Gerade noch mal gut gegangen!

Für Freitag waren die absolut höchsten Temperaturen vorhergesagt.

Uruguay gehört zur Zeit zu einer der heißesten Zonen der Welt.

Wir sind schon lang vor Sonnenaufgang um 4 Uhr aufgestanden, um den Park zu gießen. Um 6 Uhr betrug die Temperatur schon 28 Grad, bis zum Mittag sollten es dann 44 Grad werden. Dazu kam im Laufe des Vormittags ein heftiger Wind.

Nach dem Frühstück sind wir nach Tarariras zum Einkaufen gefahren. Für das Wochenende sind heftigste Gewitter vorhergesagt, da können die Wege ganz schnell unpassierbar werden.

Um die Mittagszeit legten wir uns schlafen, draußen war es unerträglich heiß und wir mittlerweile ziemlich müde. Nach zwei Stunden Siesta bekamen wir von Daniel die schon so lange befürchtete Nachricht: auf der „Milagrosa“ brennt es! Das ist eine große Estancia, die direkt an das Grundstück unseres Nachbarn grenzt. Daniels Vater arbeitet dort als Verwalter.

Wir eilten nach draußen, um nachzusehen und entdeckten die Rauchwolke. Schleunigst machte ich mich auf den Weg, die Nachbarn zu informieren. Die 700 Meter legte ich im Laufschritt zurück, das ging am schnellsten. Ich klopfte sie aus dem Bett, denn auch sie hatten sich zur Mittagsruhe hingelegt. Von deren Haus hatte ich einen guten Blick auf den Brandherd. Das sah nicht gut aus. Hohe Flammen schlugen schon aus dem Wald und kamen schnell voran. Also rannte ich wieder nach Hause und begann unseren Notfall-Plan abzuarbeiten. Steffen hatte unterdessen das Tor zum Campo geöffnet, dass die Feuerwehr leichten Zugang hat. Dann ging alles Hand in Hand. Es zahlte sich nun aus, dass wir uns für den Fall der Fälle einen Plan zurecht gelegt hatten.

Die Pumpe wurde angeworfen und alle großen Tonnen mit Wasser gefüllt. Dann holten wir Octavio und Karlchen von ihrer Weide in den kleinen Corral. Deren Weide grenzt direkt an den Kiefernwald des Nachbarn, und der war absolut feuergefährdet. Dann rief ich die große Schafherde von der Weide. Wie hundertmal geübt, kamen die Schafe im Laufschritt nach oben. Alles klappte wie am Schnürchen. Soll mir noch einer sagen, Schafe seien doof! Wir trieben sie in den kleinen Mittelgang hinter dem Galpon. Hier hatten wir sie unter Kontrolle und konnten im Notfall auch gut löschen.

Dann wurden unzählige Wasserkanister gefüllt und im Abstand von 1,5 Metern im kleinen Gehege verteilt. Löschwasser, wenn das Feuer über die Wiese kommt.

Zwischenzeitlich hatte unser Nachbar beschlossen, das ginge ihn alles nichts an und fuhr mit seinem Auto weg zum Feuergucken und Palavern!

Als alle Vorbereitungen abgeschlossen, alle Behältnisse mit Wasser gefüllt, der Schlauch umgesteckt und die Katze ins Haus gesperrt war, setzten wir uns auf unsere Klappstühle, beobachteten die sich immer mehr vergrößernde Rauchsäule und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

Nach etwa einer halben Stunde kam die Feuerwehr. Sie suchten nach einem Weg, dem mittlerweile außer Kontrolle geratenem Feuer von unserer Seite aus zu Leibe zu rücken. Die Flammen kamen dem Kiefernwald des Nachbarn gefährlich nah, wenn der erreicht würde, war Hopfen und Malz verloren.

Mit unseren Vorbereitungen zeigten sie sich sehr zufrieden, denn im Notfall würden wir erst einmal auf uns alleine gestellt sein.

Dann machten sie sich auf den Weg zum Nachbarn, der war allerdings nicht da. Das Feuerwehrauto kämpfte sich durch den fast undurchdringlichen Urwald, kam aber nicht bis zum Feuer durch und gab es schließlich auf. Mit mehreren Handys versuchten wir, den Nachbarn zu erreichen, vergeblich. Die Feuerwehr wollte eine Schneise in dem Wald legen, die Idee wurde aufgegeben, man suchte nach einer anderen Möglichkeit, dem Feuer Herr zu werden.

Löschhubschrauber konnten keine eingesetzt werden, weil alles, was zur Verfügung stand, schon an anderen Orten im Einsatz war, hektarweise steht das Land in Flammen. Vielerorts gibt es auch kein Wasser mehr, die Menschen werden mit Tanklastzügen versorgt. Unser Brunnen bringt noch genug Wasser, das hat die Feuerwehr auch beruhigt.

Wir versorgten die Männer noch mit Getränken, bevor sie sich verabschiedeten, dann waren wir auf uns alleine gestellt.

Der Nachbar kam dann irgendwann wieder, brachte einige Bekannte zum Feuergucken mit, von seinem Haus aus hatte er einen Logenplatz, und wir verstanden die Welt nicht mehr!

Der heftige Wind legte sich am Nachmittag wieder und blies nur noch leicht von Nord nach Süd. Wir bekamen von dem ganzen Qualm kaum etwas ab und das Feuer entfernte sich in südliche Richtung, wir waren gerettet!!!!

Als es dunkel wurde, leuchteten die Feuer orangerot in die Nacht. Wir waren beruhigt, dass sie nicht näher kamen und gossen wieder den Park, der unter dem heißen Wind sehr gelitten hatte.

Um das Feuer weiterhin unter Kontrolle zu haben und im Ernstfall schnell reagieren zu können, beschlossen wir, draußen zu übernachten, an Schlaf war eh nicht zu denken. Nach einer Stunde flüchteten wir allerdings ins Haus, nachdem Heerscharen von Ungeziefer über uns hergefallen waren.

Alle zwei Stunden sahen wir nach dem Feuer, das gegen Morgen dann unter Kontrolle und schließlich fast gelöscht war. Bei Sonnenaufgang standen wir wieder auf. Um 7 Uhr zeigte das Thermometer bereits 30 Grad.

Für heute Nachmittag und die ganze nächste Woche sind ergiebige Regenfälle vorhergesagt und ein leichter Rückgang der Temperaturen. Ich glaube, wir haben uns noch nie so sehr auf Regen gefreut wie heute!

2 Gedanken zu “Gerade noch mal gut gegangen!

    1. Die Eukalyptus-Bäume sind weniger das Problem. Die brennen „nur“ untenrum. ( das eine Foto von Daniel zeigt einen Eukalyptus-Wald. Die Bäume stört ein Feuer wenig, die treiben wieder aus und wachsen weiter) Das große Problem bei uns momentan ist der Kiefernwald des Nachbarn.
      Aber die riesigen Monokulturen von Eukalyptus-Wäldern natürlich auch! Quadratkilometerweise Baum an Baum. Eine lebensgefährliche Aufgabe für die Feuerwehr. Da wird das schnelle Geld schnell zur Katastrophe, das hat die Regierung mittlerweile auch erkannt, allerdings etwas zu spät. Die zweite Zellulose-Fabrik ist fast fertig und es werden weiter munter Eukalyptus-Plantagen angepflanzt.
      Wir halten rundum zu allen Nachbargrenzen die Wiesen kurz und sauber, da kann man kleine Flächenbrände relativ schnell löschen. Bisher haben wir Glück gehabt.

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