Die Ziegenherde ist durch die acht Zicklein zu stark gewachsen und wir hatten sie die letzte Zeit einfach nicht mehr unter Kontrolle. Im Alter von drei Monaten kommen die Kleinen ins Flegelalter und leben ihre neu entdeckte Freiheit ungehemmt aus. Da hat auch die Mutter keine Macht mehr, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Zicklein wuseln durch die Zäune, dass die ein Hindernis darstellen sollen, verstehen sie nicht. „Geht doch😊“.

Die Ausflüge wurden immer ausgedehnter, bis die Herde eines Tages wieder auf Nachbars Grundstück spazieren ging und sich die wuchernden Büsche und Sträucher schmecken ließ. Wir verpassten den Müttern eine Sperre in den Hörnern, in der Hoffnung, dass diese dann nicht durch den Zaun schlüpfen können, und dadurch auch die Jungen davon abhalten würden. Aber die Rabauken gingen ohne Mama zum Fressen und zwei der jungen Mütter entledigten sich kurzerhand des störenden Stockes und folgten ihnen.

Nicht auszudenken, wenn die ganze Rasselbande über den Gemüsegarten der Nachbarin herfällt! Der liegt zwar einen halben Kilometer entfernt, das ist für die Ziegen aber keine große Entfernung. Sie lieben ausgedehnte Wanderungen und sind immer auf der Suche nach Abwechslung.
Die letzte Zeit verbrachten wir also einen großen Teil de Tages damit, die Ziegen wieder zurück zu bringen und ständig nach ihnen Ausschau zu halten. Wir hatten in der Vergangenheit viele Durchschlupfmöglichkeiten im Zaun gestopft. Da das Gelände aber sehr uneben und an einigen Stellen mit Felsbrocken durchsetzt ist, ist es unmöglich, den 1,5 km langen Grenzzaun ausbruchsicher zu gestalten. Und Ziegen finden immer einen Weg: unten drunter, oben drüber oder einfach quer durch!
Andere Tiere sind da genügsamer und respektieren in der Regel die Zäune. Wir entschlossen uns also schweren Herzens, einen Großteil der Ziegen zu verkaufen. Einen Abnehmer hatten wir innerhalb eines Tages. Ziegen sind als Sonntagsbraten sehr begehrt, viele wollen welche haben, aber niemand will sich die Haltung antun. Der Käufer ist ein alter Bekannter, der selbst Ziegen züchtet. Wir müssen also nicht befürchten, dass die Tiere gleich auf dem Grill landen, obwohl das Schicksal der fünf männlichen Zicklein bereits besiegelt ist. Aber die zwei dreijährigen Jungziegen werden mit dem Ziegenbock ein neues Zuhause finden und für frisches Blut in der dortigen Herde sorgen.

Wie haben nur unsere Stammziegen, die wir vor über fünf Jahren gekauft hatten, behalten: Mariechen, unsere alte Oma von über 12 Jahren, die braune „Gazelle“ und die „Weiße“ und die schwarze „ Mama-Ziege“. Dazu noch das dreibeinige Zicklein, deren Wunde wunderbar verheilt ist. Auch die Töchter der schwarzen Ziege haben wir behalten. Sie sind eher kleine Zwerg-Ziegen ohne Hörner, dafür mit langen Segelohren, herzallerliebst anzusehen!
Die kleine Herde ist nun überschaubar und hat bis jetzt keine Ausbruchsversuche gemacht. Die erwachsenen Ziegen sind zu alt für solche Unternehmungen und die Kleinen werden sich hoffentlich an die Regeln halten.
Nachwuchs werden wir nun keinen mehr bekommen. Es fiel uns sehr schwer, auch den zahmen Bock zu verkaufen, aber letztendlich blieb uns nichts anderes übrig. Die sieben Ziegen werden uns weiterhin den Campo sauber halten und Büsche und Bäume fressen. Aber für eine Zucht ist unser Gelände einfach nicht geeignet, weil nicht komplett ausbruchsicher. Und einsperren oder gar anbinden wollen wir die freiheitsliebenden Tiere nicht. Sie sind es gewohnt, ständig unterwegs zu sein. 6 ha sollten da eigentlich genügen, aber der Grashalm hinter dem Zaun ist halt doch interessanter als der davor😁