Es ist saukalt!
Gegen Morgen sinkt das Thermometer bis auf mindestens minus fünf Grad, sodass sogar die Wasserleitung vom Hochbehälter einfriert und erst gegen neun Uhr wieder so langsam auftaut, wenn die Sonne auf das schwarze Rohr scheint. Bis dahin gibt es eben kein Wasser. Der Kessel für das Kaffeewasser wird schon am Abend zuvor gefüllt. Auf alles können wir kurzfristig verzichten, auf den heißen Kaffee zum Frühstück nicht!
Alles ist morgens weiß gefroren, auch die braunen Schafe haben eine Schicht weißen Raureif auf der Wolle. Einige der Tiere gehen in die Unterstände zum Schlafen, der Großteil sucht sich auf der Wiese oder unter den Bäumen einen Ruheplatz. Die Wolle ist ausreichend lang und dicht, sodass ihnen das Wetter, solange es trocken bleibt, nicht viel ausmacht.
Die Gartenarbeiten haben wir eingestellt. Der Boden ist bis zum Mittag gefroren und die Sonne versteckt sich größtenteils hinter dicken Wolken. Was also tun ?

Am Abend sitzen wir vor dem prasselnden Kaminfeuer und lesen. Obiges Buch ist sehr unterhaltsam und wirklich empfehlenswert. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine wochenlange Reise, auf den längsten Fußweg der Welt, den über 3000 km langen „Appalachian Trail“ im Osten der USA. Während dem Lesen meldet sich immer wieder ein Stimmchen im Hinterkopf: ich will auch!!!
Wir haben früher gerne mehrtägige Hüttenwanderungen in den Alpen unternommen und beim Lesen juckt es in den Füßen!!! Da wir derzeit aber hier nicht fortkommen, der Gedanke daran sich aber hartnäckig festgesetzt hat, haben wir uns etwas einfallen lassen: Vor unserer Haustür beginnt praktisch ein etwa 25 km langer Rundweg von Schotterstraßen, den wir schon des Öfteren gegangen sind. Machen wir unsere Hüttentour also zu Hause!! Jeden Tag 25 km wandern sollte zu schaffen sein. Sieben Tage haben wir dafür eingeplant, mal in die eine Richtung, mal in die andere, damit es nicht zu langweilig wird. Die Frage ist: sind wir noch so gut in Form, in sieben Tagen 175 km zu schaffen?
Seit zwei Jahren sind wir praktisch täglich im Park beschäftigt. Das macht Spaß, aber irgendwann brauchen wir doch etwas Abwechslung. Mittlerweile tun die Knie weh vom vielen „auf dem Boden rum rutschen“ , vom Unkraut rupfen und Rasen ausstechen. Der Rücken schmerzt seit Wochen, der Körper schreit nach Abwechslung, einem anderen Bewegungsmuster! Wandern ist da genau das richtige!
Morgen geht es los. Wenn wir nach dem Frühstück die Tiere versorgt haben, schnüren wir die Wanderschuhe. Fünf bis sechs Stunden Gehzeit sind eingeplant. Pausen brauchen wir keine, dazu ist es eh zu kalt. Am Nachmittag werden wir frühzeitig zurück sein, um vor dem Dunkelwerden die Tiere zu versorgen. Wir machen eine siebentägige Hüttentour, dürfen jeden Abend in unser eigenes warmes Bett und müssen nicht im kalten Zelt übernachten, wie der Autor auf seiner Tour. Wir haben etwas mehr Komfort und freuen uns auf unser Abenteuer.
Ich werde jeden Abend Bericht erstatten. Wir sind sehr gespannt darauf, ob wir das durchstehen😁der Wille dazu ist da. Auf geht’s !