden Monat sieht es nicht viel besser aus. Eventuell im Frühling, mutmaßt der Sprecher vom Wetterdienst, aber heute hat ja erst der Winter begonnen!!!!!
Die Regierung hat nun beschlossen, auf abgefülltes Wasser in Flaschen die Mehrwertsteuer komplett zu streichen. Eine nette Geste! Da die Preise hier nicht festgesetzt sind, hat niemand eine Kontrolle, inwieweit die Händler die Preissenkung weitergeben. Und warum soll ein Händler in Colonia oder Punta del este sein Wasser billiger verkaufen? Montevideo hat das Problem, nicht der Rest des Landes! Es wird ordentlich debattiert und gestritten im Parlament. Viel ist dabei bisher nicht rausgekommen! Mal ist vom Bau eines Dammes in einem der beiden Flüsse, die Montevideo bisher mit Wasser versorgten, die Rede. Aber man kann nur Wasser stauen, wenn auch welches da ist. Für benötigte Pumpen fehlt schlicht das Geld.
Da liegt die Hauptstadt Uruguays an der breitesten Flussmündung der Welt und die Verantwortlichen sind nicht in der Lage, die Bevölkerung mit in der Verfassung garantiertem Trinkwasser zu versorgen!
Nun taucht ein weiteres Problem auf, das die Bevölkerung langsam auf die Barrikaden bringt: die Heizstäbe von Wasserkochern, Waschmaschinen und Boilern sind dem extrem salzigen Wasser nicht gewachsen und korrodieren. Die Firmen, die die Heizstäbe auswechseln können, kommen den ganzen Aufträgen nicht mehr hinter her. Ein neues Gerät können sich die meisten Haushalte nicht leisten.
Die Bewohner der Hauptstadt sind trotz allem noch erstaunlich ruhig! Uns wundert immer mehr, mit welch stoischer Gelassenheit die Menschen dem ganzen Irrsinn begegnen. Montevideo hat sich die letzten Jahre leider sehr negativ verändert. Die Kriminalität ist extrem gestiegen. Raub, Überfälle und vor allem die Mordrate entsetzt!! Allein am vergangenen Wochenende wurden im Stadtgebiet 5 Menschen ermordet; und da geht es schon lange nicht mehr nur um Bandenkriminalität und Drogenhandel!
Ein Bekannter arbeitet in Montevideo als Lieferant für Gasflaschen. Er wurde im vergangenen Jahr drei mal überfallen und ausgeraubt. Auf die ganze Misere angesprochen, antwortete er: „Es como es“ Es ist wie es ist! Den meisten Menschen bleibt ja nichts anderes übrig als weiterzumachen und auf bessere Zeiten zu hoffen!
Wie Montevideo dem Wasser-Black-Out begegnen wird, ist sicherlich eine spannende Sache. Irgendwann, wenn dann kein Wasser mehr kommt, kann man das Elend nicht weiter ignorieren und den verantwortlichen Kopf in den Sand stecken!