Wir sind fertig! Wir haben es geschafft! Alle Schafe sind geschoren!
Unsere neue Schermaschine ist natürlich immer noch in Reparatur. Ob wir die noch in diesem Jahr zurück bekommen, ist fraglich. Also wurde der überwiegende Teil der Schafe mit der Hand geschoren.

An die übliche Handschere trauten wir uns nicht ran. Wir haben damit ja keinerlei Erfahrung und von den Schuren der letzten Jahre wissen wir, dass diese Scheren, auch von Profis benutzt, schlimme Verletzungen bei den Tieren verursachen können. Wir ließen uns also im Landwirtschaftshandel beraten und bekamen zwei chinesische Scheren verkauft.

Auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, entpuppten sie sich dann als wahre Schneidewunder. Die Schlaufen für die Finger sind groß und bequem, das Werkzeug liegt sehr gut in der Hand und die Druckverteilung ist optimal. Auch wenn die Schneidefläche recht klein erscheint, kamen wir mit den sehr scharfen Scheren sehr schnell voran. Anfangs piksten wir uns noch ziemlich oft selbst in die Finger, das gab sich aber nach einigen Tagen, als wir mehr Routine damit hatten. Die Tiere kamen, bis auf einige wenige kleine Blessuren, in diesem Jahr sehr verletzungsarm davon!
Unsere Schafe waren zufrieden und blieben in den allermeisten Fällen still stehen, sodass wir sie zu zweit von der Wolle befreien konnten, die bei einigen Tieren über 15 cm lang und ziemlich verfilzt war. Steffen begann am Kopf und ich am Hinterteil. In der Mitte am Rücken trafen wir dann zusammen und nach etwa einer Dreiviertelstunde war das Schaf von seinem Pelz befreit.

Jedes Schaf bekam eine individuelle Behandlung, je nach seinen Bedürfnissen. Von den Einjährigen, die das erste Mal geschoren wurden, hatten einige ziemliche Angst vor der Prozedur. Am Ende lagen sie in Steffens Schoß und waren eingeschlafen, bis ich mit dem Scheren fertig war!
Es war für uns eine schweißtreibende Arbeit, aber nicht das Scheren selbst, sondern die ungewöhnlich hohen Temperaturen machten uns zu schaffen. Seit über einer Woche liegen sie bei über 35Grad, oft noch darüber. Wir standen also schon um 5Uhr auf, begannen um 6.30Uhr mit dem Scheren und waren meist bis zur schlimmsten Mittagshitze mit unserem Tagwerk, 6-8 Schafe, fertig. Danach mussten wir uns um die Wasserversorgung für die Tiere kümmern, die momentan einen unglaublichen Durst haben. Auch der Park muss gegossen werden.
Das anschließende Desinfektionsbad empfanden die meisten Schafe als recht angenehm. Einige standen dann noch, bis zum Bauch im Wasser, auf der Rampe und wollten gar nicht mehr heraus. Natürlich leiden auch die Tiere unter den Temperaturen und es wurde Zeit, dass wir sie von der Wolle befreit haben.
Alles in Allem war es eine arbeitsreiche und so nicht eingeplante, aber trotzdem stressfreie Schur, für uns und vor allem für die Tiere. Wir werden es im nächsten Jahr wieder selbst übernehmen und uns auf keinen Schermann mehr einlassen. Wir werden, je nach Witterung, etwa vier Wochen früher mit der Schur beginnen und können uns das ja alles selbst einteilen.