Der kleine Ort ist ebenfalls über die Ruta 21 zu erreichen und liegt am Ufer des Rio de la Plata. Auf dem Heimweg von Carmelo machten wir einen Abstecher dorthin. Dieses mal nur, um die Fotos für diesen und den nächsten Beitrag zu machen. Wir waren in der Vergangenheit schon öfters dort gewesen. Leider stirbt das Örtchen langsam vor sich hin.

Auch hier gibt es schöne, einsame Strände, eine verwaiste Ferienanlage mit Holzhütten, leere Ferienhäuschen in Strandnähe und eben das Ortszentrum mit einer großen Tourismusinformation. Überall im Ort sind große Schilder aufgestellt, die dem Besucher, wenn sich denn mal jemand hierher verirrt, die lebendige Vergangenheit offenlegen. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort, überwuchert und zugewachsen wie das Dornröschenschloss vor der Ankunft des Prinzen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier eine englische Siedlung errichtet. Eine englische Firma war für den Bau des Hafens von Buenos Aires zuständig und da das sumpfige Ufer auf der argentinischen Seite eine Ansiedlung in unmittelbarer Nähe unmöglich machte, entschloss man sich kurzerhand, die Arbeiter auf der anderen Flussseite anzusiedeln. Die hygienischen Bedingungen waren verheerend und Epidemien brachen aus, worauf sich die Verantwortlichen dazu entschlossen, dann doch für bessere Verhältnisse zu sorgen. Die Arbeiter und ihre Familien bekamen einen trockenen, sauberen Wohnraum und eine ordentliche Wasserversorgung. Die typischen englischen Reihenhäuser stehen heute noch im Originalzustand, prägen das Ortsbild und sind zum großen Teil auch noch bewohnt.

Alles original, alles authentisch. Hier hat sich, leider, seit einhundert Jahren nichts getan. Ein großes Gebäude, das 1910 von einem Kaufmann errichtet wurde und die Arbeiter mit allem versorgte, was sie benötigten, steht mit den vielen Nebengebäuden immer noch und beherbergt heute die Touristeninformation. Am Ortseingang steht hinter hohem Buschwerk ein wunderschönes Hotel aus dem gleichen Jahr, für damals wichtige und zahlungskräftige Besucher errichtet. Heute ist das ehemalige Schmuckstück leider nur noch eine Ruine.
Das Tourismusministerium von Uruguay gibt sich an den geschichtsträchtigen Orten des Landes, und von denen gibt es eine ganze Menge, so viel Mühe. Es ist schon fast rührend, mit welcher Energie und finanziellen Mitteln hier die Vergangenheit lebendig gehalten werden will. Leider ist das Interesse bei der einheimischen Bevölkerung sehr wenig bis gar nicht vorhanden. Die Touristen, die kommen, zieht es an die Atlantikküste mit ihrem modernen Flair, Restaurants, Diskotheken und dem Allerlei, was ein gelungener Strandurlaub so zu bieten hat. Für das Hinterland interessiert sich kaum jemand.