Daniel arbeitet weiterhin einen Tag die Woche für uns. Am Samstag kommt er für einige Stunden und kümmert sich um die Zäune, schweißt Tore oder fällt Bäume. Einfachere Arbeiten wie Rasenmähen und Unkrautrupfen kommen für ihn nicht in Frage. Die Hauptarbeiten bleiben also fest in unserer Hand.
Vergangenen Freitag meldete er sich per Handy aufgrund der Unwetterwarnung und verschob seinen Arbeitseinsatz auf Sonntag. Uns ist das gleich, an welchem Tag er kommt, also stimmten wir zu.
Am Sonntag standen wir etwas früher auf, damit wir fertig waren, wenn er um 8.00 Uhr auftaucht. Hell wird es erst um halb acht, da gibt es für uns keinen Grund, schon im Dunkeln aufzustehen, da auch die Schafe vor 9.00 Uhr nicht richtig wach sind. Das ist jahreszeitlich bedingt und hängt mit der Tagesdauer zusammen. So müssen wir im Sommer jeden Morgen um sechs Uhr aus den Federn und genießen jetzt im Winter natürlich die längeren Ruhezeiten.
Sonntag Früh um 8.00 Uhr war von Daniel nichts zu sehen. Keine Nachricht, nichts. Bis zur Mittagszeit gingen wir unserer Arbeit nach und beschlossen dann, einen Spaziergang zu unternehmen. Das Wetter war herrlich, die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und es war Sonntag, also kein Grund, den ganzen Tag zu arbeiten.
Wir verließen unser Grundstück und gingen die Straße entlang, bis uns nach etwa 500 Metern ein Auto auf dem glitschigen Untergrund im Schneckentempo entgegen kam. Es macht für uns keinen Sinn, sich die Autos zu merken, die Daniel jeden gefühlten Monat neu erwirbt und so erkannten wir ihn denn auch erst, als das Auto bei uns anhielt und der Fahrer die Scheibe herunter ließ. Wir unterhielten uns eine Weile ganz nett, bis Steffen ihn dann doch mal fragte, ob er denn zum Arbeiten kommen würde. Ja, ja, doch , doch! Er käme erst jetzt, da er heute Morgen keine Lust zum Aufstehen hatte🙈
Wir machten also kehrt, beendeten unseren Spaziergang und gingen zum Campo zurück. Daniel fuhr schon mal vor!
Als Arbeit für gestern war das Fällen eines Baumes im Park vorgesehen. Der Baum bestand hauptsächlich aus kleinen Stacheln und störte uns die schon die ganze Zeit. Bei jedem Wind verlor er seine kleinen dürren Ästchen, die Stacheln waren überall: in den Fingern, den Schuhsohlen und in den Reifen des Rasenmähers. Der über 12 Meter hohe Baum musste weg!

Die Arbeit war so ganz nach Daniels Geschmack! Behände wie ein Kletteräffchen stieg er in den Baum, suchte sich in drei Meter Höhe einen sicheren Stand und ließ sich dann von Steffen die Kettensäge reichen! Das Wort Arbeitsschutz ist noch nicht ins uruguayische übersetzt, daher völlig unbekannt und überflüssig🙈

Ast für Ast wurde gekappt und fiel krachend auf die Wiese. Die belaubten Äste wurden von den kahlen Stämmen getrennt und den Schafen und Ziegen als Zusatzfutter über die Zäune geworfen. Diese Arbeit übernahmen Steffen und ich, während Daniel unermüdlich mit der Kettensäge hantierte und den Baum nach und nach in Kleinholz zerlegte.

Die Tiere freuten sich und machten sich auch gleich über das frische Grün her.

Nach dreieinhalb Stunden schwerer Schufterei war die Arbeit erledigt. Der Baum war gefällt, in seine Einzelteile zerlegt und säuberlich beiseite geschafft worden. Das Brennholz wurde im neuen Obstgarten aufgeschichtet. Hier kann es jetzt die nächsten zwei Jahre trocknen, bevor es im Kamin verheizt wird.
Aus einem gemütlichen Sonntagnachmittag ist leider nichts geworden. Die Nachwirkungen der Plackerei spürten wir noch den ganzen Montag über in den Knochen. Aber man muss flexibel bleiben😁