
Mittlerweile haben wir 90 Schafe ( 4 neugeborene Lämmer ) und fast alle halten sich an die Regeln. Das heißt: sie verlassen morgens zusammen die Schlafweide und kommen am Abend pünktlich wieder zurück. Und vor allem: sie respektieren die Zäune und bleiben in dem für sie vorgesehenen Areal!
Abgesehen von zwei weiblichen Schafen, die uns schon seit Jahren nerven, weil sie grundsätzlich keine Zäune akzeptieren und sich auch immer von der Herde absondern. Egal ob Draht- oder Elektrozaun, nichts hält sie auf. Wenn möglich, schlüpfen sie irgendwie durch, wo das nicht möglich ist, wird ohne Rücksicht auf Verluste alles zerrissen und kaputt gemacht, was im Weg ist. Eigene Verletzungen, vor allem im Gesicht, werden mutwillig in Kauf genommen, ganz nach dem Motto: ich will da durch und ich komm‘ da durch!
Was haben wir schon alles versucht, von der Halsmanschette bis zum abschreckenden Stromschlag, von schimpfen, erschrecken oder zeitweiligem anbinden; nichts hat genützt. Im letzten Jahr haben sie ihre neugeborenen Lämmer mit zum Ausbruch genommen, waren grundsätzlich immer auf einer anderen Weide wie der Rest der Herde, es war zum Verzweifeln! Nach drei Monaten haben wir ihnen die Lämmer weggenommen, in der Hoffnung, dass der Nachwuchs die Marotten der Alten nicht übernimmt. Das hat geklappt. Die Lämmer haben sich brav in die Herde integriert. Die Mütter hingegen lassen sich immer wieder neue Ideen einfallen, um uns auszutricksen. Denn dass sie mit uns spielen, ist klar. Wenn wir hinter ihnen her jagen, laufen sie nur so weit weg, dass maximal zwei Meter Abstand zwischen uns sind. Wird dieser größer, warten sie auf uns, bis wir sie eingeholt haben. Treiben wir sie ins Gehege zurück, grasen sie brav, warten, bis wir ihnen den Rücken zukehren, und Wutsch: sind sie wieder durch den Zaun. Neuerdings kommen sie bis in den Park, schleichen herum, warten, bis wir sie entdeckt haben und dann geht das „Fang mich doch“ Spiel von vorne los.
Oft wollten wir sie schon verkaufen, weil sie uns den letzten Nerv rauben, uns langsam in den Wahnsinn treiben. Aber mit solchen „pasadoras“ , Ausbrechern, wird hier kurzer Prozess gemacht. So einen Zirkus macht kein Bauer mit. Ein Verkauf kommt einem Todesurteil gleich, und dazu konnten wir uns denn doch nicht überwinden. Weil sie beide ja eigentlich ganz lieb sind, handzahm! Sie lassen sich streicheln und gucken uns mit ihren Schafaugen so vertrauensvoll an, die können wir doch nicht einfach zur Schlachtbank führen !!!!

Momentan befinden sie sich wieder in Einzelhaft, oder besser : zu zweit in Haft am Strick! In der Nacht teilen sie sich ein kleines Gehege mit Unterstand und wir haben den Eindruck, dass sie das als Vorzugsbehandlung und Belohnung empfinden! Tagsüber sind sie mit einem Strick an einem 25kg Gewicht befestigt und können sich nur in dessen Umkreis bewegen und fressen. Abhauen ist da nicht mehr drin!
Wie lange wir diesen Irrsinn noch mitmachen, wissen wir nicht. Sie waren im letzten Jahr schon mal eine Zeit lang angebunden gewesen, aber auf Dauer ist das keine Lösung .