Machtkämpfe

Die Eselmänner kämpfen erbittert um die Macht. Der bisherige Leithengst ist in die Jahre gekommen und wird von seinem vierjährigen Sohn Paulchen heftig attackiert.

Wir haben die zwei männlichen Nachkommen nicht kastrieren lassen. Ob das ein Fehler war? Wir wissen es nicht. Drei Hengste in einer Herde; bisher ging es gut, jetzt ist ordentlich Zoff bei den Eseln. Lizzy und ihre Tochter haben wir ja nach der Geburt der kleinen Eselin gleich auf eine weit entfernte Weide gestellt, das war gut so, denn weiteren Nachwuchs wollen wir nicht. Bei den Hengsten ist nun noch unsere Eseloma. Sie hat über 20Jahre auf dem Buckel, ist eine ruhige und stoische Eselin und lässt sich durch das Machogehabe der drei Hengste nicht aus der Ruhe bringen. Der jüngste der Gruppe, der dreijährige Eduardo, hält sich auch weitgehend aus dem Gezetere heraus. Bleiben noch die zwei Großen, die rund um die Uhr für ordentlich Geschrei sorgen. Sie kämpfen erbittert mit Hufen und Zähnen, Verletzungen bleiben da nicht aus. Wir gehen täglich über die Weide, verteilen Äpfel und Karotten und während die Tiere fressen, werden die Wunden, meist oberflächliche Kratzer, mit einem speziellen Spray versorgt. Das klappt ganz gut, denn zu nahe dürfen wir momentan nicht ran, sonst geraten wir zwischen die Hufe. Handzahm sind unsere Herren zur Zeit wirklich nicht.

Jetzt im Sommer ist auch bei kleinsten Verletzungen äußerste Vorsicht geboten. Es gibt hier Fliegen, deren Larven sich innerhalb nur weniger Stunden entwickeln. Aus einem kleinen, blutigen Kratzer kann binnen zwei/drei Tagen eine kaum mehr beherrschbare Wunde werden. Deshalb sind wir peinlichst darauf bedacht, jede noch so kleine Verletzung sofort zu behandeln und, noch wichtiger, erst mal zu bemerken.

Eines unserer Schafe wurde vergangenen Mittwoch Opfer einer Hundeattacke.

Das Schaf Gudrun war im letzten Jahr schwer krank gewesen. Jetzt ist sie auf dem Weg der Besserung, aber noch ziemlich abgemagert. Damit sie sich etwas Speck anfrisst, haben wir sie mit den kastrierten Männchen zu den Eseln auf die Weide geschickt. Hier ist noch ordentlich Futter vorhanden.

Da die Esel momentan mit sich selbst beschäftigt sind und ihre Aufgabe, den Campo zu bewachen, sehr vernachlässigen, konnte sich ein Hund ungestört das schwächste Tier in der Schafherde heraussuchen. Es trug eine große Verletzung am Bauch und viele kleine am Rücken davon. Als die Herde am Abend nach oben kam, vermissten wir die dünne Gudrun und suchten nach ihr.

Die kleinen Wunden sind harmlos und werden mit guter Pflege schnell abheilen. Die große Wunde am Bauch macht uns ziemlich Sorgen. Das Wichtigste ist, eine Infektion zu verhindern, nur so hat das Tier eine Überlebenschance. Aber unsere Gudrun ist sehr kooperativ und hart im Nehmen. Bisher hat sie einen gesunden Appetit und lässt sich mit ihrem Lieblingsmenü, Maisschrot, Karotten und Äpfel, verwöhnen. Wenn bis Samstagabend keine Infektion eintritt, haben wir, glaube ich, gute Chancen, dass die Wunde wieder verheilt.

Den blaue Strich an Gudruns Rücken haben wir zum schnelleren Erkennen aufgesprüht. So fanden wir sie nach ihrer Erkrankung aus der Schafherde leichter heraus. Denn es war wichtig zu wissen, dass sie auch jeden Abend wieder von der Weide nach Hause kommt und nicht irgendwo erschöpft liegt. Jetzt, mit der großen Bisswunde, ist sie separat auf der Krankenstation. Die Wunden sind mit Silberspray abgedeckt. So können sie an der Luft gut heilen, ohne dass Fliegen dran gehen.

Hinterlasse einen Kommentar