
Die Woche des Tourismus
In Uruguay gibt es keine religiösen Feiertage. Die christlichen Traditionen lassen sich allerdings nicht verleugnen und so hat man mit viel Einfallsreichtum einfach ein Event für einheimische und ausländische Touristen daraus gemacht, bevor das ganze Land am kommenden Montag in den Winterschlaf fällt, aus dem es erst wieder im Dezember langsam erwacht.
Semana de turismo heißt es offiziell, semana santa = die heilige Woche wird sie auch genannt. Der Bischof von Montevideo zelebrierte heute in der großen Kirche eine heilige Messe zum Palmsonntag. Für Karfreitag und Ostersonntag sind weitere Gottesdienste vorgesehen. Einen Ostermontag gibt es hier nicht!
Entlang der Atlantikküste stolpert man sozusagen von einem Fest zum nächsten. Die ganze Woche über gibt es große Veranstaltungen. Montevideo steht ganz im Zeichen der Gauchos und Criollos, dem typisch uruguayischen Pferd. Auf dem großen Veranstaltungsgelände gibt es täglich Reitervorführungen, Umzüge in traditionellen Trachten, Schafscheren im Akkord und noch vielem mehr, was zu einem richtigen Gaucho gehört und die Zuschauer fasziniert. Fleisch vom Holzfeuergrill fehlt natürlich auch nicht.
Etwas weiter die Küste entlang Richtung Osten kann man die verschiedensten Biersorten der kleinen Privatbrauereien auf der „Fiesta de cerveza“ probieren, an den Stränden werden Meeresfrüchte angeboten, in- und ausländische Künstler geben am Abend grandiose Konzerte für viele tausend Zuschauer – es ist richtig was los im Land.
Das Wetter spielt in diesem Jahr mit. Es bleibt die ganze Woche über trocken und angenehm warm. An der Küste steigen die Temperaturen auf 24 Grad und der Atlantik selbst kann mit karibischen Temperaturen um die 21 Grad aufwarten. Das zieht sogar einige Delfine an, die zum Entzücken der Touristen aus dem warmen Wasser springen und gut gelaunt ihre Bahnen ziehen.
Wer den obigen Kalender aufmerksam studiert hat, dem wird aufgefallen sein, dass in Uruguay die neue Woche am Sonntag beginnt, und nicht wie gewohnt mit dem Montag. In Uruguay ruht man sich also am ersten Tag der Woche aus, bevor man sich am zweiten Tag „in die Arbeit stürzt“!
Abgesehen von den Veranstaltungen in den Touristengebieten läuft alles im Land auf Sparflamme. Fast jeder Arbeitnehmer und auch viele Selbstständige haben Urlaub. Alles, was nicht unbedingt gebraucht wird, hat geschlossen: Schulen, Universitäten, Friseure, Anwaltskanzleien, Notare, Arztpraxen, aber auch viele Bäckereien, Metzgereien, kleine Kioske, Geschäfte für Werkzeuge oder Bekleidung; alles hat zu! In Tarariras wechseln sich die drei Supermärkte mit den Öffnungszeiten ab, verhungern und verdursten muss niemand.