Corona – Update

Die Impfungen in Uruguay schreiten rasch voran. Das Interesse der Bevölkerung ist sehr groß und vor allem im Raum Montevideo muss man an den Impfzentren mit langen Wartezeiten rechnen. Die Uruguayos sind Warten gewöhnt und so stehen sie geduldig bist zu zwei Stunden vor den Gebäuden in der Schlange, egal, ob bei 26 Grad die Sonne aufs Haupt brutzelt oder es wie aus Kübeln schüttet. Die meisten Menschen sehen das patriotisch. Wenn die Reporter durch die Reihen gehen und fragen, warum sie sich impfen lassen, kommt meist die spontane Antwort: für meine Familie, für mich und für Uruguay!

Auch wir sind nun schon das erste Mal geimpft. Wir hatten unseren Termin im 60 km entfernten Nueva Helvetia, einen beschaulichen Städtchen, einst von Schweizer Einwanderern gegründet. Warten mussten wir nicht, alles ging sehr schnell, fast zu schnell, um die Örtlichkeit und Situation zu überblicken. Ich war etwas nervös, weil ich nicht wusste, was da auf mich zukommt und ob vor allem meine Sprachkenntnisse in dieser neuen Situation ausreichen. Ich wollte die, die vor mir in der Reihe stehen, beobachten und alles genauso machen wie sie. Es standen leider nur zwei Frauen vor mir, Zeit zum Beobachten war nicht. Eine bewaffnete Polizistin empfing uns, fragte nach Vor- und Nachname und drückte uns einen Zettel in die Hand: unterschreiben! Zack, war der Zettel auch schon wieder weg, was drauf stand, wird sein Geheimnis bleiben. Drei vermummte, freundliche Damen empfingen mich in einem kleinen Räumchen: hinsetzen, piecksen, aufstehen und Tschüss war die Sache von Sekunden. Eh‘ ich mich versah, war ich auch schon wieder draußen und durfte im Schatten einiger Bäume Platz nehmen. Hier bekam ich eine viertel Stunde Erholung von dem ganzen Stress verordnet. Nach nicht einmal 20 Minuten war die Sache erledigt. Am 1. Mai bekommen wir dann die zweite Impfung.

Über 25% der Bevölkerung sind bereits geimpft. Damit steht Uruguay momentan auf Platz 7 im internationalen Ranking.

Damit hat es sich dann aber auch schon mit den positiven Meldungen. Die Infektionszahlen steigen weiterhin rasant an. Über 4000 Infektionen werden täglich gemeldet. Hochgerechnet auf die Bevölkerung Deutschlands wären das über 100.000 Neuinfektionen und 1700 Tote, jeden Tag !!!!!

Besonders in den Armenvierteln rund um Montevideo grassiert das Virus. Die Armut wächst und damit auch die Kriminalität. Täglich gibt es bewaffnete Überfälle auf Lebensmittelläden. Es ist erschreckend, wieviele Waffen hier im Umlauf sind.

30% der Bevölkerung können sich kaum selbst ernähren. Viele Organisationen bieten Suppenküchen an. Die Kinder bekommen in der Schule eine warme Mahlzeit. Weil die Schulen aber momentan geschlossen sind, herrscht auch hier sehr großer Mangel. Viele der Eltern sind arbeitslos. Arbeitslosengeld vom Staat gibt es sechs Monate. Danach ist Schluss. Sozialhilfe gibt es keine, jeder muss sehen, wie er zurecht kommt. Wer seine Miete nicht bezahlen kann, fliegt raus, Sozialklausel: Fehlanzeige! Und so mehren sich die Obdachlosen, vor allem alleinstehende Mütter mit ihren Kindern, die dann Zuflucht suchen in den Eingängen und Nischen der Innenstadt. Auch die häusliche Gewalt steigt rasant und sehr oft enden die Auseinandersetzungen tödlich. Besonders die ärmere Bevölkerung bekommt die Folgen der Pandemie grausam zu spüren.

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