
Als wir vor zwei Jahren im Wohnzimmer die Zwischenwand mit den Regalen einzogen, waren wir der Meinung, nun für die nächsten Jahre genügend Platz für unsere Bücher zu haben. Maximal fünf Regalmeter haben wir noch übrig!
Deutschsprachige Bücher sind in Uruguay nicht zu bekommen. Es sei denn, man findet irgendwo auf dem Flohmarkt oder in einem Antiquariat ein altes Exemplar, meist mit Inhalt über den zweiten Weltkrieg.
Bücher haben hier einen hohen Stellenwert. In fast jedem Dorf und in jeder Stadt gibt es Leihbüchereien. Auch in Tarariras. Buchläden gibt es in großer Zahl. Und in Montevideo eine kaum überschaubare Anzahl von Antiquariaten. Aber eben nur Bücher in spanischer Sprache.
Deutschsprachige Bücher müssen wir uns also aus Deutschland mitbringen. Und das machen wir ganz fleißig. Pro Person können wir zwei Koffer, ein Handgepäckstück und eine Handtasche mit dem Flugzeug herbringen, mit einem Gesamtgewicht von 58 kg. Mit der Kofferwaage wird bis auf das letzte Gramm ausgereizt. Kleidung brauchen wir wenig auf unserer Reise, der überwiegende Teil des Gewichts bestimmen die Bücher. Der Rest wird mit den vielen Kleinigkeiten aufgefüllt, die es in Uruguay nicht gibt, die uns hier aber das Leben versüßen oder erleichtern. Dinge, die nicht lebensnotwendig sind, auf die man verzichten könnte, aber es ist dann doch schön, wenn man sie hat! Ja, gute Schokolade und Lakritze sind dabei, Gewürze und einiges mehr.
Da wir nur einmal pro Jahr nach Deutschland reisen, muss für ordentlich Vorrat gesorgt werden. Die Kleinigkeiten werden in eine neu erworbene Gießkanne gestopft. Dort sind sie gut aufgehoben und werden nicht zerdrückt. Und dann kommen die Bücher! Offiziell dürfen nur schon gelesene Bücher nach Uruguay eingeführt werden. Ich durfte bei der Einreise schon des öfteren mein Gepäck beim Zoll öffnen und den interessierten Zöllnern erklären, dass diese Menge an Büchern selbstverständlich gelesen ist. Es kommt wohl nicht so oft vor, dass jemand 20 oder mehr Bücher in die Koffer packt. Das muss dann natürlich ganz genau kontrolliert werden. Ich wurde dann aber immer mit einem verständnisvollen Lächeln weiter geschickt.
Wir lesen gerne und viel. Romane, geschichtliche Abhandlungen, Biografien und vieles mehr. Einige Themen gibt es tatsächlich nicht in Neuauflagen, so dass wir auf antiquarische Bücher zurückgreifen müssen. Fast 4000 Bücher stehen in den Regalen überall im Haus verteilt. Die extra eingerichtete Bibliothek platzt inzwischen aus allen Nähten.


Unser Enkelchen in Deutschland profitiert mittlerweile von unserem Sammeleifer: die Bücher, die vor Jahrzehnten die Mutter und Tante gelesen haben, bzw. vorgelesen bekamen, wandern nun im Koffer der Großeltern zurück und lassen Kinderaugen strahlen.