Die Vorbereitungen zur Schafschur sind in vollem Gange.
Das Desinfektionsbad wurde gesäubert und mit frischen Wasser gefüllt. Das dauert einige Tage. Während dieser Zeit erwärmt sich auch das Wasser in der Sonne und die Schafe müssen nach der Schur nicht in eine unangenehm kalte Brühe springen.

Das Becken ist in der Nacht abgedeckt, damit kein Tier versehentlich hineinfällt. Es ist aber auch durch einen Zaun gesichert und nur über einen separaten Weg zugänglich. Das stört die Schlangen natürlich gar nicht. Sie haben in der nahen Umgebung ihre Nester, weil sie hier das ganze Jahr über ihre Ruhe haben. Durch die Putzaktion aufgeschreckt, haben wir gleich am ersten Tag zwei Schlangen aus dem Wasser geholt.

Heute war das Becken dann gefüllt und wir haben am Morgen die Lämmer von den Müttern getrennt, um die Kleinen zu baden. Sie werden ja in diesem Jahr noch nicht geschoren, brauchen aber auf der Haut einen Schutz gegen Parasiten und Ungeziefer.
Eigentlich sollten heute auch die männlichen Lämmer kastriert werden. Das richtige Alter von vier Monaten haben sie. Aber sie sind von der Reife her noch lange nicht so weit und alle miteinander noch viel zu klein! Jetzt macht sich das trockene Wetter der vergangenen Monate bemerkbar: die Mütter hatten wenig und schlechte Milch, weil durch die Mangelernährung der Fettanteil fehlt. Die Lämmer sind nun alle von der Muttermilch entwöhnt, haben aber auch kein frisches, fettes Gras für das Wachstum. Sie sind alle extrem klein und wachsen nicht. Am besten entwickelt sind unsere Flaschenlämmer, aber auch sie bekommen keine Milch mehr und fressen das magere Gras auf den vertrockneten Weiden.
Da die Weide der Esel und Ziegen auf der Südseite noch relativ gut ist, haben wir am Mittwoch die Flaschenlämmerherde auf diese Seite gebracht, damit sie sich sattfressen können. Keine vier Stunden später war das erste Lamm von Raubvögeln und Geiern getötet und gefressen. Das war ein Schock für uns, so etwas hatten wir noch nie erlebt. Bisher waren die großen Lämmer vor den Vögeln immer sicher gewesen.
Durch die Dürre haben die Raubvögel ein riesiges Futterangebot und haben sich massenhaft vermehrt. Große Schwärme kreisen mittlerweile am Himmel und wenn den Hunger kein am Boden liegender Kadaver stillt, werden die kleinen und hilflosen Tiere getötet. Lämmer sind unbedarft und neugierig. Sie rennen nicht weg, wenn sich die riesigen Geier in der Nähe niederlassen. Das ist dann ihr Todesurteil.
Es sind inzwischen so viele Geier in der Luft, dass es für uns unmöglich ist, die großen Weiden ständig zu überwachen. Die Angst um unsere Tiere zerrt an den Nerven.
Am Dienstag wird dann endlich geschoren. Es wird immer schwieriger, einen Scherer zu organisieren. Die großen Schafzüchter lassen diese schwere Arbeit von ihren Angestellten erledigen, Schafhalter wie uns mit um die 100 Tiere gibt es kaum noch. Deshalb gibt es auch fast keine Scherer mehr, die von Hof zu Hof ziehen. Es ist eine harte Arbeit, die nur für wenige Wochen im Jahr anfällt. Das will sich auch hier niemand mehr antun.
Das Wetter ist weiterhin heiß und trocken. Für Sonntag ist ein Gewitter vorhergesagt, für Montag niedrigere Temperaturen und Regen. Die Regenmengen sind allerdings so gering, dass sie kaum beachtenswert sind.
Die Feuergefahr wächst von Tag zu Tag. Was die ganze Sache so schlimm macht, ist die Tatsache, dass kein Löschwasser vorhanden ist. Die Flüsse führen Niedrigwasser und die meisten Bäche und Teiche sind schon ausgetrocknet oder stehen kurz davor.