Sprachgebrauch in Uruguay

Welche Sprache spricht man in Uruguay?

Spanisch natürlich!!!

Die offizielle Sprache lautet daher: spanisch

Das ist aber nur die halbe Wahrheit und deshalb möchte ich dazu einige Tips und Anekdoten loswerden, falls von den geneigten Lesern der ein oder andere mit dem Gedanken spielt, einmal hier Urlaub zu machen oder sich gar hier niederlassen zu wollen.

Vor einigen Jahren lernten wir hier ein Berliner Lehrerehepaar kennen, die ihr Sabbatjahr in Südamerika verbringen wollten. Sie hatten sich gut vorbereitet und einige Semester am Instituto Cervantes in Berlin Spanisch gelernt. Dort wird das reine Hochspanisch gelehrt, damit kommt man in Spanien sehr gut zurecht.

Unser Lehrerehepaar landete nun gut gerüstet in Buenos Aires, wollte dort einige Tage verbringen und danach mit der Fähre nach Uruguay übersetzen. Am Flughafen stiegen sie in ein Taxi und teilten ihr Fahrtziel mit. Der Fahrer verstand kein Wort und sah sie nur kopfschüttelnd an. Sie wechselten das Taxi, hier das gleiche Spiel. Mit Händen und Füßen gestikulierend, kamen sie dann irgendwann ziemlich genervt im gebuchten Hostel an, hier sprach man allem Anschein nach auch kein Cervantes-Spanisch.

Wir saßen am Abend mit ihnen in Colonia in einem Lokal und sie erzählten von ihren Reiseerlebnissen. „Da drüben in Buenos Aires gibt es nur Ausländer, die kaum spanisch verstehen. Und sowas sitzt im Taxi und will Touristen chauffieren!!“

Wir haben Tränen gelacht, als die beiden sich in Rage redeten und immer wieder von ihren hervorragenden Sprachkenntnissen, am Instituto Cervantes erworben, erzählten und über die „Gastarbeiter“ schimpften. Was war geschehen ?

Rechts und links vom Rio de la Plata spricht man „rioplatensisch“. Die Schreibweise gleicht größtenteils dem Hochspanischen, allerdings weicht die Aussprache ganz gewaltig davon ab und auch in der Grammatik gibt es Unterschiede. Ich will jetzt nicht auf alles eingehen, wer genaueres wissen will, darf mich aber gerne danach fragen. Es gibt auch entsprechende Literatur darüber.

Hauptaugenmerk liegt aber auf der Aussprache. Und zwar werden hier die Buchstaben y und ll wie ein schönes breites hessisches sch ausgesprochen! Mallorca ist also nicht wie in Spanien gebräuchlich Majorca, sondern Maschorca. Llave( der Schlüssel ) nicht Ljawe, sondern schabwe, weil das v so ein Zwischending von b und w ist. Und yo ( ich ) heißt nicht, wie in Spanien jo sondern scho und playa (Strand) nicht plajah sondern plascha! Ich denke, anhand dieser Beispiele wird das Problem unserer Lehrer deutlich. Sie wurden von den armen Argentiniern einfach nicht verstanden. Die Berliner waren die Ausländer, die die Landessprache nicht beherrschten, da half auch kein Cervantes.

Sie fühlten sich von uns ausgelacht und waren leider keiner Erklärung zugänglich. Das Instituto Cervantes ist die beste Sprachschule für die spanische Sprache!! Brummelnd zogen sie nach dem Essen von dannen.

Dass mich jetzt niemand falsch versteht: das Instituto Cervantes ist eine hervorragende Einrichtung für das Erlernen der spanischen Sprache, wenn man denn nach Spanien will. Für Südamerika taugt es nur bedingt. Man sollte zudem Willens sein, auf die Eigenheiten der einzelnen Länder auf dem südamerikanischen Kontinent bezüglich der Sprache, und nicht nur der Sprache!!!, einzugehen, dann helfen auch Grundkenntnisse des hochspanischen weiter, das vor allem von der gebildeten Bevölkerungsschicht verstanden wird. Wer Land und Leute kennenlernen möchte und dafür ins Hinterland geht, kommt allerdings ohne das einheimische Kauderwelsch kaum aus!

Die spanische Sprache ist hier zudem gespickt mit unzähligen Wörtern aus den indigenen Sprachen, auch wenn es, wie im Falle Uruguays, keine Ureinwohner mehr gibt, nur noch Mischlinge mit indigenen Wurzeln. Ich hoffe, ich habe mich jetzt korrekt ausgedrückt. Ich will niemanden diskriminieren.

Wir gucken fast jeden Abend die Nachrichten im Fernsehen, für uns der tägliche Spanisch-Unterricht. Das Lexikon Spanisch-Deutsch, in Deutschland gekauft, liegt immer griffbereit. Beim Nachschauen stoßen wir regelmäßig auf Wörter, die in Uruguay gebräuchlich aber im Lexikon nicht aufgeführt sind, weil sie in Spanien unbekannt sind.

In der Grammatik gibt es zum europäischen Spanisch auch einige Abweichungen. Während man in Spanien mehrere Vergangenheitsformen und die Höflichkeitsformel benutzt, kommt der Uruguayo mit weit weniger Schnickschnack aus. Bedeutet allerdings auch, dass er nur einen Teil seiner eigenen Sprache versteht. „Die verstehen ihre eigene Sprache nicht,“ hat mal ein gebildeter Spanier entnervt ausgerufen, als er sich mit einem Uruguayo unterhielt. Für uns Lernende ist das natürlich von Vorteil: wir lernen und benutzen das uruguayische Spanisch und können viel von der europäischen Grammatik weglassen! Ein Beispiel: die spanische Höflichkeitsform quisiera -ich möchte gerne- versteht hier kein Mensch! Hier heißt es klipp und klar : yo quiero -ich will- Basta😅

Vor einigen Jahren ist eine deutsche Familie nach Uruguay ausgewandert. Die wollten sich in der Nähe von Montevideo niederlassen und haben in Deutschland schon fleißig Spanisch gelernt, sogar extra eine Privatlehrerin zwei Mal die Woche kommen lassen. In Montevideo angekommen, staunten sie nicht schlecht, dass das mit der Sprache doch nicht so reibungslos klappte, wie sie gehofft und auch erwartet hatten. Der zukünftige Schuldirektor ihrer Kinder klärte sie dann auf. Fassungslos hat die Frau dann gestammelt: „Wir haben das falsche Spanisch gelernt!“

Verlassen wir die argentinische Grenze, durchqueren das Land, das geht ziemlich schnell, weil es nicht besonders groß ist, und nähern uns dem Grenzgebiet nach Brasilien. Hier ist es ähnlich, weil wieder völlig anders und ganz abweichend vom europäischen Hochspanisch. Denn hier spricht man portuñol, einem Mischmasch aus dem brasilianischen Portugiesisch und dem uruguayischen Spanisch😂

Wer also irgendwann, nach Corona, einmal Uruguay besuchen möchte, suche sich bitte eine/n Spanischlehrer/in mit hiesigen Wurzeln, das erleichtert einen entspannten Urlaub ungemein. Mit Englisch kommt man in den Hotels und im Stadtgebiet Montevideos oder Buenos Aires nur bedingt zurecht. Ein freundliches Lächeln und ein höfliches Benehmen hat aber bisher noch immer jede Tür geöffnet!

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